Innerbetrieblicher Warenfluss : Agilox CEO Schmid: "Das Zeug zum Platzhirsch"

Agilox CEO Thomas Schmid, vormals Universal Robotics

Agilox-CEO Helmut Schmid: "Sehe für die Zukunft ein Subscription-Modell".

- © Agilox

Helmut Schmid ist ein bekannter Name in der Automatisierungsbranche. Der studierte Flugzeugbauingenieur war als Deutschland- und Westeuropa-Chef beim Cobot-Marktführer Universal Robots maßgeblich am raketenhaften Aufstieg beteiligt, als Vorstand des Deutschen Robotik Verbandes setzt er sich für eine breitere Akzeptanz und Förderung der Robotik ein.

In seiner neuen Rolle als Geschäftsführer bei Agilox wechselt er von der stationären in die mobile Robotik – mit autonomen Logistikrobotern will er die Branche aufmischen.

„Ich glaube, dass Robotik und Automatisierung die Wachstumsmärkte der Zukunft sind. Die stationäre und mobile Robotik ergänzen sich hervorragend. Und für mich war es einfach eine spannende Herausforderung, nachdem ich sechs Jahre im Bereich der Cobots tätig war und über ein sehr gutes Netzwerk verfüge“, so Schmid. Er sieht AMRs als Eränzungsprodukt in der Logistik – man stehe also nicht im direkten Wettbewerb zu den großen Herstellern im Bereich der fahrerlosen Transportsysteme.

Expansion mit Investment der Carlyle Group


Agilox steht voll auf Expansionskurs. Erst vor einem Jahr wurde der neue Firmensitz in Neukirchen bei Lambach eröffnet. Nun sollen neue Niederlassungen in China und Deutschland folgen. All das ermöglicht ein Investment der Carlyle Group, einer der größten börsennotierten amerikanischen Private-Equity-Gesellschaften. „Trotz oder vielleicht auch wegen Corona haben wir ein sehr erfolgreiches 2021 hinter uns. Die Investition von Carlyle ist natürlich auch eine gute Basis für unsere Expansionspläne. Ja, wir arbeiten mit Hochdruck daran, eine eigenständige Niederlassung in China zu eröffnen.

Das wird noch im ersten Quartal 2022 passieren – mit hoher Wahrscheinlichkeit in Schanghai. Etwas Ähnliches haben wir auch im Norden Deutschlands vor, um auch Skandinavien und die Beneluxstaaten abzudecken.“

Der AMR-Markt ist heiß umkämpft – derzeit arbeiten einige Laborfirmen an der Industrialisierung ihrer Produkte. Doch bei Agilox ist man schon weiter: Siemens hat bereits 20 Werke mit den autonomen Robotern aus Oberösterreich ausgestattet, mit dem chinesischen Riesen Tobacco China hat man einen großen Kunden für die Expansion in Asien gewinnen können.

Doch die Zukunftsperspektive sieht Schmid vor allem im Bereich der KMUs: „Ich glaube, dass die Schwelle für KMUs tatsächlich noch relativ hoch ist. Aber die Eintrittsbarriere wäre eigentlich einfach zu reduzieren. In Europa sind zwischen 90 und 95 Prozent der Unternehmen KMUs. Sie sind in der Regel dezentral unterwegs und die gilt es zu erreichen. Man muss kommunizieren, dass es mittlerweile Technologien gibt, die schnell und einfach zu integrieren sind. Man braucht keinen Programmierer mehr, man kann mit dem Tablet die Inbetriebnahme durchführen.“

„Bei der Schwarmintelligenz sind wir weit vorne."
Helmut Schmid, CEO Agilox

Agilox sieht sich primär als Softwareunternehmen. Mit der "X-Swarm Technology" bietet das Unternehmen ein System an, das einen Leitrechner überflüssig macht. Die AMRs stehen in direkter Kommunikation, tauschen sich mehrmals pro Sekunde über ihre Position sowie ihren aktuellen Zustand aus und verteilen Aufträge intelligent. Ein weiterer Vorteil, den man gegenüber den Wettbewerbern sieht, ist die Kompatibilität der Software mit Unterschiedlichen Clouds.

„Man braucht mit Sicherheit gute Mechanik – da sind wir auch State of the Art. Aber wo wir wirklich das große Unterscheidungsmerkmal haben und weit vorne sind – das ist die Software und unsere sogenannte Schwarmintelligenz, die schnelle und einfache Inbetriebnahme und das Flottenmanagement. Da sind wir weit vorne und das ist genau der Vorsprung, den wir weiter ausbauen müssen.

Alle anderen Wettbewerber sind in Sachen Hardware gut unterwegs – schließlich machen sie das seit vielen Jahren oder sogar Jahrzehnten. Aber die Schwarmintelligenz, die Vernetzung und die KI bei der Navigation – da sind wir meines Erachtens ganz weit vorne. Und das ist auch unser USP“, so Schmid.

Ein reines Softwareprodukt wird es laut Schmid nicht geben, denn die Integration von Hardware und Software sei ein zu großer Vorteil, den man nicht aufgeben wolle. Eine Möglichkeit sieht er aber in der Entwicklung eines Betriebssystems für Roboter – die Agilox-Plattform wäre dafür eine gute Basis.

Abo-Modell für Robotik


Am nächsten großen Wurf wird bereits gearbeitet: „Ich sehe für die Zukunft ein Subscription-Modell – es geht in Richtung Movement as a Service. Man ist also nicht mehr mit großen Investitionssummen konfrontiert, sondern man hat eine Gebühr, in der alle Services enthalten sind – Garantieverlängerung, Predictive Maintenance, Pay per Kilometer, Pay per Pick usw. Das sind die neuen digitalen Geschäftsmodelle, die im Kommen sind.“

Solche Geschäftsmodelle sind laut Schmid in anderen Branchen längst die Norm. In der Automatisierung brauche es noch ein Umdenken: „Da stehen wir uns im Vergleich zu anderen Märkten oft selber im Weg. Wenn heute jemand ein Office-Produkt von Microsoft kauft, dann weiß er genau, was er für sein Geld bekommt. Und das sehe ich im Bereich der Robotik als Zukunftsmodell. Es muss aber noch ein großes Umdenken stattfinden, die KMUs bei uns sind solche Geschäftsmodelle einfach noch nicht gewöhnt.“

Kritik an politischer Gegenwehr


Schmid, der 2020 den Deutschen Robotik Verband gegründet hat, sieht in der Automatisierung eine große Möglichkeit, den Problemen, die durch den demografischen Wandel und den damit verbundenen Fachkräftemangel entstanden sind, entgegenzuwirken. „Der deutsche Arbeitsminister Hubertus Heil hat vor Kurzem den Fachkräftemangel im Bereich der Logistik angesprochen. Das ist alles schön und Recht – aber bis 2030 werden uns in Deutschland sechs Millionen Facharbeitskräfte fehlen. Und da hilft mir auch Fort- und Weiterbildung nichts mehr.

Wir müssen die Bereiche weiter automatisieren, um die Menschen anders einsetzen zu können. Und die Aussage von Dennis Radtke von der CDU, der eine Robotersteuer gefordert hat, sehe ich als kontraproduktiv – das wäre ein Killer für die Industrie.“