Rüstungsindustrie Europa : Rheinmetall rüstet Schweden auf - 450-Millionen-Auftrag
Inhalt
- Rheinmetall baut Kapazitäten aus – neue Werke für Panzer, Munition und Hightech-Systeme geplant
- Rheinmetall im Überblick: Vier Divisionen für Verteidigung und Technologie
- Rheinmetall baut um: Zivile Werke der Autosparte werden für Rüstung umgerüstet
- Rheinmetall profitiert vom Munitionsboom – Ukraine-Aufträge treiben Wachstum an
- Rheinmetall erhält Bundeswehr-Großauftrag – Militärfahrzeuge stärken Sparte Vehicle Systems
- Rheinmetall wächst mit Luftabwehr – Skynex und Skyranger treiben Umsatz
- Rheinmetall blickt optimistisch auf 2025 – Schweden-Deal und NATO-Aufträge befeuern Wachstum
- Renk und Arx Robotics drängen vor – Autonome Panzer setzen Rheinmetall unter Druck
- Video: Warum Europas Industrie jetzt auf Rüstung umstellt – Hintergründe und Folgen im Überblick

Rheinmetall auf der DEFEA 2025 - das Unternehmen zählt zu den führenden Anbietern gepanzerter Militärtechnik in Europa.
- © Rheinmetall AGDer Rüstungskonzern Rheinmetall hat gemeinsam mit dem norwegischen Partner Nammo einen Großauftrag aus Schweden erhalten. Das Verteidigungsministerium in Stockholm bestellte Munition im Wert von rund fünf Milliarden schwedischen Kronen – umgerechnet etwa 450 Millionen Euro. Laut Verteidigungsminister Pål Jonson ist der Auftrag ein strategischer Beitrag zur nationalen Sicherheit und zur NATO-Fähigkeit des Landes.
Rheinmetall profitiert seit 2022 deutlich vom sicherheitspolitischen Kurswechsel in Europa. Angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine und wachsender geopolitischer Spannungen investieren viele NATO-Staaten massiv in Verteidigung. Die skandinavischen Länder, Deutschland und Polen erhöhen ihre Budgets deutlich, um die Zwei-Prozent-Zielmarke des Bündnisses zu erfüllen.
Auch global wächst die Nachfrage nach Rüstungsgütern – etwa durch Spannungen in Ostasien und Aufrüstung in Südkorea, Japan und Taiwan. Rheinmetall hat sich als zentraler Ausrüster der europäischen Sicherheitsarchitektur positioniert – mit Fokus auf Munition, Fahrzeugtechnik und moderne Waffensysteme.
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Eine Epoche der Aufrüstung in Europa hat begonnen, die uns allen viel abverlangen wird. Sie bringt uns bei Rheinmetall für die kommenden Jahre aber auch Wachstumsperspektiven, wie wir sie noch nie erlebt haben.Armin Papperger Vorstandsvorsitzender Rheinmetall
Rheinmetall baut Kapazitäten aus – neue Werke für Panzer, Munition und Hightech-Systeme geplant
Rheinmetall ist einer der führenden Rüstungskonzerne Europas – bekannt für Kampfpanzer wie den Leopard 2, den Schützenpanzer Puma und moderne Munitionssysteme. Auch Drohnen, Luftabwehrtechnik und digitale Gefechtsfeldlösungen zählen zum Portfolio.
Angesichts der wachsenden Nachfrage investiert das Unternehmen massiv in neue Produktionsstandorte – in Deutschland, Ungarn und der Slowakei entstehen zusätzliche Werke für Fahrzeuge und Munition. Parallel dazu forciert Rheinmetall die Entwicklung von KI-basierten Verteidigungssystemen und digitaler Kommunikationstechnik für das Gefechtsfeld der Zukunft.
Rheinmetall im Überblick: Vier Divisionen für Verteidigung und Technologie
Der Technologiekonzern Rheinmetall ist in vier zentrale Geschäftsbereiche gegliedert: Vehicle Systems, Weapon and Ammunition, Electronic Solutions und Power Systems. Gemeinsam decken sie ein breites Spektrum an sicherheits- und verteidigungsrelevanter Technologie ab.
Die Sparte Vehicle Systems produziert gepanzerte Transport-, Kampf- und Unterstützungsfahrzeuge. Weapon and Ammunition liefert Waffensysteme und Munition – von Handfeuerwaffen bis zu Artillerie. Electronic Solutions entwickelt Sensorik, Feuerleitsysteme und digitale Kommunikationstechnik für vernetzte Einsätze. Power Systems konzentriert sich auf effiziente Antriebstechnologien für militärische und zivile Anwendungen.
Rheinmetall baut um: Zivile Werke der Autosparte werden für Rüstung umgerüstet
Die Division Power Systems ist bei Rheinmetall für das Automobilgeschäft zuständig – aktuell jedoch ein Sorgenkind im Konzern. 2024 ging der Umsatz um 2,2 % auf 2,04 Mrd. Euro zurück, die Gewinnmarge fiel von 6,4 % auf 4,2 %. Grund ist die anhaltende Schwäche des weltweiten Automarkts.
Power Systems produziert Komponenten für Verbrennungsmotoren, Emissionskontrolle, Batteriemanagement und Brennstoffzellentechnologie – unter anderem in Werken in Deutschland, China, Südkorea, Mexiko und Brasilien. Über ein Joint Venture mit dem chinesischen Zulieferer Hasco werden zudem Batterieträger und Zylinderköpfe gefertigt.
Als Reaktion auf die schwache Nachfrage wurden erste Werke in Neuss und Berlin umgerüstet – künftig sollen dort Munition und rüstungstechnische Komponenten produziert werden. Weitere zivile Standorte könnten folgen, da sich Rheinmetall zunehmend auf seine wachstumsstarken Verteidigungsdivisionen fokussiert.
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Rheinmetall profitiert vom Munitionsboom – Ukraine-Aufträge treiben Wachstum an
Die Division Weapon and Ammunition bleibt 2024 die profitabelste Sparte im Rheinmetall-Konzern. Mit einem Umsatz von 2,78 Milliarden Euro (+58,5 % zum Vorjahr) profitierte das Segment von der europaweit stark gestiegenen Nachfrage nach Munition. Die Gewinnmarge lag bei 28,4 %.
Treiber des Wachstums waren vor allem Lieferungen in die Ukraine, die sich auf 609 Millionen Euro beliefen. Auch Aufträge aus Deutschland und anderen NATO-Staaten legten zu (+294 Mio. Euro). Eine zentrale Rolle spielte dabei die spanische Tochter Rheinmetall Expal Munitions, deren Umsatz sich durch die Übernahme von Expal auf 658 Millionen Euro vervielfachte.
Rheinmetall zählt weltweit zu den führenden Herstellern von Groß- und Mittelkaliberwaffen sowie passender Munition. Gefertigt wird an mehreren Standorten in Deutschland, den Niederlanden und Österreich – darunter in Schwanenstadt, wo 40-mm-Munition für internationale Streitkräfte produziert wird.
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Rheinmetall erhält Bundeswehr-Großauftrag – Militärfahrzeuge stärken Sparte Vehicle Systems
Die Division Vehicle Systems verzeichnete 2024 ein starkes Umsatzplus von 45,3 % auf 3,79 Milliarden Euro. Haupttreiber war die Auslieferung von 1.515 Logistikfahrzeugen an die Bundeswehr – Teil eines Rahmenvertrags über 773 Millionen Euro. Auch neue Programme für osteuropäische NATO-Staaten trugen zum Wachstum bei.
Vehicle Systems bündelt die Produktion gepanzerter Kettenfahrzeuge, Artilleriesysteme und taktischer Transportlösungen – darunter der Lynx, die Panzerhaubitze 2000 und die Wiesel-Familie. Die EBIT-Marge stieg 2024 auf 11,2 %.
Zudem baut Rheinmetall die technologische Basis aus: Eine mehrjährige Entwicklungs- und Liefervereinbarung mit Steyr Motors soll neue Spezialmotoren liefern – mutmaßlich für die Panzerplattformen Panther und Leopard. In das Segment fällt auch das Joint Venture Rheinmetall MAN Military Vehicles in Wien-Liesing mit einem Jahresumsatz von rund 95 Millionen Euro.
Rheinmetall wächst mit Luftabwehr – Skynex und Skyranger treiben Umsatz
Die Division Electronic Solutions verzeichnete 2024 ein Umsatzwachstum von 30,9 % auf 1,73 Milliarden Euro – getrieben durch die stark gestiegene Nachfrage nach Luftverteidigungssystemen. Die Gewinnmarge lag bei 12,6 %.
Besonders gefragt waren das mobile Flugabwehrsystem Skyranger 30 sowie das stationäre System Skynex, das auch Hochenergielaser zum Schutz kritischer Infrastruktur einsetzt. Zwei Großaufträge der Bundeswehr – darunter das gemeinsame NNbS-Projekt mit Diehl Defence und Hensoldt – trugen maßgeblich zum Wachstum bei. Auch europäische NATO-Staaten bestellten zusätzliche Skynex-Einheiten.
Rheinmetall fertigt elektronische Komponenten an Standorten in Deutschland und der Schweiz, darunter in Oberndorf, Stockach, Zürich, Altdorf und Studen. Die Division ist auf Technologien für Luftverteidigung, Cyberabwehr und vernetzte Gefechtsführung spezialisiert.
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Rheinmetall blickt optimistisch auf 2025 – Schweden-Deal und NATO-Aufträge befeuern Wachstum
Rheinmetall rechnet für das Geschäftsjahr 2025 mit einem Umsatzwachstum von 25 bis 30 Prozent. Besonders stark sollen die Divisionen Vehicle Systems, Weapon and Ammunition sowie Electronic Solutions zulegen – mit prognostizierten Steigerungen von bis zu 40 Prozent. Lediglich im Segment Power Systems wird ein stabiles Niveau erwartet.
Ein zusätzlicher Wachstumsschub kommt durch den neuen Großauftrag aus Schweden: Gemeinsam mit Nammo liefert Rheinmetall Munition im Wert von rund 450 Millionen Euro – ein weiteres Signal für die anhaltend hohe Nachfrage im europäischen Verteidigungsmarkt.
Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung plant Rheinmetall eine deutliche Erhöhung der Dividende: 8,10 Euro pro Aktie– ein Plus von 42 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Konzern sieht sich strategisch gut positioniert, um vom Verteidigungstrend in Europa und weltweit weiter zu profitieren.
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Renk und Arx Robotics drängen vor – Autonome Panzer setzen Rheinmetall unter Druck
Während Rheinmetall mit einem 450-Millionen-Euro-Auftrag aus Schweden Schlagzeilen macht, formiert sich im Hintergrund eine potenziell disruptive Allianz: Der Augsburger Antriebsspezialist Renk und das aufstrebende Münchner Defence-Start-up Arx Robotics entwickeln künftig gemeinsam autonome Gefechtsfahrzeuge. Ziel ist nichts Geringeres als die technologische Führungsrolle im wachsenden Markt für KI-gesteuerte Militärplattformen – ein Angriff auf das Kerngeschäft etablierter Player wie Rheinmetall, KNDS oder General Dynamics.
„Autonome Fortbewegung wird für künftige Panzermodelle zur Grundanforderung“, sagt Renk-CEO Alexander Sagel – und erklärt die Kooperation mit Arx zur strategischen Priorität. Während Renk seine industrielle Skalierungsfähigkeit und Getriebetechnologie einbringt, liefert Arx das digitale Rückgrat: die KI-Plattform Mithra, mit der sich bestehende Fahrzeugflotten vernetzen und auf Autonomiebetrieb umrüsten lassen.
Die ersten Schritte der Partnerschaft sind bereits konkret: Noch in diesem Jahr startet das operative Geschäft in einem gemeinsamen Werk in Italien. Ziel ist die Nachrüstung bestehender Panzer mit digitalisierten Getrieben und Mithra-Steuerung – mittelfristig sogar die Entwicklung eines vollautonomen Gefechtsfahrzeugs mit bis zu zehn Tonnen Gewicht.
Für Rheinmetall besonders brisant: Arx beliefert bereits sechs europäische Streitkräfte – darunter die Bundeswehr, die Ukraine und Großbritannien. Und während Rheinmetall weiter auf bemannte Plattformen fokussiert ist, entstehen hier Systeme, die künftig ohne Besatzung operieren könnten. „Wer einen Panzer autonom fahren will, muss das Getriebe digitalisieren“, so Arx-Mitgründer Marc Wietfeld – ein klarer Hinweis auf Renks Rolle als Schlüsselzulieferer der nächsten Systemgeneration.
Wietfeld sieht in Renk den idealen Partner für den globalen Roll-out. Derzeit produziert Arx einige Hundert unbemannte Systeme pro Jahr in München und Kiew. Eine neue Fertigung in Großbritannien soll die Kapazität auf über tausend Einheiten steigern. Für 2027 ist der Markteintritt in den USA geplant – Deutschland hingegen, so Sagel, sei „zu langsam“.
Die beiden Unternehmen sprechen bereits über eine Kapitalbeteiligung – ein Joint Venture ist nicht ausgeschlossen. Klar sei nur eines: „Die Kooperation mit Arx ist Chefsache“, betont Sagel.
Video: Warum Europas Industrie jetzt auf Rüstung umstellt – Hintergründe und Folgen im Überblick
Mitten im Umbruch der europäischen Industrie zeichnet sich ein stiller, aber strategischer Kurswechsel ab: Rüstung statt Verbrenner. Während die Autoindustrie mit sinkender Nachfrage und dem Wandel zur Elektromobilität ringt, boomt der Verteidigungssektor – und greift gezielt auf das Know-how, die Produktionskapazitäten und Fachkräfte ehemaliger Automobilzulieferer zu.
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