Voestalpine Werkschließung in Birkenfeld : Voestalpine schließt Werk in Deutschland - Massive Umstrukturierungen in der Automotive-Sparte

Das Automotive-Werk in Birkenfeld soll geschlossen werden

Das Automotive-Werk in Birkenfeld, Deutschland, soll geschlossen werden

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Aus für Werk in Birkenfeld: 220 Mitarbeiter betroffen

Der Linzer Stahlkonzern voestalpine reagiert auf die Wirtschaftskrise und den schwächelnden Automobilsektor in Deutschland mit umfassenden Umstrukturierungen im dortigen Kfz-Zulieferbereich. Wie das Unternehmen am Freitag mitteilte, soll das Werk in Birkenfeld geschlossen werden. Betroffen sind rund 220 Mitarbeiter. An den vier verbleibenden Standorten in Dettingen, Schmölln, Schwäbisch Gmünd und Böhmenkirch plant voestalpine jedoch weiterhin zu operieren, wobei in Dettingen ein Personalabbau um ein Drittel vorgesehen ist. Dort sind derzeit 650 Personen beschäftigt.

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Zukünftig sollen diese Werke in einem gemeinsamen Produktionsverbund agieren, der auf bestimmte Technologien und Produkte spezialisiert ist. "Ziel dieser Maßnahmen ist die langfristige Sicherung des Automobilzulieferbereiches der Metal Forming Division und der damit verbundenen rund 2.000 Arbeitsplätze in Deutschland", erklärte das Unternehmen. Österreich bleibt von diesen Änderungen weitgehend unberührt, so der Konzernsprecher Peter Felsbach. Hier könnten allenfalls kleinere Anpassungen nötig werden.

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- © Industriemagazin

Neue Produktionsstrategie: Fokus auf Baugruppen-Assemblierung

Die Schließung des Werks in Birkenfeld trifft besonders hart, da hier 2023/24 ein Umsatz von etwa 50 Mio. Euro erwirtschaftet wurde, das Werk jedoch seit Jahren Verluste schreibt. Im Gegensatz dazu erwirtschafteten die zusammengehörigen Standorte Dettingen und Schmölln mit 650 Mitarbeitern rund 395 Mio. Euro. Diese Standorte sollen sich zukünftig stärker auf die Baugruppen-Assemblierung konzentrieren.

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Das Voestalpine-Werk in Birkenfeld ist Teil der Division „Automotive Components“ und spezialisiert auf die Produktion von einbaufertigen Stanz- und Umformteilen aus Stahl und Aluminium. Diese Teile werden hauptsächlich für die Automobilindustrie hergestellt und umfassen sowohl Einzelteile als auch komplexe Baugruppen. Der Standort ist auf das sogenannte Cold Stamping (Kaltpressen) fokussiert, bei dem mechanische Stanzautomaten mit einer Presskraft von 60 bis 1.100 Tonnen zum Einsatz kommen. Darüber hinaus verfügt das Werk über umfangreiche Weiterverarbeitungskapazitäten, darunter verschiedene Schweißtechnologien (z. B. Lichtbogen- und Laserschweißen), Oberflächenbeschichtungen und Montagetechniken wie Nieten, Clinchen und Kleben.

Voestalpine-Werk im deutschen Birkenfeld

Schwaches Automobilgeschäft hat für Gewinnwarnung gesorgt

Laut voestalpine-CEO Herbert Eibensteiner erwartet der Konzern nach Abschluss der Umstrukturierungen eine jährliche Einsparung im „höheren zweistelligen Millionenbereich“. Das schwache Automobilgeschäft in Deutschland hatte bereits zu einer Gewinnwarnung für das Geschäftsjahr 2024/25 geführt. Der Konzern korrigierte seine EBITDA-Prognose von 1,7 Mrd. Euro auf 1,4 Mrd. Euro nach unten.

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"Basierend auf dem voraussichtlichen Ergebnis des ersten Halbjahres 2024/25, den in Europa deutlich eingetrübten Marktentwicklungen sowie zu erwartender negativer Einmaleffekte aus der Reorganisation des Automotive-Components-Bereichs in Deutschland im Laufe des zweiten Halbjahres 2024/25 erwartet der Vorstand der voestalpine AG für das gesamte Geschäftsjahr 2024/25 aus heutiger Sicht ein EBITDA im Bereich von in etwa 1,4 Mrd. Euro", teilte der Konzern mit.

Die finanziellen Auswirkungen der Reorganisation sind bereits in der aktuellen Ergebnisprognose berücksichtigt. Der neue Produktionsverbund soll den Standorten ermöglichen, sich auf Kerntechnologien zu fokussieren und diese gezielt auszubauen

Herbert Eibensteiner_Voest
Herbert Eibensteiner - © Voestalpine

Effizienzsteigerungsprogramm am US-Standort

Auch an internationalen Standorten, wie in Linz, Asien und Südafrika, sind nur geringe Anpassungen geplant. Der US-Standort in Cartersville, Georgia, mit 650 Beschäftigten durchläuft derzeit ein Effizienzsteigerungsprogramm. Der Linzer Stahlkonzern plant zudem eine Verdopplung seiner Produktionskapazität im US-Bundesstaat Indiana. Wie das Unternehmen am Montag bekanntgab, hat die Metal Forming Division langfristige Verträge mit zwei globalen Lkw-Herstellern für den nordamerikanischen Markt gesichert. Um die steigende Nachfrage zu bewältigen, wird der Standort in Jeffersonville um 15.000 Quadratmeter erweitert. Die Investitionssumme beläuft sich auf 70 Millionen Euro (78 Millionen Dollar). Der Produktionsstart ist für 2026 vorgesehen und schafft 110 neue Arbeitsplätze.

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Die Metal Forming Division beliefert neben der Automobilindustrie auch die Sektoren Lagertechnik, Straßensicherheit, erneuerbare Energien sowie den Bau- und Maschinenbau, beschäftigt weltweit rund 11.600 Mitarbeiter und erzielte im Geschäftsjahr 2023/24 einen Umsatz von 3,4 Mrd. Euro sowie einen operativen Gewinn von 301 Mio. Euro.