Minus von fast 17 Prozent : Umsatzeinbruch in heimischer Wellpappe-Industrie

?sterreichische Wellpappe-Industrie zieht Bilanz Wellpappe als Kreislaufverpackung Nr.1. und die wirtschaftlichen Herausforderungen.

Stephan Kaar, Sprecher des Forum Wellpappe Austria, blickt auf ein schwieriges Jahr für die österreichische Wellpappe-Industrie zurück.

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Die mit Abstand wichtigsten Abnehmer der heimischen Wellpappe-Industrie waren 2023 die Lebensmittel- und Getränkewirtschaft mit knapp 46 Prozent, gefolgt von Maschinen, Möbel, Elektronik und Automotive mit 18 Prozent. Der Anteil von Versandverpackungen liegt bei rund zehn Prozent“, so der Branchen-Sprecher. 2023 war geprägt von hohem Kostendruck, geringer Konsumlaune, Zurückhaltung bei Investitionen und einer weiterhin hohen Inflation. "Überrascht hat, dass das traditionell stärkere vierte Quartal keine Entspannung gebracht hat“, so Stephan Kaar.

Beim mengenmäßigen Absatz verzeichneten die im Forum Wellpappe Austria organisierten Unternehmen im Jahr 2023 mit 740 Millionen Quadratmeter gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang von 11,2 Prozent. Beim Umsatz erzielten die heimischen Wellpappe-Unternehmen 2023 ein Minus von 16,5 Prozent: gesamt waren es 548,7 Millionen Euro. "Da die Wellpappe-Industrie mit der Transportverpackung eng an die gesamtwirtschaftliche Entwicklung gekoppelt ist, überraschen diese Rückgänge nicht. Die Hoffnung liegt jetzt auf einer wirtschaftlichen Erholung ab dem dritten beziehungsweise vierten Quartal,“ so Forumssprecher Kaar. Für 2024 rechnet die Branche mit einem leichten Plus von rund zwei Prozent.

"Wellpappe ist ein ideales Verpackungsmaterial, um den Online-Handel noch nachhaltiger zu gestalten."
Peter Umundum, Vorstandsdirektor für Paket und Logistik, Österreichische Post AG

Über 90 Prozent aller gebrauchten Wellpappe-Verpackungen werden dank des in Österreich bestens etablierten Sammel- und Recyclingsystems wieder als Rohstoff verwendet. Eine neue EU-Verpackungs- und Verpackungsabfallverordnung (PPWR) ist derzeit auf der Zielgeraden. Mit der PPWR will die EU die Verpackungsmengen in Europa verringern und die Kreislaufwirtschaft stärken.

Die Österreichische Post AG setzt bereits auf nachhaltige Lösungen. Mit „Post Loop" bietet sie einen Regelservice für Online-Händler und wiederverwendbare Verpackungen aus Wellpappe und Holzfaser an. "Nachhaltigkeit ist uns ein ganz besonderes Anliegen und gehört schon lange zum Alltag der Post. Neben der CO2-neutralen Zustellung aller Sendungen in Österreich, der größten E-Flotte des Landes und einer grünen Bauweise der neuen Logistikstandorte, spielt angesichts des boomenden E-Commerce das Thema wiederverwendbare Verpackung eine große Rolle“, erklärt Peter Umundum, Vorstandsdirektor für Paket und Logistik bei der Österreichischen Post AG. "Wellpappe ist dabei ein ideales Verpackungsmaterial, um den Online-Handel noch nachhaltiger zu gestalten“.

Österreichische Post AG
Peter Umundum, Vorstand Paket & Logistik der Österreichischen Post AG - © Österreichische Post AG

Seit rund zwei Jahren experimentiert die Post mit Mehrwegverpackungen, die wieder retourniert werden können, dann gereinigt werden und erneut in den Versand kommen. Der Aufwand sei jedoch recht hoch und rechne sich finanziell ab etwa zehn Umläufen, räumt Umundum ein. Verpackungen aus Wellpappe bestehen in Österreich im Schnitt bereits zu über 80 Prozent aus Recyclingmaterial, nur 20 Prozent aus Frischfaserpapier. Die Rohstoffe kommen aus Bruch- und Durchforstungsholz, das bei der Pflege nachhaltig bewirtschafteter Wälder anfällt. Ein Großteil des Materials verbleibt im Rohstoffkreislauf und kann bis zu 25 Mal zur erneuten Wellpappe-Herstellung verwendet werden.

Anzahl der Beschäftigten bleibt konstant

"Die österreichische Wellpappe-Industrie ist ein stabiler und attraktiver Arbeitgeber“, sagt Franz Grafendorfer vom Forum Wellpappe Austria. Die Unternehmen der Branche bieten zukunftsorientierte Ausbildungsmöglichkeiten und langfristige Perspektiven in großer Vielfalt, sowohl im technischen als auch im kaufmännischen Bereich. Die Anzahl der Unternehmen, Werke und Anlagen in Österreich ist in den letzten Jahren konstant geblieben. „Trotz deutlich steigender Personalkosten setzen wir als Unternehmen alles daran, die Fachkräfte im Betrieb zu halten“, so Grafendorfer. Auch die Zahl der Beschäftigten ist mit rund 1.600 Mitarbeitern konstant geblieben.