Rüstungsindustrie : Trumpf: Maschinenbauer vollzieht historischen Kurswechsel

Trumpf Laser Industrie Rüstung

Trumpf ist ein international anerkannter Anbieter von Industrielasertechnik, besonders im Bereich CO₂- und Festkörperlaser für die Materialbearbeitung. Das Unternehmen beliefert u. a. Halbleiter- und Automobilindustrie.

- © Trumpf

Bisher war im Gesellschaftervertrag von 2015 festgehalten, dass sich Trumpf nicht an der Produktion von Waffen beteiligen darf – ein Ausdruck der christlich geprägten Unternehmenswerte. Doch die geopolitischen Umwälzungen, insbesondere der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und die zunehmende Bedrohung durch unbemannte Flugobjekte, haben ein Umdenken ausgelöst.

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„Vor diesem Hintergrund hat es nach intensiven Diskussionen eine Entscheidung der Unternehmerfamilie und des Unternehmens gegeben, Trumpf-Technologien für defensive Verteidigungslösungen zur Verfügung zu stellen“, teilte ein Sprecher mit. Entscheidend dabei: Trumpf will keine tödlichen Waffensysteme entwickeln, sondern Technologien zur Drohnenabwehr – also zur reinen Objektableitung.

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Trumpf-Technologie: Revolutionärer Laser zur Drohnenabwehr

Technologisch ist Trumpf durchaus in der Lage, Laser zur Abwehr von Spionagedrohnen oder unbemannten Kampfdrohnen zu entwickeln und zu bauen: Trumpf zählt weltweit zu den technologischen Marktführern in der Lasertechnik. Das Unternehmen liefert Maschinen zur Belichtung neuester Chipgenerationen, 3D-Metalldruck und präzises Schneiden von Metall. Diese Kompetenz bildet die Grundlage für einen erfolgreichen Einstieg in das sicherheitsrelevante Segment.

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Ein bereits getesteter Prototyp zeigt: Trumpf ist in der Lage, Laser zu bauen, die Drohnen – etwa durch das Blenden von Kameras oder das Überhitzen von Antrieben – effektiv ausschalten können. Diese nicht-letale Form der Verteidigung ist insbesondere in urbanen Gebieten essenziell, da herkömmliche Abschussmethoden mit Sprengstoff zu Kollateralschäden führen könnten.

„Wir werden nur Waffensysteme oder Komponenten von Waffensystemen liefern, die nach ihrem bestimmungsgemäßen Gebrauch nicht gegen den Menschen gerichtet sind und ausschließlich zur Abwehr von Objekten dienen“, betonte ein Sprecher von Trumpf. 

Laser von Trumpf über Stuttgart 

- © Trumpf

Ein Milliardenmarkt im Entstehen – und Trumpf mittendrin?

Der Markt für Laserwaffen zur Drohnenabwehr befindet sich im Aufwind. Rüstungsunternehmen wie Rheinmetall und MBDA in Deutschland oder Raytheon und Lockheed Martin in den USA entwickeln bereits entsprechende Systeme. Trumpf könnte hier als Technologiepartner einen entscheidenden Beitrag leisten – vorausgesetzt, es findet sich ein Rüstungspartner, der Zielsysteme und Gesamtlösungen integrieren kann.

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Sicherheitsexperten gehen davon aus, dass Laserwaffen künftig eine Schlüsselrolle bei der Drohnenabwehr übernehmen werden – vor allem wegen ihrer wirtschaftlichen Effizienz: Im Vergleich zu herkömmlichen Systemen entstehen pro Einsatz deutlich geringere Kosten, da lediglich Energie in Form von Strom benötigt wird.

Kooperationen mit Konzernen wie Thales werden bereits spekuliert, bestätigt ist noch nichts. Klar ist jedoch: Trumpf allein kann keine vollständigen Waffensysteme liefern – das Unternehmen bleibt bei der Laserkomponente.

Sicherheitspolitische Notwendigkeit trifft auf wirtschaftliche Logik

BDI-Präsident und Trumpf-Miteigentümer Peter Leibinger stellte jüngst auf der Münchner Sicherheitskonferenz klar: „Sicherheitspolitik muss das Potenzial der gesamten Industrie integrieren.“ Die Aussage markiert eine Zeitenwende nicht nur bei Trumpf, sondern in der Haltung vieler deutscher Familienunternehmen zur Rüstungsproduktion.

Leibinger fordert, dass die deutsche Industrie Verantwortung übernimmt. „Auch wir in der Wirtschaft müssen unseren Beitrag zu einer wehrhaften Demokratie neu bewerten“, sagte er. Trumpf geht diesen Schritt nun – nicht aus kurzfristigem Profitstreben, sondern als strategische Neuausrichtung.

Peter, Leibinger 

- © Wikipedia

Geopolitik trifft Geschäftsmodell: Sicherheit als neue Industrieaufgabe

Die wirtschaftliche Lage bei Trumpf spielt eine nicht unwesentliche Rolle in der Entscheidung. Im vergangenen Geschäftsjahr sank der Umsatz um 3,6 Prozent auf 5,2 Milliarden Euro. Besonders die Schwäche der Batterie- und Autoindustrie wirkte sich negativ aus. Das operative Ergebnis schrumpfte um über 100 Millionen Euro.

Rüstungsaufträge versprechen zwar kleinere Stückzahlen, aber hohe Margen und verlässliche Zahlungspartner – insbesondere staatliche Auftraggeber. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und geopolitischer Spannungen könnte das Rüstungsgeschäft für Trumpf ein stabilisierender Faktor werden.

Laserwaffen: Die Zukunft der Drohnenabwehr

Die Notwendigkeit für effektive Drohnenabwehrsysteme nimmt rasant zu. 2023 wurden allein über deutschen Militäranlagen mehr als 450 illegale Drohnenüberflüge registriert. Über Bundeswehrgelände, US-Stützpunkten oder kritischer Infrastruktur wie LNG-Terminals und Industrieanlagen fliegen regelmäßig verdächtige Flugobjekte.

Bisherige Abwehrmethoden – etwa elektromagnetische Störsender – zeigten wenig Wirkung. Der Einsatz von physischer Munition ist im zivilen Umfeld riskant. Laser bieten hier eine präzise, schnelle und kosteneffiziente Lösung. Experten sehen in laserbasierten Systemen die Zukunft – insbesondere für die Abwehr sogenannter „Low-Cost-Drohnen“.

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