Schutzhandschuhe : Semperit: millionenschwere Wertminderung im Medizinsegment?

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Hintergrund für die Überprüfung des Segments Sempermed ist die derzeitige Marktdynamik für Untersuchungs- und Schutzhandschuhe.

- © Semperit

Eine Mitteilung aus dem Haus Semperit lässt aufhorchen. Der Vorstand des Gummiherstellers hat die "bewertungsrelevanten Schätzungen und Annahmen in Bezug auf den Sektor Medizin" überprüft, wie es heißt.

Hintergrund für die Überprüfung des Segments Sempermed ist die derzeitige Marktdynamik für Untersuchungs- und Schutzhandschuhe. Dabei wurde ein voraussichtlicher Wertminderungsbedarf für das Segmentvermögen identifiziert – in Höhe von etwa 50 Mio. Euro zum 30. September 2022.

Der genaue Betrag der Wertminderung wird in den Zahlen der Geschäftsentwicklung bis zum dritten Quartal 2022 berücksichtigt werden, heißt es von Semperit. Spätestens mit der Veröffentlichung des Ergebnisses für die ersten drei Quartale des laufenden Jahres soll die Höhe des Wertminderungsbedarfs bekanntgegeben werden. Die Veröffentlichung ist für den 16. November geplant.

Neuer Finanzvorstand bei Semperit

Noch bis zur Bekanntgabe der genauen Zahlen also wird Semperit wohl seinen neuen Finanzvorstand haben: Helmut Sorger löst mit 1. Oktober Petra Preining in dieser Rolle ab (das INDUSTRIEMAGAZIN hat berichtet). Er war zuletzt CFO der Nordamerika-Division von Wienerberger.

Semperit will weiter wachsen

Parallel zu den laufenden M&A-Aktivitäten hat die Semperit-Gruppe die
Weichen für weiteres organisches Wachstum in ihrem Mega-Schlauchwerk im
tschechischen Odry gestellt.

Insgesamt werden in den kommenden Jahren 110 Millionen EUR in den neuerlichen Ausbau einer der weltweit größten Produktionsstätten für Industrie- und Hydraulikschläuche investiert. Besonderes Augenmerk wird dabei auf Nachhaltigkeit und einen hohen
Automatisierungsgrad gelegt. Der Regelbetrieb in der neuen Fertigungshalle mit einer Kapazität für die zusätzliche Produktion von 32 Millionen Meter Hydraulikschlauch soll im Jahr 2025 aufgenommen werden.

Dieser Schritt stellt den Abschluss eines Kapazitätserweiterungsprogrammes dar, in dessen Rahmen in alle Schlauchwerke, etwa auch in China und – gemeinsam mit dem langjährigen Joint Venture-Partner Sri Trang Group – in Thailand investiert worden war.

Semperit produziert in seinem Segment Semperflex (rund 29 Prozent des Gesamtumsatzes der Semperit-Gruppe im ersten Quartal 2022) Hydraulik- undIndustrieschläuche nicht nur in Tschechien, sondern auch an Standorten in Österreich, Thailand und China. Laut eigenen Angaben ist Semperit mittlerweile bei Hydraulikschläuchen weltweit die Nummer 3 und bei Industrieschläuchen die Nummer 2 in Europa. Zu den Abnehmern zählen Hersteller von Kränen, Landmaschinen, Baggern und Baumaschinen.

„Die räumliche Nähe zu unseren Kunden im für uns bedeutenden Markt Europa bringt Vorteile wie kürzere Lieferketten bzw. Lieferzeiten, geringere CO2-Emissionen und reduzierte Transportkosten", erklärt Gerfried Eder, Managing Director Semperflex, die Investitionen in Odry. "Aus dieser sehr starken Position heraus zielen wir auf überproportionale Markt- und Lieferanteilsgewinne ab, um auch weiterhin über dem
Marktdurchschnitt zu wachsen.“

Die Schlauchproduktion in der neuen Fertigung wird ausschließlich unter Verwendung grüner Energien und somit weltweit erstmals CO2-neutral erfolgen. Der Gesamtwasserverbrauch in Odry wird – ungeachtet der Kapazitätsausweitung – nach Fertigstellung der neuen Halle um rund 30 Prozent sinken. Optimierte Warenströme sollen optimale Durchlaufzeiten ermöglichen.

„Alles, das automatisiert werden kann, wird automatisiert: Dadurch erreichen wir im Produktionsprozess ein bisher ungekannt hohes Niveau hinsichtlich Mitarbeiterproduktivität, Prozessstabilität und somit auch Konstanz der Produktqualität“, sagt Michael Adelbauer, Director Operations Semperflex.

hydraulische Schläuche von Semperit am Standort Odry
© KOENIGSHOFER MICHAEL/Semperit AG Holding