Metaller KV Lohnverhandlungen 2025 : Plasser & Theurer-Chef: "Wir verstehen, dass die Teuerung alle trifft"

Johannes Max-Theurer Plasser & Theurer

Johannes Max-Theurer: "Im absoluten Spitzenfeld des Marktes"

- © Harald Dostal / picturedesk.com

INDUSTRIEMAGAZIN: Herr Max-Theurer, wie sehen Sie die Entwicklung bei den Arbeitskosten?

Johannes Max-Theurer: Die Arbeitskosten sind in den letzten Jahren massiv gestiegen, insbesondere durch die KV-Erhöhungen bei den Löhnen und Gehältern. Wir verstehen als Unternehmen, dass die Teuerung alle trifft. Es ist wichtig, dass das Leben leistbar bleibt. Erhöhungen weit über der Inflation, wie wir sie in unserer Branche hatten, haben aber gezeigt, dass sie die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes negativ beeinflussen bzw. sogar gefährden. 

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Gerade unser Unternehmen, das nicht nur weit über Kollektivvertrag bezahlt, sondern bei der Vergütung im absoluten Spitzenfeld des Marktes liegt, treffen diese Erhöhungen besonders hart. Wir müssen in Österreich aufpassen, dass genau diese Entwicklung nicht zu einer weiteren Deindustrialisierung führt, da wir nur durch Wertschöpfung am Standort auch weiterhin den Wohlstand sichern können. 

Wie entwickelt sich Ihrer Meinung nach die Arbeitsleistung in Österreich und in Ihrem Unternehmen? 

Max-Theurer: Wir haben in Österreich viele sehr tüchtige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die jeden Tag ihr bestes geben. Bei uns im Unternehmen bemerken wir aktuell keinen Rückgang der Arbeitsleistung. 

Wie erleben Sie die Debatte um das potenzielle Spannungsfeld aus Teilzeitarbeit, Krankenständen und rückläufiger Produktivität? 

Max-Theurer: Bei uns im Unternehmen sind diese Themen nicht im großen Ausmaß spürbar. In absoluten Zahlen arbeiten relativ wenige Mitarbeiter bei uns in Teilzeit. Das ist in einem Industrieunternehmen wie unserem aber auch nicht ungewöhnlich. Was wir allerdings schon bemerken: Das Interesse an Teilzeit innerhalb der Belegschaft steigt. Ein Grund dafür sind meist Betreuungspflichten, weil es entweder zu wenig Kinderbetreuungsplätze gibt oder das vorhandene Angebot nicht mit einem Vollzeitjob der Eltern zu vereinbaren ist. Was die Krankenstände betrifft: Wir liegen deutlich unter dem österreichischen Schnitt. Aber natürlich stellen auch wir uns die Frage, wie wir sicherstellen können, dass unsere Belegschaft am Arbeitsplatz gesund bleibt und setzen dabei auf kontinuierliche Verbesserung. Wir haben eine gute Auslastung und versuchen mit effizienzsteigernden Maßnahmen, die Produktivität weiter zu verbessern. Nur so können wir im internationalen Wettbewerb bestehen. 

Welche Anreizsysteme gibt es in Ihrem Unternehmen, um dem womöglich entgegenzuwirken bzw. positive Akzente zu setzen? 

Max-Theurer: Wir haben 2024 ein neues, modernes Lohnsystem im Unternehmen eingeführt, das auf Kompetenz beruht. Damit haben unsere Arbeiterinnen und Arbeiter die Möglichkeit, durch eigene Qualifizierung und den Aufbau von Kompetenz unmittelbar ihren eigenen Lohn positiv zu beeinflussen. Wir merken, dass sich damit die Motivation steigern lässt und das auch positive Auswirkungen auf die Arbeitsleistung hat. Gleichzeitig versuchen wir auch, mit attraktiven Arbeitszeitmodellen Akzente zu setzen. Aktuell testen wir beispielsweise in Bereichen der Produktion Gleitzeitmodelle für unsere Arbeiter. Das bisherige Feedback ist sehr positiv. 

Wie holen Sie Frauen und Ältere in den Job? 

Max-Theurer: Traditionell haben wir als Industriebetrieb in der Eisenbahnbranche eine geringe Frauenquote. In Hinblick auf den Fachkräftemangen können und wollen wir das aber ändern.Dennoch ist das in erster Linie ein gesellschaftliches und demographisches Thema, das wir als Unternehmen allein nicht von heute auf morgen lösen können. Aber wir versuchen, gerade für Frauen, als Arbeitgeber attraktiver zu werden.Flexible Arbeitszeitmodelle bzw. Teilzeitmodelle sind sicher ein Weg, um mehr Flexibilität zu gewährleisten und zu helfen, berufliche und private Interessen besser zu verbinden. Insbesondere in den letzten Jahren haben wir sowohl im Produktions-, als auch im Technik- Bereich, immer Mehr Frauen – teilweise auch für Führungspositionen gewinnen können. Insgesamt ist aber der Prozentsatz immer noch sehr niedrig.  

Darüber hinaus wollen wir bereits im Rahmen unserer Lehrlingsausbildung attraktiv für Mädchen sein, hier sehen wir schon erste Erfolge. Was ältere Mitarbeiter betrifft: Wir haben traditionell einen sehr geringe Personalfluktuation. Bei uns im Unternehmen gibt es viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die seit der Lehrzeit im Unternehmen sind und auch bei uns in Pension gehen. Um ältere Mitarbeiterinnen ins Unternehmen zu holen, verbessern wir die altersgerechte Arbeitsplatzgestaltung, das betriebliche Gesundheitsmanagement, und wir setzen auch auf Weiterbildung und Qualifizierung. Aber ganz besonders wichtig ist die Wertschätzung für den Einsatz, die Kompetenz und Erfahrung von jeder Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter.