Interview : Maschinenbauer Fill: „Wartezeiten von vierzig Wochen für manche Standardteile“

Maschinenbauunternehmer Andreas Fill

Andreas Fill, Geschäftsführer Fill: "Zum Teil sichern dir die Lieferanten derzeit einen Preis gerade einmal für drei Stunden zu, denn danach könnte es schon wieder teurer werden“

- © Fill

Herr Fill, Ihr Unternehmen hat aktuell Projekte sowohl in Russland als auch in der Ukraine. Wie haben Sie die letzten Wochen erlebt?

Andreas Fill:
Inzwischen haben wir alle Projekte in Russland und der Ukraine auf Eis gelegt und unsere Prognosen für den dortigen Markt für 2022 dementsprechend angepasst. Die Einbußen, die sich daraus ergeben, halten sich aber in Grenzen. Es ist nicht unser wichtigster Markt. Selbst im schlimmsten Fall sollten wir rein wirtschaftlich betrachtet mit einem blauen Auge davonkommen.

Sie haben aber noch Projekte in der Region offen?


Fill:
Ja, wir haben in Russland derzeit drei Projekte, da stehen aber weltweit agierende Konzerne als Auftraggeber dahinter, daher rechne ich damit, dass sich diese Projekte ohne große Verluste abwickeln lassen. Eines der Projekte ist ohnehin schon fertig, da prüfen wir, wie die noch ausständigen Zahlungen abgewickelt werden können. Das zweite Projekt konnten wir noch vor Kriegsbeginn übergeben, aber noch nicht ganz abschließen und das dritte Projekte, das steht noch hier bei uns in Gurten. Das wird möglicherweise an einem anderen Standort des Kunden außerhalb von Russland zum Einsatz kommen.

Und in der Ukraine?


Fill:
Da gibt es ein größeres Projekt. Wir haben ja für Fischer nach einem Brand die neuen Maschinen für die Produktion der Langlauf- und Alpinski in Mukatschewo geliefert. Unsere Monteure waren gerade vor Ort, als Russland in der Ukraine einmarschiert ist. Sie konnten aber nach Österreich zurückreisen. Jetzt bemühen wir uns darum, die ukrainischen Mitarbeiter des Werks so gut wie möglich zu unterstützen.

Auch wenn die direkten Auswirkungen zu verkraften sind: Was bedeutet der Konflikt für Sie längerfristig?


Fill:
Ich denke Ähnliches wie für viele andere auch. Da sitzen wir alle im gleichen Boot. Die Materialpreise steigen schon jetzt exorbitant. Beim Stahl hatten wir eine Verdopplung innerhalb von zwei Wochen. Das geht richtig ins Geld. Das ist bei vielen Vormaterialien der Fall. Zum Teil sichern dir die Lieferanten einen Preis gerade einmal für drei Stunden zu, denn danach könnte es schon wieder teurer werden. Durch die Preissteigerungen wird es auch sehr schwer, Projekte, die vor drei, vier Monaten vereinbart wurden und die wir ja nicht im Nachhinein teurer machen können, noch einigermaßen gewinnbringend abzuwickeln. Ein anderer Punkt sind die Lieferzeiten: Für Standardmaterial, das normal in ein, zwei Wochen lieferbar ist, gibt es jetzt zum Teil Lieferzeiten von vierzig Wochen.

Können Sie selbst dann noch fristgerecht liefern?


Fill:
Wir haben glücklicherweise sehr gut gefüllte Auftragsbücher, so dass wir lange Vorlaufzeiten haben. Wir kaufen zum Teil schon jetzt Material ein, das wir erst in acht oder neun Monaten brauchen werden. Teilweise haben wir Material auch gelagert. Wenn man aber dringend von heute auf morgen bestimmte Komponenten, zum Beispiel Elektronik, braucht, ist es wirklich dramatisch. Da kostet ein Paket, das wir normalerweise direkt aus China um, sagen wir, 150.000 Euro beziehen, über Zwischenhändler eine halbe Million oder mehr. Bis jetzt konnten wir aber alle unsere Liefertermine halten. Wie schon bei der Corona-Krise soll man auch in der aktuellen Lage bei aller Dramatik nicht hysterisch werden.