Die chinesische Lingyun Industrial Group mit Sitz in Peking produziert vor allem Komponenten für die Automobilindustrie: von Tür- und Schließsystemen über Kunststoff- und Aluminiumbaugruppen bis hin zu Profilen und Leitungssystemen. Das Unternehmen betreibt über 30 Fertigungsstandorte in China und plant zwei neue Automobilteilewerken in Marokko.
Offiziell ist Lingyun an der Börse in Shanghai notiert. Hinter den Kulissen aber reicht die Macht weit in den Staatsapparat: Größter Anteilseigner ist die staatliche Rüstungsholding Norinco Group, einer der zentralen Konzerne des militärischen-Industrie Komplexes der Volksrepublik. Genau diese Nähe macht das Unternehmen in westlichen Märkten toxisch. In offiziellen Listen des US-Verteidigungsministeriums wird die North Lingyun Industrial Group ausdrücklich als Tochter einer „Communist Chinese Military Company“ gelistet.
Die Folgen sind gravierend. Mit der Präsidialverordnung 13959 untersagte die US-Regierung unter Trump ab Ende 2020 Investitionen in solche Konzerne. Amerikanische Banken und Fonds dürfen seither keine Anteile mehr halten. Zunächst blieb die Wirkung begrenzt, da Lingyun nicht auf den klassischen EU- oder OFAC-Sanktionslisten stand. Doch mit verschärften Compliance-Regeln und der restriktiveren Haltung von Banken und OEMs wuchs der Druck stetig. Die Folgen: Ratingagenturen stufen das Risiko hoch, US-Kunden ziehen Aufträge zurück, Finanzierungen versiegen.
Für Kiekert bedeutet das: Selbst wenn die Werke volle Auftragsbücher haben, verliert das Unternehmen durch die Eigentümerstruktur Zugang zu Märkten, Kapital und Vertrauen. Als Lingyun schließlich auch noch zugesagte Millionen nicht überwies, kippte die Situation – aus einer geopolitischen Hypothek wurde eine akute Finanzierungslücke. Der Insolvenzantrag war unausweichlich.
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