Russlandkrise : Hirsch Servo Chef Kogler: "Entscheiden in den Ukraine-Werken von Tag zu Tag"

Harald Kogler : Hirsch Servo produziert südlich von Kiev mit Mitarbeitern "auf freiwilliger Basis"

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Zu Jahresbeginn war der Deal besiegelt. Die Kärntner Dämmstoffherstellergruppe Hirsch Servo hatte in der westukrainischen Großstadt Lviv ein Grundstück erworben und alles für die Übersiedelung auf Schiene gebracht: Am bisherigen Werkstandort Beregovo im Westen des Landes wurde alles für den Umzug an den neuen Standort vorbereitet. Mit dieser Normalität ist es jäh vorüber.

"Aktuell versuchen wir, dass unser Werk in Beregovo für die Verteilung von Hilfsgütern genutzt werden kann", schildert Hirsch-Servo-Vorstand Harald Kogler. Während am zweiten ukrainischen Standort, dem Werk in Tscherkassy, das vorwiegend EPS-Dämmstoffe für den lokalen Markt produziert, die lokale Geschäftsführung von Tag zu Tag mit den rund 80 Mitarbeitern auf freiwilliger Basis entscheidet, "ob die Arbeit fortgesetzt werden kann", sagt Kogler.

"Als erste Sofortmaßnahme haben wir Mitarbeitern in der Ukraine einen zusätzlichen Lohn ausbezahlt. Damit diese sich mit Vorräten eindecken können."

Als "erste Sofortmaßnahme", erzählt Kogler, habe man Mitarbeitern in der Ukraine einen zusätzlichen Lohn ausbezahlt. "Damit diese sich mit Vorräten eindecken können". Weiters unterstütze das Unternehmen Hilfsgütertransporte – sowohl mit Sachspenden, als auch mit der Übernahme von Transportkosten. Die ukrainische Hirsch-Servo-Tochtergesellschaft Hirsch Porozell TOV wurde 2017 erst gegründet.

Das Maschinenbaugeschäft von Hirsch Servo beträgt aktuell rund zehn Prozent vom Gesamtumsatz. Der russische Anteil wiederum nur einen Bruchteil der zehn Prozent. "Russland ist nicht unser Hauptmarkt", sagt Kogler. Sämtliche Geschäftstätigkeiten mit Kunden aus Russland und Weißrussland - man sei hauptsächlich Lieferant von Maschinen und Anlagen für die Styropor-verarbeitende Industrie - wurden eingestellt. Kogler ist der Meinung, dass auch die Unternehmen selbst es in der Hand haben, ein Zeichen in Bezug auf den Krieg in der Ukraine zu setzen.

Vorwiegend auf die Fertigung von EPS-Dämmstoffen für den lokalen Markt spezialisiert: Urainischer Hirsch-Servo-Standort Tscherkassy

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Verladung von Dämmstoffprodukten im ukrainischen Werk Tscherkassy

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Die Hirsch Servo Gruppe ist mit insgesamt 30 Produktionsstandorten in neun europäischen Ländern und Verkaufs- und Servicebüros in China und Amerika ein Global Player der EPS- und EPP-Industrie. 1.700 Mitarbeiter arbeiten in den Geschäftsfeldern Verarbeitung & Technologie. Der Anwendungsbereich der Produkte reicht von Verpackungen über Dämmstoffe bis hin zu Formteilen für industrielle Anwendungen und kundenspezifischen Lösungen. 2020 schloss das Unternehmen mit der Übernahme des tschechischen EPS- und Fasergussverarbeiters Novopol eine klaffende Lücke „inmitten unseres Produktionsnetzwerks“ (O-Ton Kogler). 2022 feiert die HIRSCH Servo Gruppe das 50-jähriges Bestandsjubiläum.