Chips : Halbleiter made in Austria: Produktion soll steigen

Bei Infineon werden im Labor Chips hergestellt.
© YouTube/ Infineon Technologies AG

Bei einem "Chip-Gipfel" stellten Wirtschaftsminister Martin Kocher, Fördergeber FFG und aws, Interessenvertretungen und Unternehmen Programme zur Förderung der Entwicklung und Fertigung von Halbleitern in Österreich vor.

"Österreich ist im Bereich Mikroelektronik auf EU-Ebene einer der wichtigsten Standorte. Chips sind als Wegbereiter für Zukunftstechnologien von strategischer Bedeutung. Jede Investition in diesem Sektor sichert langfristig hoch qualifizierte Arbeitsplätze und generiert Wohlstand", so Kocher.

Europäische Halbleiterhersteller verstärken sich aktuell merklich auf Europa als Produktionsstandort. Der Grund: So soll die Abhängigkeit insbesondere von Asien reduziert werden. „Bei unserem heutigen Chips-Gipfel haben wir die Initiativen auf nationaler Ebene diskutiert und treffen hier den Bedarf der Industrie“ sagt Kocher. „Unsere breite Förderlandschaft ist sehr aktiv in der Unterstützung des Halbleiterbereichs." Auf EU-Ebene müssen die Anstrengungen jedoch noch intensiviert werden.

Die Europäische Kommission will mit dem Chips Act den Anteil der Europäischen Union an der weltweiten Halbleiterproduktion bis 2030 auf 20 Prozent verdoppeln.

Die österreichische Bundesregierung hat daher entsprechende Initiativen gestartet. Seit März 2021 beteiligt sich ein Konsortium österreichischer Unternehmen an einem europaweiten Projekt (IPCEI Mikroelektronik) mit einem nationalen Fördervolumen von 150 Millionen Euro. Auch in einem zweiten Projekt von gemeinsamem europäischem Interesse im Bereich der Mikroelektronik laufen die Vorbereitungen für eine Beteiligung Österreichs.

Das unter anderem mit Mitteln des Fonds Zukunft Österreich finanzierte Programm „Lab2Fab“ wird gerade neu gestartet. Ziel des neuen und 12 Millionen Euro starken Förderprogramms ist es, die österreichische Chipindustrie und verwandte Industrien bei der Umsetzung mehrjähriger F&E-Projekte zu unterstützen – bis hin zum Aufbau einer industriellen Produktion von Halbleitererzeugnissen.

Wie entstehen Halbleiter?

Halbleiter-Komponenten stehen am Anfang der meisten wichtigen strategischen Wertschöpfungsketten und gelten somit als Eckpfeiler für Innovation und die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Österreich und Europa. Die geopolitische Realität deutet auf eine Re-Fokussierung der regionalen/lokalen Halbleiter-Ökosysteme zur Reduzierung starker Abhängigkeiten hin.

Etwa zwei Drittel der weltweiten Fertigungskapazitäten für Chips und Prozessoren sind derzeit in Taiwan konzentriert, heißt es im Rahmen des Chip-Gipfels. Zu einem ähnlich hohen Anteil kommt Julia Hess, Expertin des Think Tanks "Stiftung Neue Verantwortung": Taiwan ist durch TSMC (Halbleiterproduzent, Anm.) das mit Abstand wichtigste Land für sogenannte Cutting-Edge Chips, also die modernsten Halbleiter, die es aktuell auf dem globalen Markt gibt."

Den Marktanteil Taiwans in diesem Bereich beziffert Hess mit 90 Prozent. Die modernen Halbleiterprodukte werden beispielsweise in Mobiltelefonen, Rechnern aber auch im Bereich der künstlichen Intelligenz oder des autonomen Fahrens gebraucht.

Darüber hinaus produziere Taiwan aber auch größere Chips, wie sie zum Beispiel in der Automobilbranche oder in der Industrie verwendet werden. Nimmt man alle Halbleiter-Kategorien zusammen, produziere Taiwan jeden zweiten Chip auf der Welt, so Hess.

Die Spezialisierung und Monopolisierung haben in den letzten Jahren immer mehr zugenommen. Es gebe immer weniger Chiphersteller, die wie Samsung oder Intel vom Design über die Produktion bis zur Vermarktung der Chips alle Bereiche übernehmen (sogenannte Integrated Device Manufacturers (IDMs)), "weil die Unternehmen eben gemerkt haben, dass wenn sie mit diesem Innovationsdruck mithalten wollen und irgendwie ökonomisch dabei bleiben wollen, dass es dann nur sinnvoll ist sich auf eine Art Maschine, auf einen Produktionsschritt zu konzentrieren", erklärt Hess.

Der auch in Österreich aktive deutsche Chipkonzern Infineon produziert nach eigenen Angaben 70 Prozent seiner Produkte selbst. "Andere Produkte lagern wir weltweit an verschiedene Auftragsfertiger aus."