Fisker Insolvenz : Größte Insolvenz in der Steiermark: Fisker erhält Sanierungsplan-Bestätigung

Der verheißungsvolle Großauftrag vom E-Autobauer Fisker wurde für das Autoland Steiermark zum Flop. Größtes Insolvenzverfahren der Steiermark: Fisker GmbH sichert Sanierungsplan, während Magna in Graz mit schweren Verlusten kämpft.

Der verheißungsvolle Großauftrag vom E-Autobauer Fisker wurde für das Autoland Steiermark zum Flop.

- © Timon - stock.adobe.com

In Bezug auf die Schuldenhöhe und die angemeldeten Forderungen stellt der Fall die größte Insolvenz in der steirischen Wirtschaftsgeschichte dar: Bereits im Mai hatte die österreichische Tochtergesellschaft des US-amerikanischen Elektroautounternehmens Fisker Automotive ein Sanierungsverfahren eingeleitet, ursprünglich unter Eigenverwaltung. Diese wurde jedoch später aufgehoben. Im August kam es schließlich zu einer vorläufigen Annahme eines Sanierungsplans durch die Gläubiger, der nach „langen und umfangreichen Verhandlungen“ nun auch endgültig akzeptiert wurde, wie der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) am Dienstag bekanntgab.

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Der Plan beinhaltete ein Angebot an die Gläubiger, das eine einmalige Barquote von 20 Prozent vorsah. Dieser Vorschlag wurde in der Abstimmungstagsatzung am 08.08.2024 angenommen, stand jedoch noch unter diversen Bedingungen, um die gerichtliche Bestätigung zu erhalten. Abgesehen von den drei Großgläubigern geht man laut Angaben des AKV vom Dienstag nun von anerkannten Forderungen in Höhe von 90 Millionen Euro aus. Für die Umsetzung der 20-prozentigen Barquote für diese Gläubigergruppe werden somit etwa 18 Millionen Euro benötigt.

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- © Industriemagazin

Produktion bei Magna beendet

Im Zuge des Verfahrens wurden Insolvenzforderungen in Höhe von insgesamt 3,784 Milliarden Euro eingereicht, wobei etwa 3,5 Milliarden Euro auf nur drei Großgläubiger entfielen. Es wurden Regelungen ausgehandelt, „wobei diese Verhandlungen aus Sicht der Fisker GmbH darauf abzielten, den unmittelbaren Finanzbedarf für die Sanierungsplanquote zu reduzieren“, so der AKV. Dabei seien Rückstehungserklärungen erzielt und Vereinbarungen für die Zukunft getroffen worden, „um eine Lösung mit den Großgläubigern zu finden, die ein weiteres Insolvenzverfahren verhindern sollte“.

>>> Fisker ist insolvent: Produktion bei Magna beendet

Da die Verhandlungen erfolgreich abgeschlossen wurden, „konnte dem Insolvenzgericht das Vorliegen der im Sanierungsplan vorgesehenen Bestätigungsvoraussetzungen angezeigt werden, und das Gericht hat mit Beschluss vom 16.09.2024 den Sanierungsplan bestätigt“, erklärt der AKV weiter. „Mit der formellen Beendigung des Insolvenzverfahrens ist nach Ablauf der 14-tägigen Rechtsmittelfrist zu rechnen.“

Etwa 10.000 Einheiten des Fisker Ocean wurden bei Magna in Graz gefertigt – weit weniger als ursprünglich vorgesehen. Inzwischen wurde die Produktion jedoch komplett gestoppt. Bei der Fisker GmbH selbst wurden Sparmaßnahmen umgesetzt. Die US-Muttergesellschaft sah sich gezwungen, in den Vereinigten Staaten ein Sanierungsverfahren gemäß „Chapter 11“ einzuleiten.

Finanzielle Schwierigkeiten und gescheiterte Verhandlungen mit Investoren verschärften die Lage des Unternehmens. Fisker war nicht in der Lage, die nötige Finanzierung zu sichern, um die Produktion fortzusetzen und Schulden zu bedienen. Magna, der Auftragsfertiger in Graz, hat aufgrund der Entwicklungen hohe Abschreibungen vorgenommen. Das Unternehmen hat nicht nur Produktionsverluste erlitten, sondern auch personelle Kürzungen angekündigt, um die Auswirkungen der Insolvenzen abzufedern. Die Entscheidung zur Produktionsbeendigung und die wirtschaftlichen Schwierigkeiten von Fisker werfen einen Schatten auf die ursprünglich ambitionierten Pläne des Elektroautoherstellers.

Produktion des Fisker bei Magna Steyr in Graz
Produktion des Fisker Ocean bei Magna in Graz - © Magna

Stellenabbau bei Magna

Der Grazer Autozulieferer Magna plant den Abbau von etwa 500 Arbeitsplätzen. Diese Entscheidung wurde der Belegschaft mitgeteilt und von Magna auf Anfrage der APA bestätigt. Als offizieller Grund wird die schwache Auftragslage genannt, jedoch spielt die kürzlich eingestellte Produktion des Fisker "Ocean" eine maßgebliche Rolle. Aktuell laufen Verhandlungen mit den Mitarbeitern. Erste Kündigungen sollten bereits Ende April erfolgen.

>>> Forseven und BMW: Bald neue Aufträge für Magna in Graz?

Zuvor wurde im Dezember 2023 eine Produktionslinie von einem Zwei- auf einen Einschichtbetrieb reduziert, was ursprünglich nur als temporäre Maßnahme gedacht war. Nun bleibt es dauerhaft bei einer Schicht. In diesem Zusammenhang mussten schon im Dezember etwa 450 Beschäftigte das Unternehmen verlassen. Auch Kündigungen unterhalb der AMS-Warnschwelle waren Teil der bisherigen Maßnahmen. Insgesamt führt die schlechte Auftragslage zum Wegfall einer kompletten Schicht. Magna bemüht sich jedoch, einige der betroffenen Mitarbeiter in anderen Abteilungen unterzubringen.

Die oberste Priorität bei Magna besteht nun darin, rasch neue Aufträge an Land zu ziehen. Aktuell werden noch zwei Projekte abgewickelt: Jaguar bis Ende 2024 sowie BMW/Toyota bis Ende 2026. Trotz der schwierigen Lage in der Automobilbranche stehen die Chancen für weitere Aufträge laut Insidern gar nicht so schlecht: Forseven, eine neue Elektroautomarke mit britischen Wurzeln, Formel-1-Flair und Investoren aus Abu Dhabi, plant den Einstieg in den europäischen Markt und zieht die Produktionsstätten von Magna in Graz in Betracht. Internationale Medien spekulieren, dass Forseven noch im Herbst konkrete Pläne zur Produktion in Graz vorstellen könnte. Magna selbst hat sich dazu bislang nicht geäußert.

Eine weitere unerwartete Entwicklung betrifft BMW: Das Unternehmen plant, Fahrzeuge zur technischen Überprüfung und Optimierung nach Graz zu schicken. Das Werk verfügt bereits über entsprechende Erfahrung, da kürzlich Mini-Modelle aus China dort nachgebessert wurden.