Bilanzskandal bei deutscher Voestalpine-Tochter : FMA untersucht Bilanzmanipulation bei Voestalpine-Tochter: Eibensteiner wendet sich per Video an Personal

Edelstahlwerk Kapfenberg Voestalpine

Die Finanzmarktaufsicht prüft einen möglichen Verstoß gegen die Publizitätspflichten im Zusammenhang mit der Bilanzschönung der deutschen voestalpine-Tochter

- © Voestalpine

Ein Manager einer Tochtergesellschaft von voestalpine hat über Jahre hinweg die Zahlen seines Bereichs geschönt. Die fehlerhaften Buchungen summierten sich über zehn Jahre hinweg auf 100 Mio. Euro. Mindestens zwei Personen waren daran beteiligt: der frühere Geschäftsführer der betroffenen Gesellschaft und ein Buchhalter. "Wir können den Sachverhalt von bewusst ergebnisverbessernden Fehlbuchungen bei einer deutschen Gesellschaft der Metal Forming Division bestätigen", erklärte voestalpine auf Anfrage.

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Der Vorfall wird derzeit von einem spezialisierten Berater und einer deutschen Anwaltskanzlei untersucht, was bis August oder September dieses Jahres andauern soll, so die "Oberösterreichischen Nachrichten" (OÖN). Der ehemalige Geschäftsführer, der später auch im Vorstand der Metal-Forming-Division tätig war, ist seit Herbst 2023 nicht mehr für voestalpine tätig, bestätigte das Unternehmen. Die Fehlbuchungen hätten keine Auswirkungen auf den Cashflow gehabt und es sei kein Geld abgeflossen, erklärte voestalpine. Allerdings musste die Bilanz 2022/23 rückwirkend korrigiert werden, was das Eigenkapital von voestalpine zum Bilanzstichtag 31. März 2024 von 7,6 auf 7,5 Milliarden Euro reduzierte. Diese finanziellen Folgen wurden im nun vorgelegten Konzernabschluss 2023/24 vollständig berücksichtigt, betonte das Unternehmen.

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- © Industriemagazin

CEO wendet sich an Personal

Nach dem Bilanzskandal bei einer deutschen Tochtergesellschaft hat sich Voest-Chef Herbert Eibensteiner per Video an die Mitarbeiter gewandt. Bei der Bilanzpressekonferenz hatte er zwar kein Wort zu dem Vorfall verloren, betonte aber erneut, dass "aus heutiger Sicht keine Geldmittel abgeflossen sind". Allerdings könnten "möglicherweise zu viel Steuern bezahlt" worden sein. Die Wertberichtigungen in Höhe von 100 Millionen Euro würden keinen direkten materiellen Schaden verursachen.

Die von Kritikern hinterfragte Kommunikationspolitik rechtfertigte der Chef des börsennotierten Konzerns damit, dass der Vorstand zunächst die Ergebnisse der nach Auftauchen der Manipulation eingeleiteten Untersuchung abwarten wollte, "um ein vollständiges Bild zu haben". Eine Ad-hoc-Pflicht sei kontinuierlich geprüft, jedoch verneint worden, berichtet das Magazin trend unter Berufung auf das Video. Am Ende betonte Eibensteiner: "Ein korrektes Verhalten ist ein unerlässlicher Bestandteil der Voestalpine-DNA."

Herbert Eibensteiner Voestalpine
© Voestalpine

Interne Kontrollsysteme umgangen

"Wir können bestätigen, dass aus heutiger Sicht mindestens zwei Personen involviert waren. Diese Personen kannten die internen Kontrollsysteme sehr gut und haben sie bewusst umgangen. Weitere Details können wir erst nach Vorlage des Abschlussberichts bekannt geben. Ob es zu zivil- oder strafrechtlichen Konsequenzen kommen wird, können wir erst nach Klärung des Sachverhalts entscheiden", so die voestalpine gegenüber der APA.

Der Vorfall wurde im Februar 2024 im Rahmen interner Kontrollaktivitäten entdeckt. "Wir können ausschließen, dass zu irgendeinem Zeitpunkt ein Mitglied des Vorstandes der voestalpine AG über den Sachverhalt informiert war oder involviert war", betonte das Unternehmen.

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Im Geschäftsjahr 2023/24 ist der Gewinn des Stahlkonzerns in einem insgesamt schwierigen wirtschaftlichen Umfeld im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 80 Prozent gesunken. Der Jahresüberschuss belief sich auf 207,1 Mio. Euro, nach 1,18 Mrd. Euro im Vorjahr. Dies geht aus dem aktuellen Geschäftsbericht hervor, den das Unternehmen am Mittwoch veröffentlichte. Ein bedeutender Faktor waren Firmenwertabschreibungen von über 400 Mio. Euro. Auch der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) fiel von 2,54 Mrd. auf 1,67 Mrd. Euro.

Sonderuntersuchung durch die FMA

Die von der Finanzmarktaufsicht (FMA) eingeleitete Sonderuntersuchung bezüglich der Bilanzmanipulation bei einer deutschen Tochtergesellschaft der voestalpine wird voraussichtlich "ein paar Monate" dauern. Das sagte FMA-Vorstand Helmut Ettl am Montagabend gegenüber Journalistinnen und Journalisten. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Frage, ob die relevanten Informationen früher hätten mitgeteilt werden müssen oder ob der Stahlkonzern gegen Publizitätsvorschriften verstoßen hat.

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Kursrelevante Informationen müssen per Ad-hoc-Mitteilung veröffentlicht werden, um sicherzustellen, dass alle Aktionärinnen und Aktionäre gleichzeitig informiert werden. Die Strafen für Verstöße gegen diese Ad-hoc-Pflichten sind sehr streng. Es drohen Geldbußen von bis zu 2,5 Mio. Euro oder 2 Prozent des Umsatzes. Im Geschäftsjahr 2023/24 erzielte die voestalpine einen Umsatz von fast 17 Mrd. Euro.

Bei der deutschen Tochtergesellschaft von voestalpine wurden offenbar über Jahre hinweg die Bilanzen manipuliert, insgesamt geht es um etwa 100 Mio. Euro. Diese Vorgänge wurden bekannt, nachdem die voestalpine ihre Jahreszahlen vor gut zwei Wochen veröffentlicht hatte. Bei der Bilanzpressekonferenz verlor der Vorstand kein Wort über diese Vorkommnisse, und im Geschäftsbericht wurden sie erst weit hinten erwähnt. Der Interessenverband für Anleger (IVA) kritisierte daraufhin die Kommunikationsweise des Unternehmens zu diesem Vorfall.

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