Russland/Ukraine : Exklusiv: Österreichische Unternehmen melden sich zu Wort

Eine Zuckerfabrik von Agrana

Agrana hat Frucht-Produktionsstandorte in der Ukraine.

- © Agrana

Maschinenbauer Lisec:

„Unsere Niederlassung in Kiew ist ausschließlich auf die Ersatzteilversorgung unserer Kunden und den After Sales Service fokussiert. Die Niederlassung umfasst fünf lokale Mitarbeiter, die Infrastruktur besteht primär aus Büroräumlichkeiten. Österreicher waren zuletzt und sind auch derzeit nicht vor Ort.

Da die Auseinandersetzungen um die Separatistengebiete Luhansk und Donezk bereits 2014 begonnen haben, haben alle unseres wesentlichen Kunden diese Gebiete verlassen. Insofern gibt es unsererseits bereits seit Jahren keine nennenswerten Aktivitäten mehr in der Ostukraine.

Aus Sicherheitsgründen haben wir unser Büro in Kiew inzwischen geschlossen. Wir sind mit unserem Team in der Ukraine laufend in Kontakt und unterstützen das Team bei der Gewährleistung deren persönlichen Sicherheit soweit möglich, wobei die Situation vor Ort nach wie vor unübersichtlich ist.

Aufgrund der Art und der Struktur unserer Operation vor Ort sind wir ausreichend flexibel. Mit unserem weltweiten Niederlassungs- und Partnernetzwerk gehen wir davon aus, dass wir unseren Kunden in der Region auch weiterhin den erforderlichen Support bieten können.

Viel gewichtiger für Lisec ist aufgrund der Größe des Absatzmarktes die weitere Entwicklung der wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland infolge der umfangreichen Sanktionen. Auch hier beobachten wir die Entwicklung sehr genau.“

Logistiker Gebrüder Weiss (Statement laut Unternehmenswebsite):

Der Krieg in der Ukraine hat gravierende Auswirkungen auf die bestehenden Transportverbindungen in die Region. Seit dem 23. Februar sind keine Transporte nach/von und kein Transit durch die Ukraine mehr möglich. Der ukrainische Luftraum wurde komplett geschlossen, der Haupthafen in Odessa hat den Betrieb am 24. Februar bis auf Weiteres eingestellt. Das Personal an den Grenzstellen wurde bereits abgezogen.

Gebrüder Weiss hat seine beiden Büros in Mukachevo und Kiew auf Home Office umgestellt.

Die Transportverbindungen nach/von sowie der Transit durch Russland sind gegenwärtig nicht betroffen – daher gibt es aktuell auch noch keine nennenswerten Einschränkungen auf den Verkehren aus/nach Zentralasien und China. Zum jetzigen Zeitpunkt kann auch noch keine seriöse Einschätzung über die weitere Entwicklung gegeben werden. Jedoch ist bereits absehbar, dass es zu einer Fahrzeugverknappung bei russischen und ukrainischen Frächtern kommen wird. Die durch die EU und die USA aktualisierten Sanktionslisten gegen russische Bürgerinnen und Bürger, Banken und Unternehmen werden täglich automatisiert evaluiert und gemonitort.

Gummiindustrieunternehmen Semperit:

Die Entwicklungen rund um den Russland/Ukraine-Konflikt sind natürlich außerordentlich bedauernswert. Die möglichen Effekte auf das Orderbuch der Semperit-Gruppe halten sich aus heutiger Sicht in Grenzen und liegen bei unter 5% des gruppenweiten Umsatzes.

Rohstoffseitig haben wir uns auf Versorgungsrisiken im Falle von Unterbrechungen der Lieferkette oder von Sanktionen vorbereitet: Wir beobachten die Marktentwicklungen sehr genau, haben Notfallpläne vorbereitet, Sicherheitsbestände aufgebaut und arbeiten an alternativen Lieferwegen.

Agrana:

Agrana ist ein international ausgerichteter österreichischer Nahrungsmittel- und Industriegüterkonzern, der landwirtschaftliche Rohstoffe in den Segmenten Frucht, Stärke und Zucker zu einer Vielzahl von Produkten für die weiterverarbeitende Industrie veredelt. In der Ukraine hat Agrana ausschließlich Frucht-Produktionsstandorte.

In Russland ist Agrana mit einem Fruchtzubereitungswerk in Serpuchow, rund 100 km südlich von Moskau, präsent. Agrana nahm dort 2005 den Betrieb mit zwei Produktionslinien auf. MA-Zahl: rd. 280.

"Wir produzieren in Russland direkt für den jeweiligen Markt. In Russland selbst gibt es für Agrana keine wesentlichen Auswirkungen, da wir bzgl. Rohstoffbeschaffung von EU-Ursprüngen auf Nicht-EU-Ursprünge wechseln können, wie z.B. Kirschen aus Serbien anstatt Polen, Pfirsiche aus Asien anstelle Spaniens. Die Fruchtzubereitungen, die wir im russischen Werk herstellen, werden in Russland und anderen GUS-Staaten abgesetzt.

Agrana ist seit 1997 in der Ukraine tätig, beschäftigt dort rund 600 Mitarbeiter und verarbeitet in Vinnitsa (300 km südwestlich von Kiew) Früchte zu Fruchtzubereitungen für die Molkereiindustrie sowie zu Fruchtsaftkonzentraten für Getränkehersteller. Daneben betreibt Agrana im ukrainischen Luka einen eigenen landwirtschaftlichen Produktionsbetrieb für Früchte für den regionalen Frisch- und Verarbeitungsmarkt. Die Produkte werden größtenteils in der Ukraine abgesetzt.

"Wir haben in der Ukraine keine ÖsterreicherInnen beschäftigt. Wir beobachten die Situation sehr genau und sind auf verschiedene Krisenszenarien vorbereitet. Das heißt, wir haben einen Krisenstab aufgesetzt, um auf die weiteren Entwicklungen möglichst schnell reagieren zu können – natürlich mit Priorität für die Sicherheit und Unterstützung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Produktion ist aktuell stillgelegt. Morgen wird über die weitere Vorgangsweise je nach aktueller Lage entschieden. Wir beobachten die Situation weiter sehr genau und sind auf verschiedene Krisenszenarien vorbereitet. Wo notwendig, werden Lieferpläne angepasst oder Kunden aus anderen Standorten beliefert."