Autobauer Opel schließt Werk : Ende einer Ära: Opel-Werk in Wien-Aspern schließt

Opel-Werk in Wien Aspern: Genauer Termin für Schließung steht noch nicht fest

Das Opel-Werk in Wien-Aspern, einst bedeutender Produktionsstandort für Sechs-Gang-Schaltgetriebe, schließt nach über 40 Jahren endgültig seine Tore.

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Das Opel-Werk in Wien-Aspern, das Anfang der 1980er-Jahre gegründet wurde, schließt endgültig seine Türen. Am Freitag wird der letzte Arbeitstag sein. Der Automobilkonzern Stellantis hatte im Sommer 2023 die Schließung des ehemaligen General-Motors-Werks und die Einstellung der Produktion von Sechs-Gang-Schaltgetrieben angekündigt. Für die 300 betroffenen Mitarbeiter wurde ein Sozialplan umgesetzt und ein Jobcenter eingerichtet. Nach dem Ende der Serienproduktion werden bis Herbst etwa 50 Mitarbeiter für Abbauarbeiten im Werk verbleiben.

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"Im Jobcenter haben wir Job-Angebote von circa 150 Unternehmen und wir konnten circa die Hälfte der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schon in neue Jobs vermitteln", erklärte Christoph Stummvoll, der Sprecher von Stellantis Österreich, am Mittwoch laut einem ORF-Beitrag. Das interne Jobcenter wird auch nach dem Produktionsende weitergeführt, bis alle Arbeiten am Werksstandort abgeschlossen sind.

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- © Industriemagazin

Keine Zukunft für Sechs-Gang-Schaltgetriebe aus Wien

"Somit besteht für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiterhin die Möglichkeit, Job-Angebote einzusehen und sich bei den Unternehmen zu bewerben. Stellantis leistet weiterhin jede mögliche Unterstützung, um einen neuen Job zu finden. Gleichzeitig besteht die Möglichkeit, in den WAFF einzutreten, um eine Fortbildung zu machen", sagte Stummvoll auf Anfrage der APA.

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In den nächsten Monaten sollen die Maschinen und alle anderen Ausstattungen des Standorts abgebaut werden. "Ein Teil wird verkauft, ein Teil wird in andere Werke transportiert", so Stummvoll. Bereits im Juni des Vorjahres verkündete Stellantis, dass es für das Werk keine Zukunft mehr gäbe, da die Nachfrage nach Sechs-Gang-Schaltgetrieben für Verbrennungsmotoren in Zeiten der Elektromobilität sinkt. "Die Nachfrage geht in Richtung Automatik-Getriebe, die Nachfrage geht in Richtung Elektromobilität. Auch bei den sehr wichtigen Nutzfahrzeugen. Das bedeutet, dass auch weniger manuelle Schaltgetriebe, wie sie hier am Standort gefertigt werden, benötigt werden", erklärte Stummvoll.

Christoph Stummvoll Stellantis
Christoph Stummvoll, der Sprecher von Stellantis Österreich - © LinkedIn

"Angefressen auf den Konzern"

Christoph Rohm, der Arbeiterbetriebsrat, brachte die Stimmung der Mitarbeiter gegenüber "Wien heute" auf den Punkt: "Wehmütig, teilweise angefressen auf den Konzern. Weil die Arbeit, die wir hier geleistet haben, nicht so honoriert worden ist, wie wir das gewollt hätten. Wir hätten natürlich gerne ein Weiterbestehen des Betriebs gehabt."

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In Spitzenzeiten arbeiteten in dem Werk mehr als 2.000 Menschen. Im August 2017 wurde Opel Teil der französischen PSA-Gruppe. Im Januar 2021 fusionierten die Peugeot-Mutter PSA und Fiat-Chrysler zu Stellantis. In den letzten Jahren schrumpfte das Werk zunehmend. Bis 2020 wurden am Standort noch Motoren gefertigt. Damals verlor Aspern den letzten Großauftrag von General Motors, was zu einer weiteren Reduzierung der Mitarbeiterzahl führte. Auch die Coronapandemie und Probleme durch Chipmangel setzten dem Standort zu.

Was mit dem 600.000 Quadratmeter großen Grundstück passiert, ist noch unklar. Im März hieß es, Stellantis habe erste Gespräche mit relevanten Stakeholdern in Österreich aufgenommen. Es wurde darüber gesprochen, dass ein Gewerbepark entstehen könnte. Eigentümer des Grundstücks ist die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG).

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Produktion im Opel-Werk in Aspern - © APA/HANS KLAUS TECHT

Bereits 2020 endete Produktion in Aspern

Die Geschichte des Opel-Werks in Wien ist eng mit der Strategie des ehemaligen Bundeskanzlers Bruno Kreisky (SPÖ) in den 1970er Jahren verbunden. Damals sollte Österreich sich als hochwertiger Zulieferer für die europäischen und amerikanischen Automobilhersteller positionieren. Am 23. August 1979 unterzeichneten Kreisky und GM-Austria-Generaldirektor Helmuth Schimpf einen Vertrag zur Errichtung eines Motorenwerks.

Opel war damals Teil der General Motors Gruppe. In den 1980er Jahren erreichte das Werk mit etwa 2.200 Mitarbeitern seinen Höhepunkt. In den letzten Jahren schrumpfte die Belegschaft jedoch stetig. Im August 2017 wurde Opel Teil der französischen PSA-Gruppe, die im Januar 2021 mit Fiat-Chrysler zu Stellantis fusionierte.

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Im Jahr 2020 endete die Motorenproduktion nach 40 Jahren, da der Vertrag mit General Motors auslief. Damals verloren 270 Mitarbeiter ihre Arbeit. Seitdem wurde nur noch das 6-Gang-Getriebe produziert, das in verschiedenen Fahrzeugen der PSA verwendet wurde. Auch an der Führungsspitze gab es Veränderungen: Rafal Trojca wechselte zu einem PSA-Standort in Russland, sein Nachfolger wurde Franck Mulard.

Zu Stellantis in Österreich gehören die Marken Abarth, Alfa Romeo, Citroën, DS Automobiles, Fiat, Fiat Professional, Jeep, Opel und Peugeot, sowie die Mobilitätsmarke Free2Move, die Finanzorganisationen Stellantis Financial Services und Leasys Austria, die Händlerbetriebe Stellantis&You und das Produktionswerk Wien-Aspern.

KOMMENTAR

Bereits die Ankündigung der Schließung des Opel-Werks in Aspern war ein schmerzhafter Schlag für Österreichs Automobilindustrie. Das Werk, das über Jahrzehnte hinweg ein wichtiger Arbeitgeber und ein integraler Bestandteil der heimischen Industrie war, schließt seine Tore am kommenden Freitag. Diese Entwicklung wirft nicht nur Fragen zur Zukunft der Arbeitsplätze auf, sondern auch zur strategischen Ausrichtung Österreichs in einer globalisierten Wirtschaft.

Die Automobilindustrie ist ein bedeutender Pfeiler der österreichischen Wirtschaft. Sie bietet nicht nur tausende Arbeitsplätze, sondern ist auch ein Motor für Innovation und technologische Entwicklung. Zulieferer, Dienstleister und zahlreiche Klein- und Mittelbetriebe hängen direkt oder indirekt von der Autoindustrie ab. Eine derartige Schließung hat daher weitreichende Konsequenzen, die weit über die unmittelbare Betroffenheit der Opel-Mitarbeiter hinausgehen.

Österreich hat sich in der Vergangenheit als attraktiver Standort für die Automobilindustrie positioniert. Die gut ausgebildete Belegschaft, die stabile politische und wirtschaftliche Lage sowie die zentrale Lage in Europa sind starke Argumente für internationale Konzerne, hier zu investieren. Doch die Schließung des Werks in Aspern könnte ein Zeichen dafür sein, dass diese Attraktivität schwindet. Es ist daher von entscheidender Bedeutung, dass Politik und Wirtschaft gemeinsam Maßnahmen ergreifen, um den Standort Österreich zu stärken und weitere Abwanderungen zu verhindern.

Forschung und Entwicklung, insbesondere im Bereich der Elektromobilität und der autonomen Fahrzeuge, sind zentral für die Zukunft der Mobilität. Österreich darf hier nicht den Anschluss verlieren. Es bedarf gezielter Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie einer engen Zusammenarbeit zwischen Industrie, Wissenschaft und Politik, um neue Technologien zu fördern und zu einem weltweit führenden Standort für die Mobilität der Zukunft zu werden.

Die Schließung des Opel-Werks sollte auch als Anlass genommen werden, die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen zu überdenken. Bürokratische Hürden, hohe Energiekosten und ein Mangel an Fachkräften sind Herausforderungen, die angegangen werden müssen, um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts zu sichern. Nur durch eine proaktive und zukunftsorientierte Politik kann Österreich seine Stellung in der globalen Autoindustrie behaupten. Die Schließung des Opel-Werks in Aspern darf nicht als Endpunkt, sondern muss als Ausgangspunkt für eine umfassende Strategie zur Stärkung der heimischen Automobilindustrie verstanden werden.

Online-Redakteur Tom Arnold
Online-Redakteur Tom Arnold - © Stefanjoham
Magna Steyr kämpft unter anderem auf Grund der Fisker-Pleite derzeit mit dem eigenen Produktionsplan. Die Insolvenz des E-Auto Start-Up kommt zu einem schlechten Zeitpunkt für Magna. Aufgrund der schwachen E-Auto Nachfrage hat Ineos Automotive, das Elektro-Startup des britischen Chemiemilliardärs James Ratcliffe, die Entwicklung des dritten Ineos Modells, des Fusilier bei Magna Steyr gestoppt. Das Modell hätte in den nächsten Monaten bei Steyr in Graz zur Serienreife entwickelt werden – und ab 2027 in einem Volumen von 30.000 Stück pro Jahr vom Band laufen sollen. Doch auch wenn der Wegfall von einem Produktionsvolumen von 30.000 Stück für ein Unternehmen, das in guten Jahren fast eine Viertelmillion Fahrzeuge produziert nicht wie ein schwerer Schlag daher kommt – für Magna Steyr kommt die Nachricht gerade zum schlechtest möglichen Zeitpunkt: Denn erst vor wenigen Wochen hatte die Pleite des E-Autostartups Fisker ein Riesenloch in die Produktionsplanung gerissen. 40.000 Stück des Fisker Ocean sollten derzeit jährlich das Werk in Graz verlassen. Außerdem laufen in Kürze wichtige weitere Produktionsvolumina… plangemäß aus: Noch heuer wird die Produktion des Kompakt SUV E-Pace und des Elektro-Crossovers I-Pace von Jaguar eingestellt. Der ‪BMW‬ Z4 und der Toyota Supra laufen Anfang 2026 aus. Angesichts der Vorlaufzeiten für Neuaufträge von rund zwei Jahren müssten hier schon längst Projekte in der Pipeline sein. Alleine, davon ist bisher weit und breit nichts zu sehen. Wie konnte es bei Magna Steyr soweit kommen?