E-Auto Markt China : BYD verliert Marktführung in China: VW-Partner übernimmt das Steuer

BYD Headquarter

BYD Headquarter in Shenzhen, Provinz Guangdong, China

- © BYD

Der chinesische Automobilhersteller BYD bekam im dritten Quartal erneut den intensiven Wettbewerb auf dem heimischen Markt zu spüren. Wie das Unternehmen am Donnerstag in Hongkong mitteilte, sank der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um etwas mehr als 3 Prozent auf knapp 195 Milliarden Yuan (23,6 Milliarden Euro). Der Gewinn ging sogar deutlich stärker zurück und fiel um fast ein Drittel auf 7,8 Milliarden Yuan. Der Absatz lag mit 1,15 Millionen verkauften Elektro- und Plug-in-Hybridfahrzeugen rund 2 Prozent unter dem Wert des Vorquartals.

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In China herrscht ein intensiver Preiskampf um die Kundschaft. Anders als in Europa gewinnen dort vor allem günstigere Elektrofahrzeuge zunehmend an Bedeutung. Laut Angaben des chinesischen Herstellerverbands CAAM verlor BYD im September erstmals seit längerer Zeit die Spitzenposition im weltgrößten Automarkt an den südchinesischen VW-Partner SAIC.

Analysten führen das verlangsamte Verkaufstempo von BYD auf Bestrebungen zurück, die Lagerbestände bei den Händlern abzubauen, bevor neue Modelle eingeführt werden. Außerhalb Chinas legten die Verkaufszahlen hingegen deutlich zu – insbesondere in Europa und Lateinamerika – wenngleich das Niveau dort weiterhin vergleichsweise niedrig ist.

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BYD drängt nach Europa: Spanien lockt mit günstigen Produktionsbedingungen

An seinen Plänen, ein Werk in Spanien bauen zu wollen, hält BYD aber offenbar fest. Insidern zufolge favorisiert der chinesische Autobauer nach wie vor das Land als Standort für sein drittes europäisches Montagewerk. Zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen erklärten gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass Spanien aufgrund seiner vergleichsweise niedrigen Produktionskosten und des gut ausgebauten Netzes für saubere Energie bevorzugt werde. Eine endgültige Entscheidung stehe jedoch noch aus und werde voraussichtlich vor Jahresende getroffen, sagte ein weiterer Insider.

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Neben Spanien würden laut den Informationen auch andere Länder geprüft. Zudem stehe noch die Genehmigung durch chinesische Aufsichtsbehörden aus. Weder das spanische Industrieministerium noch BYD wollten sich gegenüber Reuters zu den Plänen äußern.

Ein Werk in Spanien würde für den Tesla-Konkurrenten einen weiteren strategischen Schritt auf dem europäischen Markt bedeuten – zusätzlich zu den bereits geplanten Produktionsstätten in Ungarn und der Türkei. Gleichzeitig käme ein solcher Schritt auch den Ambitionen Spaniens zugute, sich als bedeutender Produktionsstandort für Elektrofahrzeuge in Europa zu etablieren.

BYD plant trotz Gewinneinbruch sein drittes Europa-Werk in Spanien 

- © BYD

BYD baut vor: So will der E-Auto-Riese EU-Zölle umgehen

BYD plant, innerhalb der nächsten drei Jahre sämtliche in Europa verkauften Elektrofahrzeuge direkt vor Ort zu fertigen – mit dem Ziel, mögliche Importzölle der EU zu vermeiden. Während das Werk in Ungarn derzeit im Bau ist, soll die Fabrik in der Türkei im Jahr 2026 den Betrieb aufnehmen.

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Zwischen Januar und August dieses Jahres verzeichnete BYD einen Anstieg seiner Verkaufszahlen in Europa um 280 Prozent. Spanien, der zweitgrößte Produktionsstandort der europäischen Automobilindustrie, hat seit 2020 bedeutende Investitionen aus dem In- und Ausland angezogen – unter anderem von Volkswagen sowie den chinesischen Unternehmen Chery und CATL. Die bilateralen Beziehungen zwischen China und Spanien haben sich zuletzt verbessert: So enthielt sich Spanien im vergangenen Jahr bei einer EU-Abstimmung über Zölle auf in China hergestellte E-Autos.

Chinesische E-Auto-Importe in Bremerhaven 

- © Lars Penning / dpa / picturedesk.com