Analyse : Kampf um die Währung: Jetzt will Moskau auch Kredite nur noch in Rubel bedienen

Russian President Vladimir Putin meets with Ingushetia's regional head at the Kremlin in Moscow on March 30, 2022. (Photo by Mikhail Klimentyev / SPUTNIK / AFP)

Russland Präsident Putin: Mit Rubelpflicht gegen die Sanktionen

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Es ist eine großangelegte Aktion, mit der Russland versucht seine Währung zu stabilisieren. Nach der vorwöchigen Ankündigung Gas nur noch gegen Rubel zu liefern und der heute Publik gewordenen Idee, diese Zahlunsmodalität auch auf andere Rohstoffe auszudehnen, kommt nun der nächste Paukenschlag: Moskau will die Drohung Fremdwährungskredite nur noch in Rubel zu bedienen offenbar ernst machen. Eine am 4, April fällige Fremdwährungsanleihe in über zwei Milliarden Dollar soll der erste Fall sein.

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Der russische Finanzminister Anton Siluanow verteidigt den umstrittenen Vorstoß für die Rückzahlung einer Fremdwährungsanleihe in der Landeswährung Rubel statt in Dollar. Damit werde eine Diskriminierung von russischen Gläubigern verhindert, sagte Siluanow am Mittwoch in Moskau. Schließlich seien deren Zahlungen beim Abwicklungshaus Euroclear wegen der westlichen Sanktionen eingefroren.

Prominente westliche Gläubiger betroffen

Russland will die am 4. April fällig werdende Rückzahlung einer Fremdwährungsanleihe im Wert von zwei Milliarden Dollar in Rubel (1,81 Mrd. Euro) leisten. Das Finanzministerium machte keine Angaben dazu, wie hoch der Anteil ausländischer Investoren ist. Einem Insider zufolge ist ein Großteil der Gläubiger aus Russland.

Der Datenbank eMAXX des Finanzdienstleisters Refinitiv zufolge gehören aber auch große Vermögensverwalter wie Brandywine, Axa, Morgan Stanley Investment Management und BlackRock kürzlich zu den Inhabern der am 4. April fälligen Anleihe

Das Angebot des Ministeriums für die am 4. April fällig werdenden Bonds, Russlands größter Schuldentilgung in diesem Jahr, folgt auf die Verschärfung der westlichen Sanktionen wegen des Einmarschs in die Ukraine. Der Regierung in Moskau zufolge kommen diese einem "Wirtschaftskrieg" gleich.

Mehr Kriegsansage als Testballon

Marktanalysten zufolge ist es derzeit unklar, ob Gläubiger Zahlungen in Rubel akzeptieren müssten oder nicht. „Es ist wichtig festzuhalten, dass es sich um ein Ausschreibungsangebot handelt und nicht um eine endgültige Entscheidung, dass diese Anleihen in Rubel bezahlt werden sollen“, sagte Analyst Himanshu Porwal vom Finanzhaus Seaport Global als Russland gestern erstmals die Zahlung in Rubel ankündigte. „Vielleicht wollen die russischen Behörden die Bereitschaft der Anleger zur Zahlung in Rubel testen.“

Dass Finanzminister Anton Siluanow heute aber weiter an der Idee der Rubelzahlung festhielt, deutet allerdings darauf, dass die Ankündigung mehr sein könnte als nur ein bloßer Testballon.

Tim Ash vom Vermögensverwalter BlueBay wertete den Schritt als Teil einer Kampfansage der Zentralbank und des Finanzministeriums, um Zahlungsausfälle „abzuwehren und die Märkte und den Rubel zu stabilisieren“.

Rubel am Boden

Westliche Sanktionen nach dem Einmarsch in die Ukraine haben Russland von wichtigen Teilen der globalen Finanzmärkte abgeschnitten und die schwerste Wirtschaftskrise seit dem Zerfall der Sowjetunion 1991 ausgelöst. So wurden mehrere russische Banken vom internationalen Zahlungsnetzwerk Swift ausgeschlossen, wodurch es schwieriger wird, Geld außerhalb Russlands zu bewegen. Der Staat verfüge aber über genügend Mittel, um seinen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen, hieß es zugleich. "Das Einfrieren der Fremdwährungskonten der Zentralbank und der Regierung kann als Wunsch mehrerer westlicher Länder angesehen werden, einen künstlichen Zahlungsausfall zu organisieren", sagte Siluanow.

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Mehrere Ratingagenturen hatten ihre Bewertung für die Kreditwürdigkeit Russlands zuletzt tief in den Ramsch-Bereich gedrückt. Die Sanktionen stellten "einen großen Schock für Russlands Kreditgrundlagen dar und könnten die Bereitschaft zur Bedienung der Staatsschulden untergraben", begründete etwa Fitch das Vorgehen. "Die Sanktionen könnten auch Russlands Bereitschaft zur Rückzahlung von Schulden beeinträchtigen", warnte Fitch. Moody's erklärte, dass Umfang und Schwere der Sanktionen "über die ursprünglichen Erwartungen" hinausgingen.