250 Jobs in Österreich : AT&S verkauft Werk in Ansan und plant Stellenabbau in Österreich
Der steirische Leiterplattenhersteller AT&S hat beschlossen, seine Tochtergesellschaft AT&S Korea, einschließlich des Werks in Ansan, an das italienische Technologieunternehmen Somacis zu verkaufen. Der Verkaufspreis beträgt rund 405 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Montagabend in einer Pressemitteilung bekanntgab. Die Transaktion bedarf noch der Zustimmung der zuständigen Behörden, und das endgültige Abschlussdatum wird für März 2025 erwartet. In diesem Zusammenhang hat AT&S seine Prognosen für die Geschäftsjahre 2024/25 und 2026/27 nach unten angepasst.
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AT&S hatte das Werk in Ansan im Jahr 2006 übernommen und dort unter anderem Leiterplatten für medizinische Geräte wie Herzschrittmacher und Hörgeräte produziert. Mit dem Verkauf verabschiedet sich das Unternehmen vollständig aus Südkorea, erklärte ein Unternehmenssprecher gegenüber der APA. Im laufenden Geschäftsjahr wird der Standort in Ansan voraussichtlich einen Umsatz von etwa 90 Millionen Euro generieren.
Abschied aus Südkorea
Durch den Verkauf und den damit verbundenen Umsatzrückgang sieht sich AT&S gezwungen, seine finanziellen Ziele zu revidieren. Nach Vollzug der Transaktion rechnet das Unternehmen für das Geschäftsjahr 2024/25 nun mit einem Umsatz von 1,6 bis 1,7 Milliarden Euro, während zuvor 1,7 bis 1,8 Milliarden Euro prognostiziert worden waren. Die bereinigte operative Marge (EBITDA-Marge) wird nun in einem Bereich von 24 bis 26 Prozent erwartet, statt der bisher angepeilten 25 bis 27 Prozent. Für das Geschäftsjahr 2026/27 erwartet AT&S einen Umsatz von rund 3 Milliarden Euro, nachdem ursprünglich 3,1 Milliarden Euro geplant waren. Die EBITDA-Marge soll weiterhin zwischen 27 und 32 Prozent liegen.
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"Mit dem Verkauf des Werks in Ansan wollen wir das strategische Profil des Konzerns weiter schärfen", erklärte die Finanzvorständin von AT&S, Petra Preining. "Wir sind überzeugt, dass der Standort Ansan unter der Führung von Somacis sein volles Potenzial ausschöpfen und einen erfolgreichen, wachstumsorientierten Weg fortsetzen wird", fügte sie hinzu.
Somacis, ein international tätiger Leiterplattenhersteller mit Hauptsitz in Mailand, beschäftigt weltweit mehr als 1.000 Mitarbeitende und ist neben Europa auch in den USA und Asien vertreten.
Eine "Erfolgsgeschichte"
Vorstandsvorsitzender Andreas Gerstenmayer bezeichnet das Werk in Ansan als eine „Erfolgsgeschichte von AT&S“. Als das Unternehmen den Standort 2006 übernahm, erzielte er ausschließlich Umsätze mit regionalen Kunden, und die Leistung entsprach nicht den Erwartungen von AT&S. „Durch die Entwicklung neuer Anwendungsfelder, erhebliche Investitionen in Technologie und Kompetenzen sowie das herausragende Engagement des Teams vor Ort, konnten wir ein starkes Umsatzwachstum und eine deutliche Leistungssteigerung erzielen. Innerhalb weniger Jahre hat sich der Umsatz vervierfacht“, erläutert Gerstenmayer.
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Peter Schneider, Mitglied des Vorstands, betont: „Da der Bedarf an flexiblen mikroelektronischen Anwendungen weiter wächst und sich in den kommenden Jahren neue technologische Chancen eröffnen, suchten wir gezielt nach einem Käufer, der das volle Potenzial des Standorts erkennt und die Organisation zukunftsorientiert weiterentwickeln kann.“
Giovanni Tridenti, CEO von Somacis, betont: „Wir waren vom Managementteam und den technologischen Fähigkeiten des Werks in Ansan sehr beeindruckt und freuen uns über das künftige Potenzial.“
Abbau von 1.000 Stellen geplant
Der Verkauf des Werks in Ansan steht in direktem Zusammenhang mit der abgesagten Kapitalerhöhung im Mai, bei der zuvor unter anderem über eine Beteiligung der Staatsholding ÖBAG verhandelt worden war. Diese Gespräche scheiterten jedoch, unter anderem aufgrund unterschiedlicher Ansichten auf der Eigentümerebene.
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Infolgedessen rückte der Verkauf von Ansan als in den Vordergrund. Bereits damals wurde berichtet, dass großes Interesse von potenziellen Käufern bestehe und man verbindliche Angebote einholen werde. Obwohl das auf Medizintechnik spezialisierte Werk profitabel ist, passe es technologisch nicht mehr in die strategische Ausrichtung von AT&S. Gleichzeitig wurde im Mai auch angekündigt, dass AT&S rund 1.000 Arbeitsplätze abbauen wird. Auch das Stammwerk für Leiterplatten in Leoben sowie das Werk in Fehring sind von den geplanten Stellenstreichungen betroffen, wobei bis zu 250 der etwa 2.000 Arbeitsplätze wegfallen könnten. "Wir gehen davon aus, dass 20 bis 25 Prozent des Personalabbaus in Österreich stattfinden wird", erklärte AT&S-Vorstandsvorsitzender Andreas Gerstenmayer am Dienstag während der Bilanz-Pressekonferenz des Unternehmens. Der Abbau werde schrittweise erfolgen, wobei die Vorbereitungen in den Leiterplattenwerken bereits angelaufen seien.
Der weltweite Stellenabbau betrifft weder das neue Forschungs- und Entwicklungszentrum "Volt" noch das IC-Substrate-Werk im malaysischen Kulim, wo die Serienproduktion gegen Ende des Jahres starten soll. IC-Substrate fungieren als Verbindungselemente zwischen Leiterplatten und Chips und finden Anwendung in Notebooks, Servern und Hochleistungsrechnern.