Anlagenbau : Andritz: Russland-Krise lässt Margenerwartung sinken

ABD0027_20180302 - WIEN - ?STERREICH: Wolfgang Leitner, Vorstandsvorsitzender der Andritz AG anl. einer PK zum Jahresergebnis 2017 am Freitag 02. M?rz in Wien.. - FOTO: APA/HANS PUNZ

Andritz-CEO Leitner: Gute EBITA-Erwartungen, aber weniger Marge wegen Russland

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Goldman Sachs hat die EBITA-Schätzungen von Andritz für die Jahre 2022 und 2023 zwar nach dem überraschend guten Viertquartalsergebnis für das Geschäftsjahr 2021 um jeweils 4 Prozent und 5 Prozent erhöht. Wegen des höheren Kostenumfelds wurden allerdings die Margenerwartungen gesenkt. Überdies seien auch die Auftragseingänge aus der Ukraine und Russland im Bewertungsmodell berücksichtigt worden. Der Order-Intake belief sich aus den beiden Regionen bisher auf 2 bis 3 Prozent des gesamten Volumens.

Zu dem wegen des Ukraine-Krieges schwieriger gewordenen Umfeld hat der CEO der Andritz AG, Wolfgang Leitner, bereits zu Monatsbeginn Stellung genommen.

"Natürlich gibt es Liefereinschränkungen", betonte Leitner "Wir sind da gut ausgestattet und vorbereitet, um diese Sanktionen zu leben und das tun wir, da gibt es keinen Graubereich", so der Andritz-Chef. "Aber das sind unsere Kunden und die können persönlich nichts dafür, was da passiert ist, und sie werden auch unsere Kunden der Zukunft sein", fügte er hinzu. "Es ist alles im Fluss und ändert sich täglich." Große Containerreedereien lieferten nicht nach Russland und es gebe Banken, die auf der Sanktionsliste stünden, zählte Leitner auf. "Wir sind mit unseren russischen Kunden täglich in Kontakt." Andritz steht zu den Sanktionen, doch: "Im Rahmen dessen, was möglich ist, wollen wir das abfedern."

In die Region liefert Andritz beispielsweise Zellstoffanlagen, Anlagen zur Herstellung von Eisenbahnrädern, Kläranlagen und Schlammtrocknungsanlagen. Die Ukraine spiele geschäftlich "praktisch keine Rolle", in Weißrussland sind die Steirer den Angaben zufolge nur projektweise tätig. Insgesamt stuft der Konzern sein Engagement dort als relativ gering ein. "Wir waren anderswo erfolgreich, so dass Russland immer kleiner geworden ist", erklärte Leitner.

"Die Hoffnung, die man für Russland vor zehn bis fünfzehn Jahren hatte, dass die Wirtschaft wächst, hat sich nicht wirklich erfüllt", resümierte der CEO. Das sei auch an den steigenden Devisenreserven des Landes abzulesen. "Das heißt, dass nicht viel investiert wurde." Russland sei aber "ein attraktiver, interessanter Markt". Die Lehre aus den jüngsten Entwicklungen dort: "Man kann die Dinge nie richtig einschätzen. Um nirgends richtig getroffen zu werden, ist regionale Streuung wichtig - das Klumpenrisiko muss man, wenn möglich, vermeiden."

Die weitere Entwicklung des Kriegsgeschehens ist naturgemäß schwer abzuschätzen, im Extremfall wird es für die EU schwierig. "Wenn es ein lokaler Konflikt bleibt, werden wir bescheidene Auswirkungen haben", so Leitner. Wenn es weiter eskalierte, mit einer beeinträchtigten Energieversorgung in Europa, ergibt sich ein anderes Bild. "Wenn Russland die Gaslieferungen einstellt oder die EU keines mehr aus Russland beziehen will, dann hat das natürlich Auswirkungen", sagte der Manager. "Wenn der Strom rationiert werden sollte in Europa, dann haben wir insgesamt ein Problem. Das muss und wird man sehen, ich halte das nicht für sehr wahrscheinlich", so der CEO.

"Mit einen Umsatz in Europa von 30 Prozent des Gesamtumsatzes ist das natürlich substanziell", umriss Leitner den Anteil des Konzerngeschäfts, der beeinträchtigt werden könnte. Die Hälfte der Verkaufserlöse erzielt Andritz den Angaben zufolge auf Emerging Markets in Asien und Südamerika, "die voraussichtlich überhaupt nicht betroffen werden".