Voestalpine und Thyssenkrupp : So will die EU-Kommission die Stahlindustrie in Europa retten

Europas Stahl-Industrie braucht Hilfe.
- © ThyssenkruppAktionsplan der EU für Stahl- und Metallindustrie
Die europäische Stahl- und Metallindustrie steht zunehmend unter Druck. Hohe Energiekosten, verschärfte Umweltauflagen und günstige Importe aus Drittländern stellen eine erhebliche Herausforderung dar. Die Europäische Kommission hat daher einen Aktionsplan vorgelegt, um der Branche unter die Arme zu greifen. Laut Industriekommissar Stéphane Séjourné soll unter anderem die Stahlimportquote um 15 Prozent gesenkt werden. Zudem fordert die Kommission, dass die Mitgliedstaaten alle Möglichkeiten der Staatshilferegeln und Energievorschriften ausschöpfen, um die Kosten für energieintensive Industriezweige zu senken.
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Bereits ab April 2025 sollen für verschiedene Stahlsorten Importquoten reduziert werden. Dies sei notwendig, um die europäische Stahlproduktion wettbewerbsfähig zu halten, erklärte Séjourné. Der vorgestellte Aktionsplan, der allerdings rechtlich unverbindlich ist, konzentriert sich auf mehrere Kernpunkte:
- Erleichterung des Zugangs zu sauberer und erschwinglicher Energie
- Verhinderung der Verlagerung von CO2-Emissionen ins Ausland
- Förderung des Recyclings in der Stahl- und Metallindustrie
- Sicherung hochwertiger Arbeitsplätze mit angemessenen Gehältern und hohen Sozialstandards
Anpassung der CO2-Grenzabgabe (CBAM)
Ein wesentlicher Bestandteil der neuen Maßnahmen ist die Anpassung der Kohlenstoffgrenzabgabe (CBAM), die auch als CO2-Zoll bezeichnet wird. Die EU will verhindern, dass Stahlunternehmen ihre Produktion ins Ausland verlagern, um dort von weniger strengen Klimaschutzregeln zu profitieren.
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Wenn etwa chinesischer Stahl unter klimaschädlicheren Bedingungen als in der EU produziert wird, soll er beim Import mit einer zusätzlichen CO2-Abgabe belegt werden. Der CBAM soll vollständig ab 2026 in Kraft treten und damit die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Stahlindustrie sichern.
Ein weiteres Problem, das die EU-Kommission angehen will, sind Wettbewerbsnachteile bei Exporten. Europäische Hersteller befürchten, dass Unternehmen aus Drittländern mit niedrigeren Umweltauflagen sich Kostenvorteile sichern könnten. Daher will die Kommission noch in diesem Jahr Vorschläge unterbreiten, wie diese Nachteile ausgeglichen werden können.
Die Stahlbranche, darunter führende Unternehmen wie die heimische voestalpine, Thyssenkrupp Steel Europe und Salzgitter (Deutschland), steht vor mehreren Herausforderungen. Hohe Energiekosten und Billigimporte setzen die Produzenten unter Druck. Gleichzeitig besteht die Sorge, dass zusätzliche Zölle in den USA dazu führen könnten, dass billiger Stahl aus China verstärkt auf den europäischen Markt gelangt.
Investitionen in grüne Technologien als Lösungsansatz
Eine langfristige Strategie zur Stärkung der europäischen Stahlindustrie liegt in Investitionen in nachhaltige Produktionstechnologien. So setzen viele Hersteller zunehmend auf grünen Stahl, der mit Hilfe von Wasserstoff statt Kohle hergestellt wird.
Ein Beispiel ist die voestalpine, die bereits Projekte zur Wasserstoff-basierten Stahlproduktion vorantreibt. Auch in Deutschland investiert Thyssenkrupp in den Umbau seiner Produktionsanlagen, um künftig CO2-neutralen Stahl herstellen zu können.
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Diese Transformation erfordert jedoch erhebliche finanzielle Unterstützung. Die Unternehmen fordern daher, dass die EU und die nationalen Regierungen mehr Fördermittel für die Dekarbonisierung der Stahlproduktion bereitstellen.
Die europäische Stahlindustrie spielt eine entscheidende Rolle für die Wirtschaft und Beschäftigung. Sie bietet über 300.000 direkte Arbeitsplätze und versorgt wichtige Industrien wie den Automobilbau, Maschinenbau und die Bauwirtschaft mit hochwertigem Stahl. Ein Rückgang der Stahlproduktion in Europa hätte daher weitreichende wirtschaftliche Konsequenzen.
Zusätzlich ist Stahl ein zentraler Werkstoff für die Energiewende. Er wird für die Produktion von Windkraftanlagen, Elektroautos und Infrastrukturprojekten benötigt. Ohne eine wettbewerbsfähige europäische Stahlindustrie könnte Europa in diesen Bereichen von Importen abhängig werden, was langfristig wirtschaftliche und strategische Risiken birgt.
