Die aktuelle Entwicklung des eigentümergeführten Traditionsunternehmens steht beispielhaft für zahlreiche heimische Zulieferbetriebe: „Dual Use“-Anwendungen – also Produkte, die sowohl in zivilen als auch in militärischen Bereichen zum Einsatz kommen – gewinnen rasant an Bedeutung. Der gestiegene Bedarf an sicherheitsrelevanter Technologie, gepaart mit bestehenden industriellen Kompetenzen, lässt in vielen Unternehmen neue Geschäftsfelder entstehen.
Lesetipp: Die heimische Rüstungsindustrie steht vor Veränderungen: Geopolitische Verschiebungen, neue sicherheitspolitische Prioritäten und strukturelle Lehren aus früheren Beschaffungsprozessen verändern die Spielregeln. Welche Rolle Gegengeschäfte künftig spielen, wie Government-to-Government-Deals funktionieren und wo Chancen für österreichische Zulieferer liegen, erklären Manfred Essletzbichler und Philipp J. Marboe von Wolf Theiss.
So etwa bei AXIS: Das Unternehmen mit Sitz in Lebring bei Leibnitz zählt zu einer weltweit nur kleinen Gruppe von Herstellern zertifizierter Full-Flight-Simulatoren – und ist zugleich der einzige Anbieter dieser Hochtechnologie in Österreich. Die Systeme, die mehrere Tonnen wiegen, simulieren mit höchster Präzision jede Phase eines Fluges: von ruhigen Streckenflügen bis zu Extremsituationen wie Triebwerksausfall, Strömungsabriss oder Schneesturm. „Wir können eine perfekte Nachbildung der realen Flugbedingungen bieten, sodass die Piloten jede Phase des Fluges wiederholt trainieren können. Es ist eine komplexe Aufgabe, weil jeder Aspekt des Flugzeugs – von der Steuerung bis hin zu den Reaktionen auf verschiedene Wetterbedingungen – exakt simuliert werden muss“, erklärt Geschäftsführer Christian Theuermann.
Lesetipp: „Wer dem Gegner die Logistik nimmt, nimmt ihm die Fähigkeit, durchzuhalten“ – Oberst des Generalstabsdienstes Andreas Alexa vom Österreichischen Bundesheer über die strategische Bedeutung militärischer Logistik in Kampf- und Krisensituationen. Im Fokus: Durchhaltefähigkeit, Redundanz, die Risiken gestörter Versorgungsketten – und zentrale Lehren aus dem Ukraine-Krieg.
Zunehmend wird dieses Know-how auch von Sicherheitsbehörden und Verteidigungsorganisationen nachgefragt. Denn: Kampfpiloten sind im Einsatz in der Regel noch gefährlicheren Szenarien als ihre zivilen Kollegen ausgesetzt – etwa Triebwerksausfälle nach Beschuss, das Navigieren in GPS-gestörten Umgebungen oder das Verhalten bei Boden-Luft-Raketenangriffen. Die Axis-Simulatoren bieten die Möglichkeit, derartige Situationen zu trainieren – ohne dabei reale Risiken einzugehen oder kostspielige Flugstunden zu verursachen. „Unsere Simulatoren ermöglichen es, Extremsituationen realitätsnah, sicher und beliebig oft zu trainieren – für Kampfpiloten ist genau das entscheidend. Denn nur wer im Ernstfall vorbereitet ist, kann sein und das Leben anderer schützen“, betont Michaela Froelich, Commercial Chief Officer bei Axis. Die größte Herausforderung sei dabei nicht die Technik, sondern die Kombination aus Reaktionsgeschwindigkeit, psychischer Belastung und Entscheidungssicherheit – all das muss im Simulator hundertfach durchgespielt werden, um im Ernstfall routiniert zu funktionieren.