Anlagenbau : Kann der Kraftwerksbauer Bertsch Energy gerettet werden?

Bertsch Energy

Traditionsunternehmen: Bertsch produziert seit den 1920er Jahren Anlagen zur Energiegewinnung.

- © Bertsch Energy

Wie Montag am frühen Abend bekannt wurde, hat der Vorarlberger Anlagenbauer Bertsch Energy Konkursantrag gestellt. Das Unternehmen, das Kraftwerksanlagen und Abhitzesysteme und Prozessanlagen für die chemische und petrochemische Industrie herstellt, habe am Landesgericht Feldkirch den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens eingebracht, Aktiva in der Höhe von rund 26,5 Mio. Euro stehen Passiva von 138,3 Mio. Euro gegenüber. Von einer Betriebsschließung sei auszugehen, hieß es vonseiten der Gläubigerschützer. 465 Gläubiger und 156 Angestellte sind betroffen.

Zwar sei der Antrag auf Sanierung eingebracht worden, ein Verfahren aber noch nicht eröffnet worden, berichtete der Alpenländische Kreditorenverband (AKV). Noch unterliege der Antrag der Überprüfung durch das Gericht. Von den 26,5 Mio. Euro an Aktiva seien 23,4 Mio. mit Pfandrechten belastet, heisst es. Das Vermögen setze sich etwa aus Unternehmensforderungen, Rohstoffen sowie Betriebs- und Geschäftsausstattung zusammen.

Bereits Anfang Dezember wurde bekannt, dass Gespräche mit einem Investor während des Restrukturierungsprozesses gescheitert sind und dass eine Insolvenz wahrscheinlich würde. Im Rahmen einer Betriebsversammlung wurde der Schritt am 30. November auch den Mitarbeitern mitgeteilt. Die finanzielle Schieflage habe laut Bertsch Energy-Geschäftsführer Thomas Smetana Anfang Dezember, mehrere Ursachen: Aufträge hätten sich in der Corona-Pandemie Aufträge verzögert oder seien ausgefallen. Zudem sei die Abwicklung von vier Großprojekten im Ausland erschwert gewesen, dazu kamen Teuerung und Lieferschwierigkeiten. Smetana leitet das Unternehmen seit 2020 als Sanierer.

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Gespräche mit einem süddeutschen Investor als Partner seien in letzter Minute an Uneinigkeit über die Risikoverteilung zwischen Banken und Investor gescheitert, so Smetana Anfang Dezember. Man habe in den vergangenen beiden Jahren bei der Sanierung Fortschritte gemacht, etwa Altprojekte abgeschlossen und neue Aufträge lukriert. Die Verbindlichkeiten bei Banken seien deutlich reduziert worden. Der Turn-around im operativen Geschäft sei geschafft, man erwarte 2022 ein Betriebsergebnis von rund 12 Mio. Euro, hatte sich Smetana noch optimistisch gegeben. Die Auftragsbücher seien voll.

Es werde alles getan, um eine Lösung für den Fortbestand des Unternehmens zu finden, verbunden mit dem Erhalt der Arbeitsplätze, etwa im Rahmen einer Auffanggesellschaft oder eines insolvenzrechtlichen Sanierungsverfahrens, hatte Hubert Bertsch, Geschäftsführer der Bertsch Holding GmbH und bis 2015 Präsident der Industriellenvereinigung Vorarlberg damals betont.

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Das Unternehmen verfüge derzeit nicht über ausreichend freie Liquidität, so hingegen der Österreichische Verband Creditreform und der AKV. Eine Fortführung des Unternehmens scheine nicht möglich, man gehe von einer Betriebsschließung aus. Laut AKV, der sich auf Smetana bezog, soll bereits an einer Auffanggesellschaft gearbeitet werden. Mit dieser wolle man die Belegschaft übernehmen, zudem soll die Abwicklung von drei Projekten erfolgen. Die weiteren Unternehmen der Bertsch Gruppe, Bertsch Foodtec und Bertsch-Laska, sind, so heisst es, von der Insolvenz der Bertsch Energy nicht betroffen.