ÖBB Elektrolokomotiven : Traktionsstrom: Die hohen Preise machen dem Schienengüterverkehr zu schaffen

News Österreichs Industrie: Rückgang im Schienengüterverkehr: Bis Juli 2023 verzeichnete die Rail Cargo Austria einen Einbruch der Transportmengen von 11,2 Prozent auf 46,1 Millionen Tonnen.
- © ÖBB / Hanno ThurnherEs ist eine auf den ersten Blick kuriose Meldung, die im Sommer durch die Medien gegangen ist. Die britische Güterverkehrstochter der Deutschen Bahn, DB Cargo UK, stellt zwei Dutzend ihrer modernsten Elektrolokomotiven der Baureihe 90 außer Dienst – und nimmt stattdessen den Betrieb mit alten Dieselloks der Baureihe 60 wieder auf. Die explodierenden Strompreise sollen die Gesellschaft mit Hauptsitz in Doncaster zu diesem Schritt gezwungen haben.
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Auch wenn die Nachrichten aus Österreich nicht so spektakulär sind: Die insgesamt 56 österreichischen Güterbahnverkehrsunternehmen leiden darunter, dass sich der Preis für Traktionsstrom trotz dramatischem Rückgang nachhaltig verdoppelt hat, während der Dieselpreis sich bei einem Plus von rund 20 Prozent eingependelt hat. Zum Beispiel der größte Güterbahntransporteu des Landes, die ÖBB-Tochter RCA: Bis Juli 2023 verzeichnete die Rail Cargo Austria einen Einbruch der Transportmengen von 11,2 Prozent auf 46,1 Millionen Tonnen.
Stromkosten vs. Dieselpreis: Auswirkungen auf den Güterverkehr bis 2050
Neben der Abschwächung der Industriekonjunktur macht man bei der ÖBB vor allem den gravierenden Wettbewerbsnachteil für diesen Rückgang verantwortlich: "Die Stromkosten sind im Vergleich zum Dieselpreis massiv gestiegen, was zu einer Rückverlagerung vieler Transporte auf die Straße führt" sagte Andreas Matthä am Wochende in einem Interview mit der Tageszeitung Kurier.
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Welchen Effekt ein anhaltend hoher Strompreis auf die Wettbewerbsfähgkeit des Güterbahnverkehrs allgemein hat, ist ungewiss: Für Deutschland wurden zuletzt Pläne, bis 2030 ein Viertel des Güterverkehrs auf der Schiene abzuwickeln, zurückgenommen. Die neue Verkehrsprognose des deutschen FDP-Verkehrsministers Volker Wissing, die als Grundlage für zukünftige Verkehrspolitik dienen soll, geht davon aus, dass der derzeitige Bahnanteil von 18 Prozent kurzfristig sogar sinken könnte.
Bis 2050 wird, so die Prognose, der gesamte Güterverkehr in Deutschland um mehr als die Hälfte wachsen – auch auf der Schiene, allerdings mit 33 Prozent deutlich weniger stark als auf der Straße.
