Logistik : Österreich bekommt einen Hafen

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Hafen von Triest: Maritimes Tor für Norditalien, Österreich, Deutschland und Zentraleuropa.

- © Porto di Trieste

Die Pläne, das Logistikzentrum Fürnitz nahe Villach zu einem "Trockenhafen" mit einem Schienen-Zollfreikorridor für den italienischen Adriahafen Triest zu machen, sind weit gediehen. Erste Testzüge sollen noch heuer verkehren, ein Regelbetrieb ist ab 2023 geplant, sagte ÖBB-CEO Andreas Matthä mit italienischen Partnern bei einer Pressekonferenz in Villach. Einige Details seien noch offen, etwa jene zur behördlichen Zollabwicklung und deren Digitalisierung.

Aktuell hat das "Logistik Center Austria Süd" (LCA-Süd) in Fürnitz, gelegen an der Tauern- und an der Baltisch-Adriatischen Achse, eine Kapazität zur Abwicklung von 100.000 20-Fuß-Containern im Jahr, die Auslastung liegt bei rund 40 Prozent. Pläne zu einem Ausbau lägen in der Schublade, sagte Matthä, man wolle aber erst die Geschäftsentwicklung abwarten, derzeit sei die Kapazität ausreichend. Das Logistikzentrum Fürnitz gehört je zur Hälfte den ÖBB und dem Land Kärnten.

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ÖBB-Chef Matthä: Vorgesehen ist, die dann in Fürnitz eingehobenen Zölle mit Italien rückzuverrechnen. - © APA/HERBERT NEUBAUER

Europaweit einzigartig - für Waren nach Österreich, Ungarn, Tschechien und Deutschland

Der Plan von ÖBB und Hafen Triest: Weil der Platz in Häfen knapp ist, muss die Fracht ankommender Containerschiffe möglichst schnell ins Hinterland zur weiteren Abwicklung gebracht werden. Solche Trockenhäfen oder "dry ports" sind nichts neues - normalerweise stehen diese jedoch im Land, in dem der Hafen steht. Fürnitz werde der erste Trockenhafen in einem anderen Staat innerhalb der EU. Der Weitertransport erfolge nach der Zollabfertigung dann national und international. Der Großteil der Güter, die in Triest ankommen, sei für Österreich, Deutschland, Ungarn und Tschechien bestimmt.

Zeno D'Agostino, der Präsident der Häfen Triest und Monfalcone, sagte man arbeite derzeit noch an der Digitalisierung und Abstimmung der Zollbürokratie der beiden Staaten Italien und Österreich. Einige Punkte mit den Zollbehörden seien schon abgeschlossen. Datenbanken müssten aber noch abgestimmt werden. Eine Umstellung von der noch gebräuchlichen Papierform der Formulare sei wichtig. Vorgesehen ist, die dann in Fürnitz eingehobenen Zölle mit Italien rückzuverrechnen, erklärte Matthä auf Nachfrage.

Der Hafen von Triest werde um 150 Millionen Euro ausgebaut, sagte D'Agostino. Der derzeitige Bahnhof dort werde um zwei weitere ergänzt. Bis 2026 sollen mehr als 20.000 Züge im Jahr verkehren. Nach Villach fahren von Triest aus derzeit fünf Züge pro Woche. Wie hoch das Volumen des über Fürnitz abgewickelten Güterverkehrs in Zukunft sein soll, wurde auch auf mehrfache Nachfrage nicht beantwortet.Kärntens Wirtschaftslandesrat Sebastian Schuschnig (ÖVP) betonte die Chancen des Projekts für Kärnten. Man werde nicht nur Transitland sein, die Kooperation mit Triest bringe auch Arbeitsplätze und Wertschöpfung ins Land. Außerdem versprach er Investitionen in den Lärmschutz. Alle Beteiligten hoben die Bedeutung der Verlagerung von Warentransporten auf die Schiene für den Klimaschutz hervor.