Logistik : ÖBB Rail Cargo hebt Preise stark an

ÖBB Rail Cargo Andreas Matthä Clemens Först

ÖBB-Chef Andreas Matthä und RCG-Vorstandssprecher Clemens Först

- © ÖBB Rail Cargo

Die Anpassung der Preise soll bei der ÖBB Rail Cargo in zwei Schritten kommen. Das heißt für alle Kunden ein Plus von mindestens 20 Prozent.
RCG-Vorstandssprecher Clemens Först erklärt bei einer Pressekonferenz, dass zuerst die Kosten ohne Energie, dann jene für Energie weitergegeben werden sollen. Bei verschiedenen ausländischen Kunden werde die Steigerung aber geringer ausfallen, da es hier bereits zu Jahresbeginn eine Preisanpassung gegeben habe.

ÖBB-Chef Andreas Matthä merkte an, dass der Bahngüterverkehr mit zahlreichen Krisen gleichzeitig zu kämpfen habe. Neben Inflation, Pandemie, Klimakrise und Lieferengpässen gehören hier auch Baustellen am Schienennetz und die Konkurrenz durch den Transport auf der Straße dazu.

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Clemens Först, CEO ÖBB Rail Cargo Group
RCG-Vorstandssprecher Clemens Först - © ÖBB Rail Cargo Group

Mehr Fairness im Lkw-Transport

Im Lkw-Transport müssten weitere Kosten mit einberechnet werden. Die externen Kosten wie Verschmutzung oder Lärm sollten stärker in die Berechnung einfließen. Hier verlangt Matthä in diesem Zusammenhang nach einer europäischen Lösung und weiters auch nach niedrigeren Trassenpreisen und einer Strompreisobergrenze für Bahnstrom.

Eine andere Herausforderung des laufenden Jahres sei die Gewährleistung der Treibstoffversorgung nach dem Raffinerieunfall in Schwechat gewesen. Man sei hierfür 330 Züge zusätzlich gefahren, erklärte der ÖBB-Chef.

Mehr zum Raffinerieunfall erfahren sie HIER.

Andreas Matthä, CEO-ÖBB Holding
ÖBB-Chef Andreas Matthä - © Andreas Jakwerth

Herausforderung: Ukraine-Krieg

Eine zusätzliche Aufgabe war heuer auch der Getreidetransport aus der Ukraine. Die ÖBB habe kürzlich ihre Millionste Tonne seit Beginn des Krieges aus dem Land befördert. Nach einem Höhepunkt im August sind die Mengen hier zuletzt aber etwas weniger geworden. Clemens Först sieht darin aber keinen Trend. Unabhängig von der Kriegsentwicklung geht der RCG-Vorstand davon aus, dass die Ukraine mittelfristig einen großen Teil seines Getreides über Land exportieren wird. Das Geschäft mit dem ukrainischen Getreide gleiche für die ÖBB zum Teil den kriegsbedingten Ausfall aus, der durch geringere Exporttransporte aus der Ukraine und Russland entstanden sei.

Güterverkehr soll auf Schiene verlegt werden

Im kommenden Jahr soll dann mehr Güterverkehr von der Straße auf die Schiene gebracht werden und dazu soll unter anderem das ab Jänner 2023 geltende Abfallwirtschaftsgesetz beitragen. Somit müssen ab dem nächstem Jahr Abfalltransporte über 10 Tonnen mit der Bahn transportiert werden. Bei der ÖBB geht man mittelfristig von einer Verdoppelung der transportierten Abfallmengen aus - aktuell seien es rund 8 Mio. Tonnen. Dafür sollen rund 75 Millionen Euro in neues Wagenmaterial investiert und auch 400 Container-Tragewagen angeschafft werden.
Unterdessen werde der Zollfreikorridor vom Hafen Triest zum Dry Port Villach zusätzliche Straßentransporte auf die Schiene lenken.

Auch das internationale Netz der ÖBB RCG soll ausgebaut und mit 1.Jänner 2023 durch eine neue Niederlassung in Shanghai operativ tätig werden. Damit möchte die ÖBB den Mittelkorridor der "Neuen Seidenstraße" ausbauen.

Mit Anfang des zweiten Quartals 2023 hofft man bei den ÖBB auch in Serbien mit einer eigenen Gesellschaft zu starten. Serbien wäre damit das 13. Land, in dem die ÖBB RCG mit eigenen Maschinen und eigenem Personal aktiv ist. Damit könne man auch eine zweite Route in Richtung Türkei und Griechenland anbieten und "krisenresistenter" werden.