Interne Logistik : Logistikautomation: Schlaue Türme

Messe mit zwei Personen mit Robotergreifer
© Universal Robots

Die Robotik boomt. Es fehlt an Arbeitskräften und die Unternehmen trauen der Robotik noch mehr zu. Neben den klassischen Produktionsanwendungen ist die Logistik der Wachstumsmotor für die Automatisierungs- und die Robotikbranche. In keiner anderen Branchen wächst die Nachfrage nach Robotik- und Automatisierungslösungen so schnell. Keine andere Branche konnten in den letzten Monaten so viele Rekordumsatzzahlen vermelden.

In keiner anderen Branche entstehen so viele neue Unternehmen, die Robotiklösungen anbieten und die etablierten Anbieter kaufen sich in vielversprechende Unternehmen ein oder übernehmen sie komplett; zuletzt die Jungheinrich AG, die den AMR-Anbieter Arculus schluckte. Doch nicht jeder sucht seine Chance als Einzelkämpfer auf dem Markt.

Kein Warten

Acht Unternehmen zeigen mit ihrem Lagerturm, wie die Prozesse in der internen Logistik in Zukunft aussehen könnten. Gemeinsam entwickelten die Verantwortlichen SINA. Der Mädchenname steht für Smarte Kommissionierlösungen für die INtralogistik Automatisierung – eine Lösung, die die Intralogistik und das Materialhandling vom Wareneingang bis zum fertig angelieferten Bausatz an den einzelnen Produktionslinien oder Arbeitszellen just-in-time automatisiert. SINA ist laut den Machern vielseitig einsetzbar – als vollautomatisiertes System vom Lagerlifter bis zur Werkbank.

Partner in dem Projekt sind die Firmen Ecosphere Automation (Integrator), Effimat (Lagerturm), MIR (Mobile industrial Robots, AMRs), Piab (Greifer), Robominds (Robotiksoftware), ROEQ (Zubehör AMRs), Sick (Safety) und Universal Robots (Cobots).

Die Lösung erklärt Christian Fenk von Robominds im Podcast „Robotik in der Industrie“. Die Waren, Ersatzteile, Werkzeuge kommen im Wareneingang des Kunden an und werden in Kisten vereinzelt. 290 Kisten kann der Turm von Effimat aktuell lagern – Erweiterungen sind denkbar. Diese Kisten fördert ein AMR zum Lagerturm, übergibt die Kiste und sie wird eingelagert. Die Auslagerung der Waren funktioniert wie folgt: In der Mitte steht der Zielkörper für die Kommissionierung. Links und rechts davon führt der Turm die gelagerten Kisten zu.

Der Roboter pickt die benötigten Gegenstände in den Zielkörper. Dieser kann dann über eine Fördertechnik oder ein AMR abtransportiert werden oder als Puffer im System verbleiben. So könnte der Anwender über Nacht Kisten für die Frühschicht picken lassen, zwischenlagern und am Morgen zu den Arbeitsplätzen fahren lassen. „Die Systeme müssen nicht mehr aufeinander warten, das ist ein Mehrwert für den Kunden“, unterstreicht Fenk.

Kein Greiferwechsel

Die Besonderheiten in der Robotertechnik: Die Gegenstände in den Kisten müssen dank der Robominds-Software nicht antrainiert werden und ein Greiferwechsel ist auch nicht nötig, versichert Fenk. Im Einsatz ist ein Greifer aus der MX-Familie von Piab. „Die härteste Prüfung war das Picken der unterschiedlichen Werbegeschenke der beteiligten Firmen“, scherzt Fenk.

Und Danny Denk von Ecosphere Automation ergänzt: „Wir haben ein modulares System gebaut. Alle Komponenten sind untereinander vernetzt und können an die Bedürfnisse des Kunden adaptiert werden.“ Der Turm hat quasi ein eigenes Betriebssystem und Schnittstellen zum Warehouse Management System des Kunden. Die Macher können sich auch eine Anbindung an ein Autostore-System oder andere vorgelagerte Systeme vorstellen, die im Hintergrund einlagern und das SINA-System arbeitet die Aufträge als Puffersystem ab. „Wir können auch Fördertechnik anbinden“, unterstreicht Denk.

„Kunden sind vor allem die, bei den Menschen noch mit Wagen durch die Fertigung fahren.“ Die acht Partner arbeiten jetzt am Vermarkungskonzept. Und die Kosten? Rund 500.000 Euro muss der Anwender investieren, heißt es aus dem Umfeld der beteiligten Unternehmen.