Bahnlogistik : WK Wien plädiert für Breitspur-Terminal in der Nähe der Stadt

Die Wirtschaftskammer Wien (WKW) spricht sich klar für den Bau eines Breitspur-Terminals in der Ostregion um Wien aus. In Wien selbst sei eine so große Anlage hingegen nicht umsetzbar, sagte WKW-Vizechef Alexander Biach am Rande einer Informationsveranstaltung, die die Kammer gemeinsam mit den ÖBB veranstaltete.

Kein einfaches Projekt

Von China wird derzeit der Ausbau der "Neuen Seidenstraße" (Raod-and-Belt-Initiative) forciert. Diese könnte letztlich bis nach Österreich reichen.

Das Projekt "Neue Seidenstraße" ist nicht unumstritten. China hatte 2013 angekündigt, um umgerechnet 113 Milliarden Euro die Infrastruktur für neue Handelsrouten nach Europa, Asien und Afrika zu schaffen. Kritiker und Gegner wie die USA befürchten, dass Peking damit vor allem seinen Einfluss auf die Weltwirtschaft ausweiten will. << Lesen Sie in unserer umfassenden Analyse, was die „Neue Seidenstraße“ für die heimische Logistik und ihre Kunden bedeutet >>

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Die Wirtschaft dagegen steht dem Projekt aufgeschlossen gegenüber. Die Wirtschaftskammer verweist auf eine Umfrage unter heimischen Logistikern, wonach 91 Prozent eine positive Auswirkung erwarten würden. Die Handelsroute von China über Kasachstan nach Europa sei jedenfalls keine "Einbahnstraße" für chinesische Importe.

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Auch die Slowakei streckt die Fühler für ein solches Terminal aus. Im Gespräch ist laut Biach die ostslowakische Stadt Kosice, wo derzeit die Breitspurbahn aus Russland kommend endet. Der Wiener Kämmerer präferiert einen Standort in Österreich, in der Nähe von Wien innerhalb des Transeuropäischen Netzes (TEN). Der TEN-Knotenpunkt Wien sei auch Österreichs stärkstes Argument.

Bei einem solchen Breitspurterminal werden die Container und Waren der ankommenden Güterzügen von Gleisen in Breitspur auf die europäische Normalspur umgeladen. Auch die ÖBB setzen sich dafür ein, dass der Umschlagplatz in der Twin-City-Region zwischen Wien und Bratislava angesiedelt wird. Dies würde sowohl Österreich als auch der Slowakei eine jährliche Wertschöpfung von insgesamt 450 Mio. Euro und tausende neue Arbeitsplätze bringen.

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Biach will Gemeinden mit neuen Bauprojekten anlocken

Nach der Absage Parndorfs fordert Biach, dass zuerst Gespräche mit infrage kommenden Gemeinden geführt werden, bevor man Beschlüsse fasst. Der Standort sollte 2019 für den Start des UVP-Verfahrens feststehen. Biach schlug vor, Bürgermeistern das Projekt mit anderen Bauvorhaben wie Schulen, Kindergärten oder Freizeiteinrichtungen schmackhaft zu machen. Das Beispiel Duisburg in Deutschland zeige, dass ein solcher Güterterminale neue Chancen für Kommunen eröffne.

Mit Blick auf das Standortentwicklungsgesetz, mit dem die Regierung UVP-Verfahren beschleunigen will, habe man, wenn man die verfassungsrechtlichen Bedenken berücksichtigt, eine gute Basis. Wegen der automatischen Genehmigung durch Fristablauf könnte es passieren, dass die Behörden aus Haftungsgründen die Anträge - quasi prophylaktisch - ablehnen.

Baustart 2023 erwünscht

Als möglich Start des Bauvorhaben steht 2023 im Raum. Für den Baustart seien Staatsverträge zwischen Österreich, der Slowakei, aber auch mit Russland und der Ukraine nötig, meint Biach. (apa/red)

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