Roboter-Programmierung : Was Amazon mit Robotern vorhat

AWD Metzner
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INDUSTRIEMAGAZIN: Herr Metzner, zum Jahreswechsel hat Amazon Web Services auf der Hausmesse in Las Vegas einen Robotik-Cloudservice (AWS RoboMaker) gelauncht, der das Entwickeln, Testen und Bereitstellen von intelligenten Robotikanwendungen vereinfachen soll. Wie kam das?

Jan Metzner: Unser Ansatz ist, Kunden die nötigen Bausteine bereitzustellen, um Innovationen voranzureiben. Das heavy lifting dagegen, die Schwerstarbeit, die gar keine Differenzierung zum Mitbewerb schafft, wollen wir durch Services bestmöglich kapseln.

Was trübt denn das Vergnügen beim Entwickeln von robotikgestützten Prozessen gemeinhin so?

Metzner: Ab einer gewissen Organisationsgröße kommt man mit teamübergreifenden Tests nicht mehr ans Ziel. Da braucht es dann die Simulation, vor allem dann, wenn Machine Learning-Ansätze verfolgt werden. Wir haben unsere Entwicklungsumgebungen, unsere Cloud-Infrastruktur und unsere Services, etwa Machine Learning, Videostreaming, IoT. Das alles haben wir zuammengepackt in einen Service für die Robotik.

Zugrunde liegt das quelloffene Software-Framework ROS (Robot Operating System). Eine Sammlung von Bibliotheken und Mikrotools, auf die kleine Entwickler und Unis, seltener aber die großen Automatisierungskonzerne, zurückgreifen.

Metzner: Wir hatten nie die Intention, ein eigenes Operating System für Robotics zu bauen. Uns geht es darum, unsere Services in jene Systeme zu integrieren, die im Markt Einsatz finden.

Als Case nennen Sie auf Ihrer Website den US-Werkzeughersteller Stanley Black &Decker. Bei der Panung von Bauaktivitäten sollen dort Drohnen mit einem bildgebenden Verfahren mithelfen, die gilt es zu programmieren. Wie reizvoll ist die klassische Fertigungsindustrie, das Hoheitsgebiet der Industrieautomatisierer?

Metzner: Wie es im Fertigungsbereich vorwärts geht, müssen wir sehen. Industrial-Versionen von ROS sind verfügbar, ihnen gilt aber noch nicht der Fokus. Dass wir gleich im ersten Jahr die komplette Software eines etablierten Herstellers bei einem Endkunden ersetzen, ist in dem noch jungen Segment eher auszuschließen. Aber es kann hier zu Bewegung kommen. Und auch zu Kooperationen.

Welcher Art?

Metzner: Es wird immer den Mix brauchen. Natürlich können Unternehmen Lösungen optimieren und Services von AWS dazunehmen. Einen Servicekontrakt zum Hersteller der Hardware wird es aber sicher weiterhin geben.

Es sei denn, alles kommt aus einer Hand. Gibt es bei Amazon Pläne, Roboterarme für den Fertigungsbereich zu produzieren?

Metzner: Derzeit sind mir keine solchen Pläne bekannt.

Wenn Sie an potenzielle Industrie-Umsetzungen denken: Haben Sie einen Lieblings-Case?

Metzner: Der auf der Hannover-Messe voriges Jahr war ziemlich eindrucksvoll. Wir zeigten einen Demonstrator aus der Glasproduktion. Die Roboter steuerten alle Bewegungen lokal selbst, optimiert wurde er über Machine Learning.

Sie werben unter anderem damit, in der Cloud parallel Simulationen fahren zu können. Der Vorteil?

Metzner: Ganz einfach: Sie können Variablen in ihrer Automatisierung ändern und diese schon parallel testen. In der virtuellen Welt ist es egal, ob Sie acht Stunden lang eine einzige Simulation fahren oder acht Simulationen gleichzeitig im Ausmaß von nur je einer Stunde.

Wie rechnen Sie die Leistungen eigentlich ab?

Metzner: Bei der Simulation haben wir ein eigenes Pricing. Der AWS-Account selbst ist kostenfrei, abgerechnet wird, sobald die Infrastruktur und einzelne Services wie Machine Learning genutzt werden. Ähnlich ist es bei der Entwicklungsumgebung. Kosten fallen erst dann an, wenn entwickelt wird.