Standort Tirol : Verkehrslawine über den Brenner: BDI warnt vor Eskalation

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hat vor einer weiteren Eskalation des Streits um den Lkw-Transitverkehr auf der Brennerroute gewarnt. Der Transit über den Brenner sei für die gesamte europäische Wertschöpfung essenziell und für viele Transporte sei er auch "weitgehend alternativlos", sagte der stellvertretende BDI-Hauptgeschäftsführer Holger Lösch dem Bayerischen Rundfunk. Sollte der Lkw-Transitverkehr Schaden nehmen, könnte die "gesamte europäische Wirtschaft" Schaden nehmen, betonte er.

Verkehrslawine durch die Täler Tirols und Südtirols

Derzeit gibt es Streit zwischen Deutschland und Italien mit Österreich wegen Straßensperrungen und Fahrverboten in Tirol. Dabei geht es auch um die Blockabfertigung von Lkw, um die Brennerstrecken zu entlasten. Auf Tirols Landstraßen gilt noch bis Mitte September an allen Wochenenden ein Fahrverbot für "Navi-Ausweicher", die Staus auf den Autobahnen umfahren oder die Mautgebühr umgehen wollen. Vertreter der drei Länder hatten sichnachmittag in Brüssel getroffen, um einen Ausweg aus dem Streit zu finden.

BDI spricht vom "Verständnis für Menschen" - ist aber gegen Begrenzungen

Der BDI zeigte Verständnis für die Sorgen der Tiroler Bevölkerung über den zunehmenden Durchgangsverkehr. Die Menschen hätten ein Anrecht darauf, dass alles Mögliche getan werde, um ihnen dabei zu helfen, mit der Situation umzugehen. Lkw-Blockabfertigungen oder Fahrverbote für Pkw seien jedoch keine Lösung, sagte Lösch. "Das kann kein Grund sein, um fast willkürlich Maßnahmen zu treffen, die den Transitverkehr über den Brenner tatsächlich am Ende des Tages zum Erliegen bringen." Nötig seien gemeinsame Lösungen sowohl für den Transitverkehr als auch für die Bedürfnisse der Bevölkerung vor Ort.

Tiroler Fahrverbote und Lkw-Transit - Weitere Gespräche im Herbst

Österreich, Deutschland und Italien haben weitere Gespräche über die Lkw-Blockabfertigung und Fahrverbote in Tirol für Herbst vereinbart. Die Sprecherin des Verkehrsministeriums, Elisabeth Hechenleitner, sagte der APA, es hätten "gute Gespräche" in Brüssel stattgefunden.

Verkehrsminister Andreas Reichhardt wolle in den kommenden Wochen konkrete Maßnahmen mit ÖBB und Asfinag zur Verlagerung des Lkw-Verkehrs weg von der Landstraße erarbeiten, fügte die Sprecherin hinzu. Es seien von Seite der Experten über alle Themen geredet worden. Die EU-Kommission erwäge, eine eigene Arbeitsgruppe einzuberufen. Die EU-Kommission wolle konstruktive Vorschläge der Beteiligten sehen.

An der Expertenrunde hatten auch Vertreter von Tirol, Bayern, Südtirol und des Trentino teilgenommen. Dem Vernehmen haben sich Deutschland und Italien weiterhin sehr besorgt über die Tiroler Maßnahmen geäußert. Auch die von Tirol geforderte Korridormaut oder Maßnahmen zur Attraktivierung der Bahn seien angesprochen worden. Angeblich will die EU-Kommission bereits im September ein weiteres Treffen organisieren. (apa/afp/red)