Stahlindustrie : Thyssenkrupp: Aufsichtsrat verteidigt Boni für den Vorstand

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© Peter Martens

Der Aufsichtsratsvorsitzende von Thyssenkrupp, Siegfried Russwurm, hat Sonderzahlungen von rund 900.000 Euro an die Vorstände des angeschlagenen Stahl- und Industriekonzerns gegen Kritik aus den Reihen der Beschäftigten verteidigt. "Alle Aufsichtsratsmitglieder haben dieser Sondervergütung zugestimmt", schreibt Russwurm in einem Brief an die Mitarbeiter, der der Deutschen Presse-Agentur vorlag.

Die Arbeitnehmer stellen die Hälfte der Aufsichtsratsmitglieder bei Thyssenkrupp. Zuerst hatte das "Handelsblatt" über den Brief berichtet.

Vertrauensleute der Gewerkschaft IG Metall hatten in einem Brief an den Konzernvorstand den Bonus scharf kritisiert. In einem Geschäftsjahr, in dem Thyssenkrupp Milliardenverluste schreiben musste, Zehntausende Beschäftigte in Kurzarbeit seien und überall Sparmaßnahmen ergriffen wurden, seien die Erfolgs-Boni "mit keinem Argument zu rechtfertigen", heißt es darin. Der Vorstand solle als solidarisches Signal, "dass wir in schwierigen Zeiten zusammenstehen", auf die Sonderzahlung verzichten.

Vorstandschefin Martina Merz hat laut Geschäftsbericht eine einmalige Sondervergütung von 500.000 Euro erhalten, ihre Vorstandskollegen Oliver Burkhard und Klaus Keysberg bekamen jeweils 200.000 Euro. Der Vorstand habe beim Verkauf der Aufzugssparte für 17,2 Mrd. Euro "Außergewöhnliches geleistet", heißt es zur Begründung.

Keines der Vorstandsmitglieder sei an der Entscheidung des Aufsichtsrats beteiligt gewesen, "und niemand von den dreien hat vorher mit mir darüber gesprochen, ob es eine Sonderzahlung gibt", versicherte Russwurm. Trotz der Bonuszahlungen hätten die Vorstandsmitglieder Einkommenseinbußen von etwa 50 Prozent im Vergleich zum festgelegten Zieleinkommen erlitten. Merz hat laut Geschäftsbericht insgesamt rund 2,4 Mio. Euro erhalten.

Der Aufsichtsrat habe für die Boni "eine bewusste und gewollte Ausnahmeregelung" im Vergütungssystem bei Thyssenkrupp genutzt, um die individuelle Leistung der Vorstandsmitglieder würdigen zu können - "nicht irgendwie "verdeckt", sondern völlig transparent", betonte Russwurm, der kürzlich an die Spitze des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) gewählt wurde und zum Jahreswechsel die Nachfolge von Dieter Kempf als BDI-Präsident antritt. (dpa/apa/red)