Autoindustrie : Tesla schafft den ersten Quartalsgewinn seit langer Zeit

Erstmals seit zwei Jahren hat der US-Elektroauto-Pionier Tesla ein Quartal mit schwarzen Zahlen beendet. Firmenchef Elon Musk hatte den Gewinn zwar schon vor Monaten versprochen, doch die Zweifel waren von Anfang an groß und wurden angesichts seiner jüngsten Eskapaden nicht geringer. Ob Musk die Skeptiker dauerhaft überzeugen kann, muss sich trotz der starken Ergebnisse erst zeigen.

Analyst: Weckruf für Daimler und BMW

Für die deutschen Autobauer seien die Verkaufszahlen in den USA ein Weckruf, erklärte Arndt Ellinghorst, Analyst vom Investmentberater Evercore ISI. Die anfänglichen Produktionsprobleme der im Vergleich zu den Konzernen in Europa kleinen Autoschmiede seien zu bewältigen. Im dritten Quartal sei Tesla mit einem Absatz von rund 70.000 Fahrzeugen, davon gut 56.000 Exemplaren des Model 3, in den USA fast auf Augenhöhe mit Mercedes und BMW. Diese verkauften jeweils rund 80.000 Pkw. "Das ist der Startpunkt, die Marke ist erfolgreich", sagte Ellinghorst.

Die Deutschen stehen gerade, getrieben von weltweit schärferen Klimaschutzvorschriften, vor einer Elektroauto-Offensive und haben schon zum Angriff auf Tesla geblasen. Audi präsentierte seinen e-tron Mitte September in San Francisco, also vor der Nase von Tesla und seinem schillernden Chef Elon Musk. Mercedes-Benz verkündete, mit dem EQC als erstem vollelektrischen SUV aus dem Hause Daimler den Schalter umzulegen. BMW läutet nach dem erfolglosen Kleinwagen i3 mit dem iNext die nächste Runde ein. Dazu: "Wir garantieren Level 3" - BMWs neues Flaggschiff iNext >>

Ein Moment des Triumphs für Elon Musk

Der zuletzt heftig kritisierte Tech-Milliardär Musk kann einen Moment des Triumphs genießen. Es sei ein "wahrhaftig historisches Quartal" für Tesla gewesen, schrieb Musk im Brief an die Aktionäre, der am Mittwoch nach US-Börsenschluss vorgelegt wurde.

Unter dem Strich stand ein Überschuss von 312 Mio. Dollar (274 Mio. Euro). Es ist der höchste, aber auch erst der dritte Quartalsgewinn seit Teslas Börsengang 2010. Im Vergleich zu den vorangegangenen Verlusten ist er eher bescheiden: Im entsprechenden Vorjahreszeitraum klaffte ein Loch von rund 619 Mio. Dollar in der Bilanz, im Vorquartal fiel sogar ein Rekordminus von 718 Mio. Dollar bei Tesla an.

Ein Plus von 130 Prozent bei den Umsätzen

Die Erlöse schossen in den drei Monaten bis Ende September - angekurbelt vom reißenden Absatz des Hoffnungsträgers Model 3 - im Jahresvergleich um fast 130 Prozent auf 6,8 Milliarden Dollar hoch. Die Erwartungen der Wall-Street-Analysten wurden damit klar übertroffen, die Marktreaktion war euphorisch. Nachbörslich legte der Aktienkurs zeitweise um rund 13 Prozent zu.

Hinter Tesla liegen turbulente Monate. Der Stotter-Produktionsstart des Model 3 war nervenaufreibend und verschlang extrem viel Geld. Zudem sorgte Musk mit einigen umstrittenen Aktionen für viel Aufregung.

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Produktion stabilisiert

Nun scheint Tesla mit seinem ersten günstigeren E-Auto für den Massenmarkt endlich auf Kurs zu sein. Im jüngsten Quartal ist das Produktionssystem dem Unternehmen nach stabilisiert worden, was sich auch in den Fertigungszahlen niederschlug. Zum Quartalsende lag die wöchentliche Produktionsrate bereits bei 5.300 Model 3, ausgeliefert wurden im Quartal 56.065 Stück. Zum Vergleich: Inklusive der teureren Model S und Model X, die schon länger erhältlich sind, lieferte Tesla im ganzen vergangenen Jahr gut 101.000 Fahrzeuge aus.

Unter Beschuss von Finanzfirmen

Musk kann Rückenwind gut gebrauchen, der Starunternehmer wurde zuletzt oft kritisiert. Im August schockte er die Märkte mit dem völlig überraschenden und rasch wieder abgeblasenen Plan, Tesla von der Börse zu nehmen. Es folgten Klagen von Investoren und Strafen der US-Börsenaufsicht wegen Marktmanipulation.

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Zudem sorgte Musk für Aufsehen, indem er bei einem Interview vor laufender Kamera an einem Joint zog und auf Twitter einen Höhlentaucher beschimpfte, der ein von Musk entwickeltes Mini-U-Boot als untauglich bezeichnet hatte.

Schwierigkeiten bleiben - etwa bei der Produktqualität

Auch wenn die Quartalszahlen ein Erfolg für Tesla sind, gibt es weiter etliche Herausforderungen. Ein großes Fragezeichen steht hinter der Produktqualität: Beim neuen Model 3 gibt es Bedenken, dass die überstürzte und unkonventionelle Ausweitung der Fertigung zu Mängeln führen könnte.

Auch beim Model S gab es nun einen Rückschlag - so zog das einflussreiche US-Verbrauchermagazin "Consumer Reports" am Mittwoch im Zuge einer Verlässlichkeitsumfrage seine Kaufempfehlung für die batteriebetriebene Luxus-Limousine zurück. (dpa/apa/red)