Stahlbau : "Stahlbauer leben, also geht es ihnen gut"

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Die Exportorientierung österreichischer Unternehmen ist recht hoch, der heimische Stahlbau exportiert sogar zumindest drei Viertel seiner Produktion. Die Marktführer heißen dabei – gereiht nach Umsatz vom letzten Jahr - Waagner-Biro, Unger und Zeman. „Insgesamt können oder müssen wir – mit Ausnahme der USA, wo uns das Risiko zu groß ist – als auf der ganzen Welt tätige Firma sagen, dass das Geschäft immer mehr von sich lange ziehenden Verhandlungen und sehr späten Entscheidungen geprägt ist“, erklärt Waagner-Biro-Geschäftsführer und -Miteigentümer Thomas Jost die Probleme eines exportorientierten Unternehmens.

Die Unternehmen werden "smarter"

Positiv sieht er, „dass die Stahlbaufirmen international ein bisschen smarter geworden sind und nicht mehr alles um jeden Preis machen. Damit ergibt sich langsam wieder ein realistischerer und verlässlicherer Angebotsrahmen. Das wird noch unterstützt durch einen Ölpreis, der nicht mehr diese Zickzack-Ausschläge macht wie eine Zeit lang. Auch die Arabische Halbinsel sollte jetzt wieder stabiler werden, weil die Longter‚m-Commitments aus der Goldgräberzeit um 2007 vorbei sind und die Staaten nach den zwei Schocks – globale Wirtschaftskrise und Ölpreisverfall – wieder Boden unter den Füßen bekommen. Unklar ist allerdings die Rolle der USA und wie sie ihren Einfluss und ihr Engagement in der Region weiterentwickeln oder zurücknehmen werden, falls das überhaupt möglich ist. Und auch im Iran hat man sich mehr erwartet, dort steht die Entwicklung jetzt gerade ziemlich still.“ „Die

"Stahlbauer leben, insofern geht es ihnen gut"

International ebenfalls sehr umtriebig vor allem im industriellen Stahlbau ist Peter Zeman, bis vor einigen Jahren auch Präsident des Österreichischen Stahlbauverbands. „Bedauerlicherweise wurden viele der Märkte in den letzten Jahren politisch für unsere Unternehmen vernichtet. Darüber hinaus beeinträchtigt der ebenfalls durch Politik und Streitereien beeinflusste niedrige Ölpreis Investitionen der petrochemischen Industrie und – schlimmer noch – Investitionen im Bereich der Alternativenergien. Unter diesen schwierigen Umständen schlagen sich die Unternehmen hervorragend. Die Stahlbauer leben, insofern geht es ihnen gut“, sagt Zeman und fügt nach kurzer Pause hinzu: „Ich denke, unsere Unternehmen sind effizient und technisch hervorragend aufgestellt. Geht man davon aus, dass die Politik nun ihr unterstes Niveau erreicht hat, sich neu orientiert und internationale Streitereien beendet, stehen uns großartige Zeiten bevor. Sollten wir doch noch tiefer sinken, kann wohl niemand Aussagen über die Zukunft treffen.“

Zuhause mau mit Luft nach oben

In Österreich selber sieht es für die Stahlbauer jedenfalls schwierig aus. Das Land ist vergleichsweise klein und die Rahmenbedingungen, so ÖSTV-Geschäftsführer Georg Matzner, „alles andere als günstig – vor allem die hohen Arbeitskosten sind ein Wettbewerbsnachteil im europäischen Vergleich.“ Dazu kommt das wachsende Problem von Knebelverträgen, welche urtypische Investoren- oder Auftraggeberrisiken auf die Subunternehmer abwälzen. Peter Zeman: „Genau genommen dürften solche Verträge nicht unterzeichnet werden. Aber wir haben leider derzeit einen Käufermarkt, in dem die Macht brutal ausgenutzt wird.“

Dennoch hoffen die Stahlbauer auf, wenn auch nur sanften, aber günstigen, Wind, meint ÖSTV-Präsident Thomas Berr, gleichzeitig Chef von Wilhelm Schmidt Stahlbau. „Die Auftragslage hat sich in den letzten Monaten auf gutem Niveau eingependelt, wenn auch die Perspektive nach wie vor kurzfristig ist, und nach wie vor sind gute Facharbeiter gesucht. Wenn auch wieder im Bereich Infrastruktur mehr investiert würde, könnte ein verbessertes Bestbieterprinzip zu mehr Wachstum im Stahlbau führen und das wäre zum Nutzen aller. Die Hoffnung auf vorsichtiges Wachstum ist also nicht unbegründet.“ (Thomas Pöll)