Ergebnisse : Semperit und das "aggressive Wachstum"

Semperit hatte, wie bereits berichtet, Schiedsverfahren sowohl gegen den thailändischen Joint Venture Partner Sri Trang und auch die Joint Venture Gesellschaft Siam Sempermed eingeleitet. Das Schiedsgericht hat nun in einem von drei Verfahren zugunsten von Semperit entschieden. Die vom Joint-Venture-Partner nominierten Direktoren dürfen nun durch Nicht-Teilnahme an den Board-Sitzungen die Beschlussfähigkeit nicht blockieren. Auch die Verfahrenskosten und die Kosten des Schiedsgerichts muss der Partner nun zur Gänze zu tragen und somit Semperit einen Betrag in Höhe von etwa 2,5 Millionen Euro ersetzen.

Aggressives Wachstum

Vor fünf Jahren hatte Semperit beschlossen, die Strategie neu auszurichten und deutlich aggressiver zu wachsen. "Das werden wir weiter fortführen bis in das Jahr 2020", sagte Semperit-Chef Thomas Fahnemann. "Es ist uns gelungen, bis ca. Ende letzten Jahres unsere Mengen nahezu zu verdoppeln", sagte Fahnemann. "Das haben wir geschafft durch organisches Wachstum, also Ausbau von Kapazitäten, und auch Akquisitionen." In diesem Zeitraum habe man zwei Zukäufe getätigt: Einen großen Handschuhproduzenten in Malaysia und im vergangenen Jahr einen Fensterprofil-Produzenten in Deutschland. In den nächsten Jahren werde man die Kapazitäten weiter ausbauen um vor allem im Sektor Industrie weiter Marktanteile zu gewinnen.

Auch geographisch will Semperit wachsen: "Wir haben unsere Aktivitäten sehr stark verstärkt in Nord- und Südamerika, Australien, Südost-Asien, und dafür brauchen wir Kapazitäten." Pro Jahr investiere man rund 70 bis 80 Millionen Euro, "davon gehen 40 bis 50 Millionen ins Wachstum, der Rest sind Instandhaltungsgeschichten, das normale Grundrauschen". Auch der Mitarbeiterstand sei in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen - vor allem in Asien, aber auch in Österreich, wo Semperit mehr als 800 Leute beschäftigt. Weltweit sind es an 22 Produktionsstandorten über 7.000 Mitarbeiter, davon knapp 4.100 in Asien.

Den Umsatz hat Semperit im ersten Quartal trotz sinkender Rohstoffpreise um 0,9 Prozent auf 219,5 Millionen Euro gesteigert. Der Rohstoffanteil der Semperit-Produkte liege im Durchschnitt bei 60 bis 65 Prozent, erklärte Fahnemann, vor allem Naturkautschuk oder Erdölderivate. "Das bedeutet, wir haben im Prinzip zwar bei der Marge nichts verloren, aber das allgemeine Preisniveau ist natürlich niedriger geworden." Das drücke den Umsatz, habe aber nichts mit den verkauften Mengen zu tun.

Den Betriebsgewinn (EBIT) hat Semperit im ersten Quartal um 22,2 Prozent auf 18,6 Millionen Euro gesteigert, das Ergebnis nach Steuern ging allerdings von 12,6 Millionen auf 10,1 Millionen Euro zurück, was mit Fremdwährungseffekten und höheren Zinsaufwendungen begründet wird. "Auf der einen Seite sind wir im Euroraum tätig, aber auch im Dollarraum und wir haben auch ein relativ hohes Exposure im Thai-Baht und beim malayischen Ringgit."

Beide Sektoren, Industrie und Medizin, hätten zum Ergebniswachstum beigetragen, sagte Fahnemann. Der Sektor Industrie mit den Segmenten "Semperflex", "Sempertrans" und "Semperform" habe sich entgegen dem Markttrend sehr gut entwickelt und Umsatz und Ergebnis deutlich gesteigert. Der Medizin-Sektor ("Sempermed") habe einen Umsatzanteil von etwas über 40 Prozent und habe im vergangenen Jahr mit etwa einem Drittel zum Ergebnis beigetragen.

Für das Geschäftsjahr 2016 erwartet Fahnemann keine wesentliche Veränderung der Marktbedingungen. "Die generelle Nachfrageschwäche im Sektor Industrie des Jahres 2015 dürfte konjunkturbedingt auch 2016 weiter anhalten." Das sei "keine Katastrophe, aber wir jubeln auch nicht". Man werde auch in diesem Jahr wieder "ein sehr zufriedenstellendes Ergebnis" erreichen - ob über oder unter dem Vorjahr, hänge von nicht beeinflussbaren Faktoren wie dem Dollarkurs ab. (apa)