Maschinensicherheit : Pilz-Österreich-Chef David Machanek: "Jetzt trennt sich die Spreu vom Weizen"

Pilz Machanek
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INDUSTRIEMAGAZIN: Herr Machanek, die Industrie setzt im Herbst zu einer Aufholjagd an, aufgeschobene Investitionen sollen nachgeholt werden. Wie laufen die Geschäfte?

David Machanek: Wir verzeichnen mit Juni wieder einen Anstieg im Geschäftsverlauf. Das gilt gleichermaßen für das Bestands als auch das Neukundengeschäft.

Trauen Sie sich eine Einschätzung zu, wie das zweite Halbjahr sich entwickeln wird?

Machanek: Wir hoffen natürlich, dass sich der positive Trend der letzten drei Monate fortsetzt, eine fundierte Einschätzung ist aktuell aber nur schwer möglich.

Die Pilz Gruppe hat weltweit 42 Tochtergesellschaften und Niederlassungen. Ein Vorteil in der Pandemie?

Machanek: Unsere globale Verfügbarkeit schätzen in Pandemiezeiten vor allem unsere internationalen Kunden, da diese aufgrund von Reiserestriktionen oft selbst kein Personal für Inbetriebnahmen ins Ausland schicken können. Pilz unterstützt hier als beständiger Partner mit den gleichen hohen Qualitätsstandards an allen Standorten.

Gibt es einen stärkeren Fokus auf Remote-Zugriffsmöglichkeiten?

Machanek: Die Inanspruchnahme von Fernwartung ist ein Trend der sich bereits vor der Coronakrise gezeigt hat, durch diese aber sicher verstärkt wurde. Um hier aber sicher agieren und unterstützen zu können, propagieren wir seit rund zwei Jahren die Bedeutung von Cyber Security und als Opfer eines Hackerangriffs wissen wir aus erster Hand, wie auf Attacken dieser Art reagiert werden muss.

Wie verändern sich aktuell Ihre Schulungsinhalte?

Machanek: Das umfangreiche Weiterbildungsangebot von Pilz rund um das Thema Maschinensicherheit ändert sich inhaltlich nicht. Vielmehr haben wir uns im Sinne des Kundenkontakts und der Servicierung dazu entschlossen, die Kunden mittels kostenloser Webcasts über aktuelle Themen zu informieren.

Während des Lockdowns haben wir auch sehr erfolgreich Onlinetrainings angeboten, aktuell starten wir aber wieder mit unseren Präsenzschulungen unter Einhaltung von umfangreichen Schutz- und Hygienemaßnahmen. In wie weit sich hier noch Änderungen ergeben, hängt neben der Infektionszahlen auch stark von unserem neuen Leiter des Bereichs Training ab. Kevin Nikolai verantwortet seit dem ersten August als Senior Manager den Bereich Training & Product Management und plant hier weitere Verbesserungen.

Welche Trends gibt es bei der Maschinensicherheit?

Machanek: Unter gegebenen Umständen ist die Vereinigung von Safety und Security maßgeblich, um Manipulationen an Maschinen vorzubeugen. Dazu haben wir ein Betriebsartenwahl- und Zugangsberechtigungssystem (PITmode) entwickelt, das Safety und Security Funktionen in einem System vereint. Mit den Geräten ist die funktional sichere Betriebsartenwahl sowie die Regelung der Zugangsberechtigung an Maschinen und Anlagen möglich.

Wo finden diese Geräte Einsatz?

Machanek: PITmode-Geräte können in Maschinen und Anlagen eingesetzt werden, in denen zwischen unterschiedlichen Steuerungsabläufe und Betriebsarten umgeschaltet werden muss. Über codierte Transponderschlüssel mit RFID Technologie können jedem Mitarbeiter die an seine Fähigkeiten angepassten Maschinenfreigaben und Berechtigungen erteilt werden. Die sichere Auswerteeinheit (Safe Evaluation Unit) erkennt die vorgegeben Betriebsart wie beispielsweise Automatikbetrieb, manuelles Eingreifen unter eingeschränkten Bedingungen oder Servicebetrieb, wertet sie aus und schaltet funktional sicher um.

Musste Pilz bei Innovationsthemen Tempo herausnehmen?

Machanek: Das Herunterfahren der Innovationstätigkeit ist nie vertretbar. Es ist der Motor für die eigene Weiterentwicklung mit und für den Kunden und unser Wettbewerbsvorteil.

Pilz ist von jeher ein Wegbereiter für die Automatisierung der Zukunft und hat Kompetenzen und Kapazitäten in den Bereichen Entwicklung und Produktion immer schon nachhaltig aufgebaut. Bereits mit dem ersten Not-Aus-Schaltgerät PNOZ haben wir Mitte des letzten Jahrhunderts Standards gesetzt und Industriegeschichte geschrieben. Die Errichtung eines 7.300 m2 großen Forschungs- und Entwicklungszentrum, das für rund 330 Ingenieure platz bietet unterstreicht schon alleine räumlich die Bedeutung der Innovationskraft für Pilz.

Eine jährliche F&E Quote von knapp 20 Prozent, auch in Krisenzeiten, ist ein weiterer Beweis dafür, denn Innovationen sind immer wettbewerbsentscheidend, unabhängig von Krisen oder sonstigen äußeren Umständen.

Ist Kurzarbeit ein Thema für den Herbst?

Machanek: Aktuell sehen wir aufgrund der beständigen Auftragslage keine Notwendigkeit Kurzarbeit einzuführen.

Hinzu kommt: Kosten für Innovationen dürfen nie zu niedrig angesetzt werden, denn gerade jetzt trennt sich die Spreu vom Weizen, was den Kontakt zu Kunden anbelangt. Aus diesem Grund reduzieren wir auch nicht Ressourcen in Form von Kurzarbeit.

Ich möchte damit sicherstellen, dass der beständige Kundenkontakt aufrechtbleiben kann, aber auch die Tätigkeit im F&E Bereich auf stabilem Niveau weitergeführt wird.

Die Kunden honorieren das?

Machanek: Eine Vielzahl an positiven Rückmeldungen unserer Kunden, dass Pilz als einziger Projektpartner trotz Lockdown ständig erreichbar war und unterstützend zur Seite stand sind ein Beleg für mich als Geschäftsführer, hier den richtigen Weg zu gehen.