Maschinenbau : Palfinger verliert unerwartet den Vorstandsvorsitzenden

Herbert Ortner wird sein Mandat als Vorstandsvorsitzender der Palfinger AG nicht verlängern. Ortner habe darüber vor Kurzem den Aufsichtsrat informiert, wie der Salzburger Kranhersteller mitteilt. Eigentlich sollte Ortners Mandat bis Ende 2018 dauern. Der Aufsichtsrat nahm die Entscheidung "mit großem Bedauern" zur Kenntnis.

Die Entscheidung kam für den Aufsichtsrat offenbar völlig überraschend - denn in dieser Sitzung des Aufsichtsrats sollte es eigentlich um die Verlängerung des Vorstandsvertrags gehen. Statt dessen haben Ortner und der Aufsichtsrat nun vereinbart, das Verhältnis mit Ende Dezember dieses Jahres vorzeitig zu beenden.

Ortner wechselt

Palfinger ist damit ab sofort auf der Suche nach einem Nachfolger. Ortner und das Konzernmanagement haben angekündigt, in den kommenden Wochen für eine reibungslose Übergabe zu sorgen. Danach werde Ortner der Familie Palfinger beratend zur Seite stehen, hieß es.

Einen Grund für die unerwartete Entscheidung Ortners nannte das Unternehmen nicht. Wie es aus dem Unternehmen jedoch heißt, werde Ortner allerdings eine neue Herausforderung annehmen - wo und in welchem Zusammenhang, bleibt vorerst offen.

Suche nach einem Nachfolger läuft extern

Nun ist bereits ein Headhunter mit der Suche nach einem Nachfolger beauftragt - und zwar extern, wie es aus dem Unternehmen gegenüber INDUSTRIEMAGAZIN.at heißt. Bei Palfinger rechnet man damit, dass die Suche Monate dauern werde.

Man darf allerdings annehmen, dass auch der neue Chef die bisherige Strategie beibehalten wird. "Der Kurs des Unternehmens war bisher sehr erfolgreich, und es gibt weiterhin viel Potenzial für Wachstum - weltweit. Einen Strategiewechsel kann ich daher praktisch ausschließen", so Konzernsprecher Hannes Roither.

Strohbichler und Zehnder übernehmen interimistisch

Bis zum Antritt seines Nachfolgers werde Ortner heuer bis Ende Dezember die Agenden führen. Danach übernehmen seine Aufgaben interimistisch Martin Zehnder, Vorstand für das operative Geschäft, sowie Finanzvorstand Felix Strohbichler, der übrigens diese Position erst im Oktober übernommen hat.

Zuvor trat heuer im Juni sein Vorgänger Christoph Kaml zurück - eine ebenfalls überraschende Entscheidung.

"Palfinger ist perfekt positioniert"

Ortner leitete 16 Jahre den Konzern. In dieser Zeit stieg Palfinger zum Weltmarktführer seiner Branche auf und positionierte sich mit Standorten in den USA, mit Zukäufen in China sowie in Skandinavien zu einem internationalen Hersteller.

"Ich bin überzeugt davon, dass das Unternehmen perfekt positioniert ist", so Ortner in einer offiziellen Stellungnahme zu seinem Rücktritt.

Der Aufsichtsrat äußerte "großes Bedauern" über die Entscheidung Ortners und dankte dem Manager "für seine herausragenden strategischen und operativen Leistungen, seinen bedingungslosen Einsatz für unser Unternehmen und die Familie." Aktuell zum Unternehmen: Palfinger rechnet mit dem achten Rekordjahr in Folge >>

Herbert Ortner: Einst der jüngste Chef eines österreichischen Industriebetriebs

Ortner trat vor 16 Jahren in das Management von Palfinger ein und zog nach zwei Jahren als CMO in den Vorstand ein. Unter seiner Führung wurde das weltweite Servicegeschäft ausgebaut. Der Manager übernahm auch die Leitung des Vertriebs für die „Hydraulischen Systeme". 2008, am Vorabend der Finanzkrise, wurde Ortner zum Vorstandsvorsitzenden berufen - damals war er der jüngste Konzernchef eines österreichischen Industrieunternehmens.

Lesen Sie hier das große Interview mit Herbert Ortner vom März 2017

Palfinger verdreifachte seit 2009, dem Jahr der Finanzkrise, bis zum vergangenen Geschäftsjahr den Konzernumsatz von 505 Millionen Euro auf rund 1,5 Milliarden Euro. In dieser Zeit übernahmen die Salzburger rund 30 Unternehmen.

Eckdaten zum Unternehmen

Die Produktpalette reicht inzwischen von Krane für Nutzfahrzeuge bis zu Hebesystemen für die Marine und die Errichtung von Windkraftanlagen auf See. Palfinger verfügt heute über Produktions- und Montagestandorte in Europa, Nord- und Südamerika sowie Asien.

Mit der Konzernzentrale in Bergheim im Bundesland Salzburg erwirtschaftete die Palfinger Gruppe mit rund 9.580 Mitarbeitern im Vorjahr einen Gesamtumsatz von rund 1,357 Milliarden Euro.

(pm)

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