Standort Österreich : OeNB erwartet drastischen Einbruch auch bei moderaten Szenarien

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© Georg und Verena Popp / IG Windkraft

Die Nationalbank rechnet wegen der Corona-Krise mit einem drastischen Einbruch der Wirtschaft. Das Wachstum werde dadurch um 4,4 Prozentpunkte niedriger ausfallen als noch im Dezember angenommen, sagte OeNB-Gouverneuer Robert Holzmann. Statt eines Wachstums um 1,2 Prozent sei daher heuer mit einem Wirtschaftsrückgang um 3,2 Prozent zu rechnen.

Und das sei ein moderates Szenario. Denn die Annahme ist, dass die Wirtschaft ab Mitte April schrittweise wieder hochgefahren wird. Sollte dies erst später geschehen, dann würde auch der Rückgang der Wirtschaftsleistung stärker ausfallen. Im aktuellen Szenario geht die OeNB davon aus, dass die Wirtschaft nach dem V-förmigen Einbruch dem gleichen Wachstumspfad folgt wie vor der Krise und daher 2021 überdurchschnittlich wächst.

Massiver Anstieg der Staatsschulden

Für den Staatshaushalt errechnet die OeNB für heuer ein Defizit von 5,4 Prozent, die Schuldenquote dürfte um fast zehn Punkte auf 77,4 Prozent des BIP steigen. Die Inflation dürfte aber rückläufig sein. Alleine der niedrige Ölpreis senkt die Rate (HVPI) um 0,5 Punkte auf 1,2 Prozent, die Auswirkung der Corona-Krise lässt die OeNB offen. Ein Deflationsrisiko sei nicht auszuschließen, so Holzmann auf Nachfrage, aber das stehe nicht im Zentrum der Überlegungen. Sollte es wegen realwirtschaftlicher Probleme tatsächlich dazu kommen, dann wäre es jedenfalls schwer, das mit Instrumenten der Geldwirtschaft zu beheben.

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Banken gut aufgestellt

Die Banken sieht OeNB-Vizegouverneur Gottfried Haber gut aufgestellt, der Wirtschaft genug Liquidität zur Verfügung zu stellen. Die Summe der Reserven, auf die sie in der Krise nun zurückgreifen dürfen, liege "jenseits der 30 Mrd. Euro", das zehnfache davon könnten die Kreditinstitute als Kredite vergeben. Zugleich warnt Haber eindringlich davor, zu glauben, dass die Banken ein "Fass ohne Boden" seien, aus dem ohne Ende geschöpft werden könnte. Man müsse aufpassen, dass es keine Ansteckung des Kreditsektors gebe.

Die Bankenaufsicht wird den Instituten erlauben, Kapital- und Liquiditätsreserven aufzulösen und auch bei Regulierungen entgegenkommen, versicherte Haber. Der für 2020 geplante Stresstest wird auf 2021 verschoben.

OeNB: Genug Bargeldreserven

Holzmann schließt sich im Namen der OeNB "gerne der Empfehlung der EZB an", dass Banken derzeit keine Dividenden ausschütten sollten. Boni für Mitarbeiter seien zwar grundsätzlich die Entscheidung jedes einzelnen Unternehmens, aber es sei sicherlich aus Gründen der Solidarität ratsam, über Boni noch einmal nachzudenken. Haber ergänzte, dass es immer darum gehe, dass die Banken ihre Reserven schützen müssten. Daher sei jede Dividendenausschüttung eine Einzelfall-Entscheidung. Es könne spezielle Gründe geben, warum Institute doch ausschütten.

Die OeNB selber, die aus Gewinnen und KöSt 278 Mio. Euro an die Republik ausschüttet, gelte etwa, dass das Geld so für den Kampf des Staates gegen die Coronakrise zur Verfügung stehe und die Stabilität des Instituts anders gesichert werde, ergänzte Direktor Thomas Steiner.

Direktor Eduard Schock stellte klar, dass die Nationalbank genug Bargeldreserven habe, um die Versorgung der Österreicher sicherstellen zu können. (apa/red)