Umfrage : Heimische Manager: Standort Österreich kann die Krise gut meistern

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Der Standort Österreich wird die Corona-Krise gut und rasch wegstecken, sind heimische Führungskräfte laut einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungsfirma Deloitte überzeugt. Für die Studie wurden im Mai 211 heimische Führungskräfte befragt. Demnach müsse es neben Investitionen in Bildung und Innovationen für die Standortattraktivität auch einen klaren Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit geben, "denn die Klimakrise ist nicht verschwunden", so Deloitte-Österreich-Chef Bernhard Gröhs vor Journalisten.

Auch Steuern auf Einkommen sowie Lohnnebenkosten sollten nun gesenkt werden, sagte er zu den Wünschen der Unternehmen, um den Standort anzukurbeln. Österreich könne sich einen nachhaltigen Umbau der Wirtschaft leisten.

Die Digitalisierung der Verwaltung und des Schulsystems müsse ebenso angegangen werden, zudem brauche es Investitionsfreibeträge und Förderungen für Umwelttechnologien. Die geplante Investitionsprämie sollte ein Steuergesetz werden, das sei einfacher abzuwickeln als eine weitere Förderung, meinte Gröhs.

Insgesamt habe Österreich gute Voraussetzungen, die Krise besser als viele andere Länder zu meistern, sagte Deloitte-Steuerexpertin Barbara Edelmann. "Fast zwei Drittel der Führungskräfte sind grundsätzlich zuversichtlich, dass der Standort Österreich die Krise rasch und gut meistern wird. Vor allem bei von ihnen selbst steuerbaren Erfolgsfaktoren sind die Unternehmensvertreter optimistisch - etwa beim Einsatz von Zukunftstechnologien oder beim Umgang mit neuen Arbeitsformen", fasste Gröhs die Umfrage-Ergebnisse zusammen.

Mit dem Krisenmanagement der Regierung waren die Führungskräfte laut der Umfrage zu Beginn des Lockdowns sehr zufrieden, wobei es teilweise Kritik in Bezug auf Transparenz, rechtliche Unklarheiten und Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen gab. Auch die Qualität des Gesundheitssystems wurde besonders gelobt. "Das Gesundheitssystem hat der Bevölkerung ein bemerkenswertes Sicherheitsgefühl gegeben", so Gröhs. Das stelle einen Wettbewerbsvorteil für Österreich dar.

Lob für erste Phase des Krisenmanagements - Kritik an der zweiten Phase

In der zweiten Phase fühlt sich allerdings mehr als die Hälfte der Unternehmen noch nicht gut vom Staat unterstützt. Das sei jedoch nicht überraschend, denn Hochfahren sei deutlich schwieriger als ein kurzer Lockdown, betonte Gröhs. Die Unternehmen seien mit der Vielzahl an Ansprechpartnern und Anträgen überfordert, so Edelmann. Auch wenn der Staat treffsicher agieren müsse, könne man einiges verschlanken und etwa die Bearbeitung oder Auszahlung beschleunigen. Generell betonten die Führungskräfte in der Studie den altbekannten Wunsch nach weniger Bürokratie.

Bei der Bewertung des Standorts "haben die Befragten auch klare Vorteile Österreichs hervorgehoben - allen voran die rege Forschungs- und Entwicklungstätigkeit, die starke Infrastruktur, das stabile Umfeld sowie die hohe Lebensqualität", so Barbara Edelmann, Partnerin bei Deloitte Österreich. Bei der Infrastruktur sei Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema. "Wir setzen große Hoffnung auf die öko-soziale Steuer", so Edelmann.

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Schlechte Noten für das Bildungssystem

Besonders schlecht bewertet wurden unter anderem die Digitalisierung des Bildungssystems, Risikokapital und die Start-up-Kultur. Handlungsbedarf gebe es auch bei der weiteren Flexibilisierung des Arbeitsmarkts, besonders die regionale Mobilität sei eine Priorität. Da müssten Unternehmen Anreize setzen, um für Mitarbeiter attraktiv zu werden. Edelmann verwies etwa auf Wohnmöglichkeiten und Kinderbetreuung.

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Mit den Punkten Chancengleichheit und Gleichstellung ist nicht einmal die Hälfte der Führungskräfte zufrieden, noch schlechter fällt die generelle Bewertung des Bildungssystems aus. Die Corona-Krise hat diese Schwachstellen noch sichtbarer gemacht: Kinder aus sozioökonomisch belasteten Familien hatten weniger Möglichkeiten, am Unterrichtsgeschehen teilzunehmen, Frauen mussten sich neben dem Job vermehrt um die Kinderbetreuung kümmern, auch die Lohnschere zwischen den Geschlechtern sei noch weiter auseinandergegangen, so Edelmann.

Coronakrise als Chance für ein Zurückholen der Produktion nach Europa

Insgesamt könne der Wirtschaftsstandort Österreich die Coronakrise aber als Chance nutzen, um attraktiver zu werden - dann könnten auch Unternehmen und Produktionszweige angelockt werden, die nun wieder nach Europa geholt werden sollen. Mit Blick auf den Herbst müsse der Fokus weiter auf der Gesundheit der Bevölkerung liegen, bei einer zweiten Welle wären lokale Lockdowns denkbar. (apa/red)

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