Bahn : England verstaatlicht Bahn - ÖBB: "Wir haben immer gewarnt"

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© APA/dpa/Lukas Schulze

Die nordenglische Eisenbahngesellschaft Northern Rail wird wieder verstaatlicht und kommt mit 1. März unter öffentliche Kontrolle. Northern Rail wird seit 2016 von Arriva Rail North betrieben, einer Tochter der zur Deutschen Bahn gehörenden DB Arriva. Arriva verliert seine Lizenz. In Österreich hielt der Konzernbetriebsratschef der ÖBB und vida-Chef Roman Hebenstreit ein Plädoyer für Staatsbahnen.

Hebenstreit sieht sich durch die britischen Bahn-Re-Verstaatlichungspläne in seiner Haltung als überzeugter Gegner von Bahn-Privatisierungen und des EU-Liberalisierungswahns bei systemrelevanter Infrastruktur bestätigt.

"Wir werden auch in Zukunft keine Privatisierung-Debakel wie in England oder Neuseeland zulassen, wo man nach Jahrzehnten zum Schluss kommt, außer Spesen nichts gewesen", stellte Hebenstreit, der auch Vorsitzender der Gewerkschaft vida ist, diesen schlechten Beispielen die boomenden staatlichen Bahnen der Schweiz und Österreichs gegenüber.

"In England hat sich nun gezeigt, dass dort genau das passiert ist, wovor wir in Österreich als Betriebsräte und Gewerkschaft seit Jahren warnen: Es kam zu inakzeptablen Zuständen durch viele Zugausfälle, teuren Tickets und regelmäßigen Verspätungen." Der österreichische Weg indes mit seiner starken staatlichen ÖBB als tragende Säule des Schienenverkehrs sowie moderatem Wettbewerb begleitet von der Beibehaltung der Direktvergabemöglichkeit habe das Land hingegen seit Jahren in internationalen Rankings zum Bahnland Nummer eins in der EU gemacht und hinter der Schweiz zur Nummer zwei in ganz Europa.

Die Privatisierungsversprechen der englischen Liberalisierungsfanatiker der 90er-Jahre, dass Bahnfahren billiger, zuverlässiger, effizienter und pünktlicher werden würde, hätten sich indes nicht erfüllt: "Geblieben sind nur Milliardenkosten für die Steuerzahler bei schlechteren Leistungen für die Fahrgäste", so Hebenstreit in einer Aussendung am Donnerstag.

In Österreich schmückten sich heutzutage auch heimische politische Parteien, die noch vor nicht allzu langer Zeit den gescheiterten britischen Weg auch in Österreich einschlagen wollten, "gerne mit unseren erfolgreichen rot-weiß-roten Bahnen", bemerkte der Gewerkschafter.

Der Staat Österreich dürfe seine Steuerungsmöglichkeiten bei zentraler Infrastruktur nicht an Private abgeben. "Gerade auch in Zeiten des Klimaschutzes und des Ausbaus des Öffentlichen Verkehrs wäre dies absurd", so Hebenstreit, " da der Staat sonst vom Besteller zum Bittsteller werden würde." (apa/red)