Wasserstoff : Berlin kündigt internationale Plattform für Wasserstofftechnologien an

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© BASF SE

Die deutsche Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) hat bei der UN-Klimakonferenz die Gründung einer internationalen Plattform zum Austausch über nachhaltige Energieträger für energieintensive Branchen angekündigt. Die sogenannten Power-to-X-Technologien zur Gewinnung von grünem Wasserstoff seien wichtig, um auch Branchen wie die Luftfahrt und die Stahlindustrie klimaneutral zu machen.

"Wir dürfen nicht die Fehler wiederholen, die einst bei den Biokraftstoffen gemacht wurden. Damit das gelingt, müssen wir weltweit zusammenarbeiten", erklärte Schulze mit Blick auf die Klimaschutzpotentiale von synthetischen Brenn-, Kraft- und Grundstoffen aus Ökostrom auf Grundlage von sogenanntem grünem Wasserstoff. Dafür solle ein "Power-to-X-Netzwerk" mit Sitz in Berlin gegründet werden. Bei der Opposition und Umweltverbänden stieß die Initiative auf Kritik.

Das neue Netzwerk hat laut Schulze den internationalen Wissensaustausch über die sogenannten "Power-to-X-Technologien" und eine Entwicklung der Nachhaltigkeitskriterien für deren Einsatz zum Ziel. Diese Technologien könnten dazu beitragen, energieintensive Branchen klimaneutral zu machen, die sich "nicht mal eben" auf Elektromotoren umstellen ließen, wie Schulze erläuterte.

Eckdaten zu diesen Technologien

Der englische Begriff "Power To X" oder kurz PtX (auf deutsch etwa: Strom zu X) steht übergreifend für eine ganze Reihe verschiedener Umwandlungsprozesse, die sich vereinfacht gesagt auf die Speicherung und spätere Nutzung von Energie beziehen, zugleich aber auch auf die Herstellung von Stoffen, die in Produktionsprozessen benötigt werden.

Für die Nutzung als Energieträger muss Wasserstoff erst unter Einsatz von anderen Energiequellen in reiner Form gewonnen werden. Dafür bietet sich Wasser an, in dem Wasserstoff in gebundener Form vorhanden ist. Zugleich muss der Energieeinsatz bei der Isolierung von Wasserstoff für einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz aber auch emissionsfrei sein, also letztlich aus erneuerbaren Energien stammen. Die Branche spricht hierbei auch von "grünem Wasserstoff".

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Um die Chancen der Technologie zu nutzen und die Umweltauswirkungen so gering wie möglich zu halten, sei es wichtig, "alle relevanten Akteure national und weltweit in einen Dialog einzubinden", erklärte das Bundesumweltministerium. Es beauftragte die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) mit der Koordinierung und dem Ausbau der internationalen Zusammenarbeit in diesem Bereich.

Schulze verwies auf den wirtschaftlichen Nutzen dieser neuen Technologien. "Auch als Umweltministerin habe ich ein Interesse daran, dass wir diejenigen sind, die die Industrie der Zukunft haben, dass wir diejenigen sind, die das erste CO2-freie Stahlwerk haben", sagte die Umweltministerin. Aber auch die anderen beteiligten Länder müssten von dem Projekt profitieren. Laut Schulze fördert Deutschland bereits ein Pilotvorhaben in Brasilien und hat Pläne mit Marokko, Chile und Argentinien.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) forderte, die Bundesregierung solle sich lieber um die Energiewende in Deutschland kümmern. Es könne nicht sein, "dass der Ausbau von Windenergie bei uns abgeregelt wird und dass wir nun Wasserstoff aus afrikanischen oder lateinamerikanischen Ländern importieren wollen", erklärte der BUND-Energieexperte Oliver Powalla. Dafür müssten die anderen Länder schließlich kostbare Flächen und Wasserressourcen bereitstellen.

Lorenz Gösta Beutin, Klimapolitiker der Linken im Bundestag, erklärte: "Deutschland soll die Energiewende zu Hause voranbringen, statt Millionen an Steuergeldern in Windparks und Power-To-Gas-Anlagen in Südamerika und Afrika zu stecken, wo Wasser knapp ist und soziale Rechte der Anwohner nicht garantiert sind."

Die umweltpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Judith Skudelny, erklärte, für den freien Verkauf von synthetischen Kraftstoffen fehlten in Deutschland noch die nötigen gesetzlichen Rahmenbedingungen. "Frau Schulze sollte vielleicht erst mal bei uns ihre überfälligen Hausaufgaben machen, bevor sie sich auf der Klimakonferenz mit inhaltsleeren Ankündigungen feiern lässt", kritisierte die FDP-Politikerin.