Luftfahrt : Berichte: Flughafen Wien vielleicht bald nicht mehr Drehkreuz der Lufthansa

Flughafen Wien Fluglotsen tower austrocontrol
© APA/HERBERT NEUBAUER

Mitten in den Verhandlungen über staatliche Finanzhilfen wegen der Coronavirus-Krise muss sich der AUA-Mutterkonzern Lufthansa einen neuen Finanzchef suchen - das soll offenbar rasch geschehen.

Noch keine Flugpläne für die Zeit danach

Die Schweizer Zeitung "NZZ" berichtete indes, die Lufthansa erwäge, den Flughafen Wien nicht länger als Drehkreuz zu nutzen. Im Jänner, vor der Corona-Krise, hatte AUA-Chef Alexis von Hoensbroech noch erklärt, dass das AUA-Drehkreuz Wien stärker wachsen solle. Wenn das Linien-Netz nur mehr von Wien heraus beflogen werde, mache es Sinn, wenn die Crews ihren Arbeitsplatz nur mehr in Wien haben, meinte der AUA-Chef damals. Zu den Drehkreuzen des Lufthansa-Konzerns gehören neben Wien und Frankfurt auch München, Zürich und Brüssel.

Zudem könnten die erst kürzlich aufgenommenen Langstreckenflüge von Zürich nach Washington und Osaka gestrichen werden, so die "NZZ". Der Lufthansa-Sprecher sagte dazu, es gebe noch keinen konkreten Flugplan für die Zeit nach der Krise.

Finanzchef tritt aus gesundheitlichen Gründen zurück

Als bisheriger Lufthansa-Finanzchef tritt der 58-jährige Ulrik Svensson mit Wirkung zum Montag aus gesundheitlichen Gründen zurück, wie Deutschlands größte Airline am Wochenende mitteilte. "Der Aufsichtsrat wird zeitnah über eine Nachfolgelösung beraten und entscheiden", hieß es. Der Schwede war seit dem 1. Jänner 2017 Finanzvorstand. Ein Konzernsprecher wollte sich nicht zum konkreten Verfahren für die Nachfolger-Suche äußern. In der Branche gehen Beobachter davon aus, dass es wohl schon kommende Woche auf eine interne Lösung hinausläuft.

Verhandlungen über Staatsbeteiligungen laufen

Die Lufthansa verhandelt derzeit mit mehreren Regierungen in ihren Heimatmärkten über Finanzhilfen. Dabei geht es um Kredite, bis hin zu vorübergehenden staatlichen Beteiligungen. "Im Moment werden alle Möglichkeiten der Liquiditätshilfe besprochen", bekräftigte der Konzernsprecher. Reuters hatte jüngst berichtet, dass es um mehrere Milliarden Euro gehe.

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Der Finanzbedarf der Lufthansa hängt von vielen Details ab - etwa vom Zeitplan, wann der auf rund fünf Prozent drastisch reduzierte Flugbetrieb wieder spürbar hochgefahren werden kann. Ferner ist offen, wie schnell die Airline ihren Kunden Gutscheine für ausgefallene Flüge statt Rückerstattungen anbieten darf.

Die deutsche Regierung hatte sich zuletzt für eine solche Lösung ausgesprochen, dem muss noch die - dafür zuständige - EU-Kommission zustimmen. Der Bund will für Reiseunternehmen und Fluggesellschaften wegen massenhafter Stornierungen in der Corona-Krise einen Verzicht auf die Rückerstattungspflicht erreichen. Stattdessen sollen die Kunden Gutscheine erhalten, die bis zum 31. Dezember 2021 eingelöst werden könnten.

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90.000 Mitarbeiter der Lufthansa in Kurzarbeit

Mehr als 90.000 der rund 138.000 Beschäftigten - auch fast alle der rund 7.000 AUA-Mitarbeiter - sind mittlerweile in Kurzarbeit, erstmals auch die Piloten der Kernmarke Lufthansa. Etwa 95 Prozent der Passagierflüge der Gruppe sind gestrichen. (reuters/apa/red)

Gewerkschafter und Personalvertreter haben der AUA-Mutter Lufthansa vorgeworfen, die Coronakrise für einen rabiaten Konzernumbau nutzen zu wollen. Man gehe davon aus, dass noch in dieser Woche die Schließung der Lufthansa-Tochter Germanwings verkündet werden solle, heißt es in einer Petition, die von Vertretern der deutschen Gewerkschaften UFO und Vereinigung Cockpit unterzeichnet ist.

Die rund 1.400 Beschäftigten und ihre Familien würden mit Arbeitslosigkeit und dem Entzug ihrer Existenzgrundlage bedroht. Das Unternehmen bezeichnete die angeblichen Schließungspläne als "Spekulationen", zu denen es keine Beschlussvorlage des Vorstands gebe. Derzeit würden die Optionen für Germanwings überprüft.

Der Konzern hatte in der vergangenen Woche die Zukunft des Flugbetriebs in einer Pressemitteilung zu den Verhandlungen um die Aufstockung des Kurzarbeitergelds infrage gestellt. Bisher gibt es für die rund 1.400 Beschäftigten der Germanwings anders als bei der Lufthansa-Mutter keine Vereinbarung beim Kurzarbeitergeld.

Die Gesellschaft aus Köln mit 30 Flugzeugen und rund 1.400 Beschäftigten fliegt seit Jahren nicht mehr unter eigenem Namen, sondern ist ausschließlich für die Eurowings unterwegs.

Beide Gewerkschaften stellen das Arbeitgeber-Argument infrage, dass die wirtschaftliche Situation der Germanwings nicht die Übernahme der Lufthansa-Regelungen rechtfertige. Schließlich handle es sich um eine 100-prozentige Tochter.

Bei der 2002 gestarteten Germanwings arbeiten noch einige Piloten nach den Regeln des Lufthansa-Konzernvertrages und sind daher vergleichsweise teuer. Sie müssten auch im Fall einer Schließung weiter bei der Lufthansa beschäftigt werden. Bereits vor der Coronakrise hatte Eurowings das Ziel formuliert, ihre bisher wesentlich auf drei Flugbetriebe verteilte Flotte auf einen zu konzentrieren. (dpa/apa/red)