Energieversorger : Beim Verbund sprudelt der Gewinn

Der börsennotierte Verbund hat im Halbjahr deutlich mehr verdient. Profitiert hat Österreichs größter Stromkonzern dabei von einer guten Wasserführung, Einmaleffekten und dem Sparprogramm. Belastet haben die niedrigen Großhandelspreise. Die Sommerhitze hat im Juli weniger Wasserführung gebracht, das Stromnetz sei sehr stark beansprucht gewesen. Die Gewinnprognose für 2015 wurde heute bestätigt.

Das Konzernergebnis betrug im ersten Halbjahr 196,3 Mio. Euro und lag damit um 246,6 Prozent über dem Wert des Vorjahreszeitraums. Das um Einmaleffekte bereinigte Konzernergebnis stieg um 72,3 Prozent auf 161,2 Mio. Euro. Operativ hat sich das EBITDA um 37,9 Prozent auf 489,1 Mio. Euro erhöht, das bereinigte EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) um 5 Prozent auf 442,1 Mio. Euro. Der Umsatz sank um 0,8 Prozent auf 1,42 Mrd. Euro.

Positive Einmaleffekte kamen aus der Auflösung von Rückstellungen aus dem Netzbereich im Ausmaß von 40 Mio. Euro sowie von 7 Mio. Euro aus dem Sozialplan, so Verbund-Finanzvorstand Peter Kollmann am Mittwoch bei der Halbjahrespressekonferenz.

Bei Kostensenkungen "im Plan"

Beim Effizienzsteigerungsprogramm sei man vor dem Plan, betonte Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber. Ursprünglich waren 130 Mio. Euro geplant, nun geht der Verbund davon aus, dass das Sparprogramm bis Ende 2015 rund 165 Mio. Euro bringen wird. Davon sollen es heuer 65 Mio. Euro werden, 70 Mio. Euro waren es 2014 und 30 Mio. Euro 2013, geht aus der Investorenpräsentation zum Halbjahr hervor.

Das Kostensenkungsprogramm sieht den Abbau von 500 Stellen (Vollzeitäquivalente) bis 2020 vor, unter anderem über Sozialpläne und Nicht-Besetzung von Stellen. Beschäftigt sind im Verbund aktuell über 3.000 Mitarbeiter. Der durchschnittliche betriebswirtschaftliche Personalstand lag laut Halbjahresbericht bei 3.099 Mitarbeitern, um 5,2 Prozent weniger als vor einem Jahr (3.269).

Kein neues Programm zur Kostensenkung

Das Programm umfasse auch Reduktionen beim Sachaufwand, betonte Anzengruber. Man wolle die Kostenstrukturen weiterhin vorantreiben, an ein neues zusätzliches Programm sei nicht gedacht.

Die Auflösung der Rückstellung im Sozialplan stehe im Zusammenhang mit der Schließung des Steinkohle-Kraftwerks Dürnrohr per Ende April. Ein Großteil der Mitarbeiter werde nun in der Wasserkrafterzeugung beschäftigt.

Das Umfeld sei nach wie vor herausfordernd, man sei weiter mit niedrigen und fallenden Strompreisen konfrontiert, so Anzengruber. Der durchschnittliche Absatzpreis lag laut Verbund im ersten Halbjahr bei 34,9 Euro je Megawattstunde (MWh), im Gesamtjahr 2014 waren es noch 39,1 Euro.

Eine Reduktion des Absatzpreises um 1 Euro/MWh senkt das Ebitda des Verbund um rund 25 Mio. Euro. Der Verbund sei als Wasserkrafterzeuger technologiebedingt direkt vom Marktpreis abhängig, andere Unternehmen hätten einen Spread zwischen Brennstoffeinsatz und Strom-Großhandelspreisen, so Anzengruber.

Profitiert hat der Verbund von einer besseren Wasserführung, die mit einem Erzeugungskoeffizienten von 1,03 Prozent um 3 Prozent über dem langjährigen Durchschnitt lag. Die Erzeugung aus Wasserkraft stieg im ersten Halbjahr um 7,2 Prozent auf 15.441 Gigawattstunden (GWh). Insgesamt stieg die Stromerzeugung um 10,5 Prozent auf 17.217 GWh.

Wasserführung sinkt wegen des massiven Klimawandels

Die Sommerhitze hat im Juli eine schwächere Wasserführung gebracht, man müsse aber das gesamte Jahr betrachten, so Anzengruber.

Der Verbund hat heute seine Prognose für das Gesamtjahr bekräftigt: Auf Basis einer durchschnittlichen Wasserkrafterzeugung werden ein Ebitda von 850 Mio. Euro und ein Konzernergebnis von 240 Mio. Euro erwartet. Die geplante Ausschüttungsquote des zu 51 Prozent im Besitz der Republik Österreich stehenden Verbund wird bei rund 50 Prozent des erwarteten bereinigten Konzernergebnisses (rund 240 Mio. Euro) erwartet.

Positiv ausgewirkt haben sich laut Kollmann auch Refinanzierungen von Anleihen, die den Zinsaufwand senkten, und höhere Erlöse aus dem Engpassmanagement.

Engpass- und Stabilisierungsmaßnahmen, für die unter anderem das Gas-Kombi-Kraftwerk Mellach und Pumpspeicherkraftwerke eingesetzt werden, machten rund 10 Prozent des Ergebnisses aus, hieß es heute. Die Nettoverschuldung sank gegenüber Jahresende um 5,8 Prozent auf 3,8 Mrd. Euro. Potenzial sieht der Verbund in energienahen Dienstleistungen.

Investitionen in Höhe von 900 Mio. Euro geplant

Investieren will der Verbund bis 2017 laut seinem gekürzten Programm rund 900 Mio. Euro. Bei den Wasserkraftwerken gehe es vor allem um Revitalisierungen und damit verbunden Effizienzsteigerungen. Mit einer Verringerung des Wasserangebots aufgrund des Klimawandels sei in der Alpenregion nicht zu rechnen, so Anzengruber. Am britischen Atomkraftwerk Hinkley-Point kritisiert er, dass es sich wieder um ein Fördersystem handelt.

Der Stromabsatz des Verbund stieg in den ersten sechs Monaten gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 7,6 Prozent auf 25.887 GWh. Davon entfielen 4.453 GWh (-2,8 Prozent) auf Endkunden. (apa/red)