Auftragsforschung : AIT: "Gut gefüllte Auftragsbücher helfen in Krise"

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Das Austrian Institute of Technology (AIT) sieht sich als "Innovation Power House" auf "sehr solidem Fundament" und könne auch in schwierigen Zeiten handlungsfähig bleiben, wie AIT-Geschäftsführer Anton Plimon bei der Bilanzpressekonferenz erklärte. Dabei helfen gut gefüllte Auftragsbücher, mit 183,2 Mio. Euro lag der Auftragsstand 2019 um 2,2 Prozent über jenem von 2018.

Das Ergebnis vor Steuern betrug im Vorjahr 4,3 Mio. Euro, das sind fast 20 Prozent mehr als im Jahr davor. Dazu trug vor allem eine Steigerung der externen Erlöse um 3,8 Prozent auf 90,4 Mio. Euro bei. Davon gehen auf das Konto der Auftragsforschung 54,1 Mio. Euro, auf jenes der ko-finanzierten Forschung 36,3 Mio. Euro. Stolz ist Plimon, dass das AIT am "heiß umkämpften internationalen Förderungsmarkt" erfolgreich sei und in Österreich neben der viel größeren Uni Wien und Technischen Universität Wien zu den Top drei zähle.

"Angewandte Forschung ist für die Industrie eine Überlebensfrage"

"Uns geht es so gut, weil angewandte Forschung, wie wir sie machen, kein Nice-to-have ist, sondern eine Überlebensfrage für die Industrie, eine Frage, ob die Unternehmen selbstständig bleiben oder übernommen werden", sagte Plimon. Das fülle die Bücher in der ko-finanzierten Forschung. Entsprechend konnte im Vorjahr auch der Personalstand um 50 auf mehr als 1.400 Mitarbeiter aufgestockt werden.

2020 habe man auf Basis des guten Auftragsstandes bereits zwei sehr gute Quartale hinlegen können, der Rest des Jahres und die erste Hälfte 2021 würden "komplizierter", so Plimon. Man werde heuer die ursprünglich geplante Steigerung nicht erreichen können und "wir sehen im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang in den Erträgen", sagte Finanzchef Alexander Svejkovsky. Der Umsatzrückgang werde aus derzeitiger Sicht zwischen fünf und zehn Prozent liegen.

Die aktuellen Erfolge seien auf die Anstrengungen im wissenschaftlichen Bereich zurückzuführen, die zum Teil Jahre zurückliegen, sagte der wissenschaftliche AIT-Geschäftsführer Wolfgang Knoll. Die Frage, ob das nachhaltig sei, hätten soeben die Evaluierungspanels positiv beantwortet, die für die acht Zentren des AIT eingerichtet wurden. Diese Expertengremien hätten bescheinigt, dass das AIT "wissenschaftlich auf sehr gutem Weg ist und ein Projekt- und Ideen-Portfolio hat, das zukunftsfähig sein sollte und uns gute Chancen gibt, die Performance der letzten Jahre weiterentwickeln zu können".

Planungen für einen "Campus Floridsdorf"

"Vom Krisenfall zur Erfolgsgeschichte", fasste AIT-Aufsichtsrats-Chef Hannes Androsch die Entwicklung des Forschungsinstituts im vergangenen Jahrzehnt zusammen. Damit sei die Grundlage geschaffen worden, "um zu neuen Ufern aufzubrechen". Konkret rief er dabei seine Initiative für einen "Campus Floridsdorf" in unmittelbarer Nähe des AIT-Hauptquartiers in Erinnerung, wo etwa zum AIT komplementäre Aktivitäten im Bereich Künstliche Intelligenz gebündelt, der Complexity Science Hub Vienna eine neue Heimat bekommen und eine "Digital School" als Graduiertenschule eingerichtet werden könnten. Man sei für das Projekt "in guten Gesprächen mit der Stadt Wien", Androsch hofft, im nächsten Jahr mit der Umsetzung beginnen zu können.

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Nachdem das AIT 2018 die Mehrheit an der oberösterreichischen Ideenschmiede Profactor übernommen hat, deutete Androsch weitere Erweiterungspläne an, ohne Details zu nennen: Man sei in "fortgeschrittenen Gesprächen in Vorarlberg".

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Umstellung auf Dreijahresverträge geplant

Das AIT ist auch eine jener Forschungseinrichtungen, die im geplanten Forschungsfinanzierungsgesetz (Fofinag) Dreijahresverträge bekommen sollen. Derzeit hat das Forschungszentrum eine vierjährige Finanzierungsvereinbarung mit dem Infrastrukturministerium, die jedes Jahr durch einen Vertrag konkretisiert wird. "In dieser Perspektive ist das Fofinag eine neue Qualität", sagte Plimon unter Hinweis auf die Dreijährigkeit als Vertragsbasis und das geplante Kürzungsverbot. (apa/red)