Managementtipp : Technologisch wachsen mit Software as a Service

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„Der Aufbau von Talenten im Bereich Software-Entwicklung, Cloud-Technologie und Cyber-Security ist der Schlüssel.“ Michael Danninger, Partner, Customer & Growth, EY Österreich

- © www.christinahaeusler.at

Als Steve Ballmer rund um das Jahr 2000 auf einer Konferenz verschwitzt über die Bühne lief und „The key to transformation are developers, developers, developers“ rief, war die Softwareentwicklung hauptsächlich der Software-Industrie vorbehalten. Heute sind es längst traditionelle Branchen, welche in hohem Maße IT-Ressourcen rekrutieren und die Aufwände in der Softwareentwicklung vervielfacht haben. Software wird zunehmend zum Dreh- und Angelpunkt in verschiedenen Branchen und nimmt in der heutigen, digitalisierten Welt mehr als nur eine unterstützende Rolle ein. Sie wird immer mehr zum treibenden Faktor in einer Vielzahl von Branchen und nicht zuletzt eine der wichtigsten Hoffnungsträger, um die gesetzten Wachstumsziele der Unternehmen zu erreichen.

Die Rolle der Software gewinnt an Bedeutung


War der Fokus von Software anfangs hauptsächlich auf „Product Enablement“ (wie Automatisierungslösungen), so ist die Software bei Produkten mittlerweile ins Zentrum gerückt und nicht selten haben sich Unternehmen zumindest in Teilbereichen zu Softwareherstellern entwickelt.

Der Erfolg dieser „neuen Rolle“ der Software zeigt sich auch in dem steigenden Anteil in, und rund um Produkten, Maschinen und Anlagen. Zum Beispiel beträgt der Anteil der Elektronik und Software an den Gesamtkosten eines neuen Autos heute mehr als 40 Prozent und wird voraussichtlich bis 2030 auf über 60 Prozent steigen, so eine Studie von EY.

Cloud Technologie als Schlüsselfaktor für Skalierung in SaaS Modellen


Ein besondere Rolle spielt dabei die Cloud. Cloud Technologie hat die Grundlage geschaffen, Software als Service standardisiert, effizient und skalierbar in den Markt zu bringen und wurde somit zum Katalysator für Wachstum – speziell in Branchen, in denen vorherrschende, klassische Business-Modell einen Wachstums-Plafond erreicht haben. Laut einer Studie von Gartner betrug im vergangenen Jahr 2023 das globale Wachstum von B2B-Sales von Software-as-a-Service Produkten 16,8 Prozent und wird bis 2025 andere Softwareprodukte überholen – und das über die unterschiedlichsten Branchen hinweg.

Tiefgreifende Transformation des Geschäftsmodells


Dieser Wechsel zu Software-as-a-Service ist jedoch nicht nur eine technologische Änderung, sondern eine grundlegende Transformation des Geschäftsmodells. Das SaaS-Modell bedeutet eine Abkehr von monolithischen, einmal verkauften Produkten und hin zu wiederkehrenden, nutzungsabhängigen Geschäftsmodellen. Statt sich auf den Einmalverkauf und einer Individualisierung zu konzentrieren, geht es darum, skalierend neue Märkte durch standardisierte Produkte zu adressieren, welche kontinuierlich weiterentwickelt werden.

Dies verlangt ein Neudenken der Business-Capabilities und Kern-Kompetenzen. Um das gewünschte „Hyper-Wachstum“ zu erzielen, gilt es Kompetenzen (und Budgets) in vier Bereichen zu fokussiert aufzubauen: die richtigen Zielgruppen, technologie-unterstützte Produkt-Entwicklung, Automatisierung und Investition in Sales & Marketing, und skalierbare Delivery-Modelle.

Die Transformation hat somit einen tiefgreifenden Einfluss auf mehrere Bereiche. Es verändert das Produkt: Software muss nun kontinuierlich verbessert und aktualisiert werden, um den sich ständig ändernden Nutzeranforderungen gerecht zu werden. Der Aufbau von Talenten im Bereich Software-Entwicklung, Cloud-Technologie und Cyber-Security ist dabei der Schlüssel und das Differenzierungsmerkmal.

Es benötigt darüber hinaus ein Führungsteam mit einer klaren Perspektive auf den Sweet-Spot zwischen Business und Technologie, sowie ein Führungsteam mit einem starken Verständnis für wiederkehrende Software-Geschäftsmodelle wie Lizenz- und Abo-Modelle.

Auch die richtige Unternehmensstruktur und -kultur muss geschaffen werden. Diese Kultur sollte die enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Bereichen fördern, die Kreativität und Innovation schätzen und die kontinuierliche Verbesserung anstreben. Es benötigt agile Methoden und Arbeitsweisen sowie eigenständige Produkt-Teams, welche die rasche Erfassung und Integration von Kundenfeedback forcieren.

Das Partner-Ökosystem als Skalierungs-Motor


Eine weitreichende Veränderung im Business Model betrifft auch das Delivery-Modell. Die Bereitstellung von Software-as-a-Service (SaaS) erfordert neue Infrastrukturen und Prozesse für Hosting, Wartung, Support und Abrechnung. Ein gepflegtes Ökosystem aus Technologiepartnern, Vertriebspartnern und Servicedienstleistern spielt hier bei der Skalierung und Expansion in neue Märkte eine entscheidende Rolle. Sie sind essenziell, um die Reichweite des Unternehmens zu erweitern, die Anpassungen an lokale Märkte zu erleichtern und spezifische Kundenanforderungen zu erfüllen.

Zusätzlich zu dieser Erweiterung der Marktreichweite helfen Partner das Software-Produkt zu verbessern. So können spezielle Funktionen oder Dienstleistungen von Partnern das Kernprodukt erweitern und einen zusätzlichen Nutzen für User schaffen. Für die Pflege der dafür notwendigen Partnerbeziehungen, -integration und -qualitätssicherung braucht es die notwendigen Fähigkeiten.

Das Fazit der SaaS-Transformation


SaaS-Modelle bieten enorme Chancen in Bezug auf Skalierbarkeit, Flexibilität und Wettbewerbsfähigkeit, welche in der heutigen digitalen und dynamischen Welt unerlässlich sind. Sie ermöglichen es Unternehmen neue Märkte zu erschließen und profitables Wachstum voranzutreiben.

Die Bedeutung von Software in der Industrie, gekoppelt mit dem Aufstieg von SaaS wir weiterhin zunehmen und entscheidend für den zukünftigen Erfolg der Unternehmen sein. Somit ist auch für Industrieunternehmen, die digitale Transformation hin zu einem Software-Unternehmen eine vielversprechende Chance das Ziel von herausragenden Wachstums-Zahlen zu erreichen.

Eine solche Transformation braucht jedoch Zeit und einen klaren Fokus des Unternehmens. Es gilt die unterschiedlichen notwendigen Veränderungsprozesse über alle Bereiche des Unternehmens anzustoßen und voranzutreiben.

Autor: Michael Danninger, Partner, leitet das Team für Customer & Growth bei EY Österreich. Er begleitet Unternehmen unterschiedlicher Branchen beim Aufbau eines integrierten und übergreifenden Kundenmanagements und beim Schaffen eines nachhaltigen Kundenerlebnisses.