KI Hype und Wirklichkeit : Schachmatt, Menschheit?

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Die Ehre der Menschheit zu verteidigen, das war das Ziel von Garri Kasparow, als er 1997 gegen den Computer Deep Blue im Schach antrat. Schon im Jahr davor hatte der amtierende Schachweltmeister den Supercomputer von IBM geschlagen. Den ersten Zug machte Deep Blue mit einemweißen Bauern. Bereits der achte Zug des Computers brachte Kasparow in Bedrängnis. Nach nur 19 Zügen war die Partie vorbei. Es war die schnellste Niederlage in Kasparows Karriere.


Diese sagenhafte Schachpartie war längst nicht die Geburtsstunde von künstlicher Intelligenz (KI). Ein einzelner Mensch legte mit seinen Ideen vor fast 90 Jahren den Grundstein für das, was in den kommenden Jahren die Art und Weise, wie wir leben, arbeiten und wirtschaften, deutlich prägen wird. 1936 entwickelte der britische Mathematiker Alan Turing mit seinem Berechenbarkeitsmodell die Basis für KI. Dabei handelt es sich bei der Turingmaschine nicht etwa um einen physischen Computer, sondern um ein theoretisches mathematisches Konzept, mit der eine Maschine in der Lage wäre, kognitive Prozesse auszuführen, solange diese sich in mehrere Einzelschritte zerlegen und durch einen Algorithmus darstellen lassen.

Es sollte weitere 20 Jahre dauern, bis der Programmierer John McCarthy bei einer Konferenz den klingenden Namen „künstliche Intelligenz“ für dieses Konzept vorschlägt. Weitere zehn Jahre später wird der erste Chatbot programmiert. 1997 kommt es zur Schachpartie zwischen Deep Blue und Kasparow. 2011 wird Siri von Apple gelauncht,2015 folgt Amazons Alexa. 2023 – 87 Jahre nach Alan Turings theoretischer Entdeckung – wird ChatGPT von Microsoft der Welt vorgestellt.

Spätestens seit diesem Zeitpunkt gilt KI als nächster Quantensprung für die digitalisierte Welt. Manche Marktforscher:innen prognostizieren ein Umsatzvolumen von407 Mrd. US-Dollar weltweit bis 2027. Zur Einordnung dieser Zahl: Die größten 500 Unternehmen in Österreich erzielten 2022 einen konsolidierten Umsatz von 209 Mrd. Euro (228 Mrd. US-Dollar).

Und nicht nur als Wachstumsmarkt, sondern auch für viele Unternehmen ist KI derzeit einer der wichtigsten Trends, mit denen sie sich auseinandersetzen. Bei einer unserer aktuellen Umfragen unter 1.200 CEOs der größten Firmenweltweit gaben 43 Prozent an, bereits in KI zu investieren, weitere 45 Prozent planen derartige Ausgaben. Auch die österreichischen Betriebe haben die Chancen längst erkannt: Fast zwei Drittel planten Ende 2022 Investitionen in Cloud Computing, Data Analytics und KI.

Dabei bringt die Implementierung von KI im Unternehmen auch zahlreiche Herausforderungen mit sich. Die Einsatzbereiche sind vielfältig, am häufigsten kommen zurzeit Automatisierungen zur Anwendung, beispielsweise bei der automatischen Extraktion von Informationen aus Rechnungen oder für die Qualitätssicherung im Herstellungsprozess. Dass KI deutlich mehr kann, hat ChatGPT bewiesen. Der Chatbot gehört zur Klasse der „Generative Artificial Intelligence“. Diese ist in der Lage, anhand von textlichem Input Texte, Bilder, Audio- und Video-Beiträge zu generieren. Gerade für Industrie- und Hightech-Unternehmen gibt es zahlreiche unterstützende KI-Tools. Die prognostizierte Wartung von Produktionsanlagen, die Erkennung von Mängeln im Zuge der Qualitätskontrolle, die Optimierung von Lagerbeständen, die Vermeidung von Lieferengpässen und die Analyse von Umweltdaten für ein strukturiertes Nachhaltigkeitsmanagement sind nur einige Beispiele.

Aus unserer Beratungspraxis kennen wir die häufigsten Probleme auf dem Weg zum bestmöglichen Einsatz von KI im Unternehmen. Im Wesentlichen unterscheiden wir drei Stolperfallen, die wir für Sie in drei Typen zusammengefasst haben:

Typ 1:
„KI ist slay – und egal wo wir es einsetzen, Hauptsache, wir sind die Ersten.“: Dieses Vorgehen kann gut gehen, wird es aber in den meisten Fällen nicht. Denn wie bei jedem Projekt soll auch der Einsatz von KI die allgemein gültigen strategischen Ziele des Unternehmens unterstützen. Dabei steht die Schaffung von Mehrwert im Fokus, sei es für Kund:innen, für Mitarbeitende oder für das ganze Unternehmen – zum Beispiel durch die Erhöhung der Produktqualität.

Typ 2:
„Jede:r Mitarbeitende kann und muss von Anfang an dabei sein, denn KI wird jeden Arbeitsplatz transformieren.“: Diese Einstellung ist grundsätzlich positiv zu bewerten, denn höchstwahrscheinlich betrifft KI in den kommenden Jahren alle im Betrieb Beschäftigten. Trotzdem müssen Verantwortung und Arbeitsweisen zu Beginn zentral festgelegt werden. Das dient als Basis für eine reibungslose Einführung. Oft ist eine nachträgliche Anpassung notwendig, um der schnellen und sehr dynamischen Entwicklung von KI-Tools gerecht zu werden.

Typ 3:
„So schlimm können die Risiken von KI gar nicht sein, wir implementieren einfach alles.“: KI geht mit einer Vielzahl von Risiken einher – angefangen bei der Datensicherheit bis hin zu den erwarteten bzw. bereits geplanten rechtlichen Rahmenbedingungen wie dem AI Act. Daher sollten immer auch mögliche Risiken und Abhilfemaßnahmen intensiv im Vorfeld diskutiert werden.

Die rasanten Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz, von Alan Turings revolutionären Visionen bis zur heutigen Realität von ChatGPT oder Bard von Google, zeigen uns eine Welt voller Potenzial und Chancen. Doch während wir diese erkunden, dürfen wir nicht die damit einhergehende Verantwortung vernachlässigen. Ein ausgewogener Ansatz, der Innovation und Risikobewusstsein vereint, ist der Schlüssel, um das volle Potenzial der KI in einer sich wandelnden Welt zu entfalten. Und noch eine Frage an Sie zum Schluss: Welchen Absatz dieses Textes hat wohl ein KI-Programm geschrieben?

Auflösung: Den letzten Absatz mit dem Fazit hat ein KI-Tool für uns zusammengefasst und wurde von uns geringfügig adaptiert. Hätten Sie das gedacht?

Susanne Zach ist Partnerin im Bereich Technology Consulting von EY Österreich.

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EY hat global 1,4 Milliarden US-Dollar investiert und mit EY.ai eine neue Plattform geschaffen, die Unternehmen bei der sicheren Einführung von künstlicher Intelligenz (KI) unterstützt. Mit einer großen Anzahl von Daten und Expert:innen ist EY.ai in der Lage, das gesamte Spektrum an Wissen und Erkenntnissen von KI zu erschließen. Dieses Wissen stellen wir Unternehmen zur Verfügung, die ihre Abläufe mit KI revolutionieren wollen.Werden Sie Teil der EY.ai Community und erhalten Sie laufend nützliches Infomaterial, sowie Einladungen zu Webcasts und Veranstaltungen rund um KI.

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"Mögliche Risiken und Abhilfemaßnahmen sollten intensiv im Vorfeld diskutiert werden." Susanne Zach, Partnerin im Bereich Technology Consulting, EY Österreich - © www.christinahaeusler.at

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