Versicherer : Russland-Krise nun auch bei Rückversicherern angekommen

EDITORS NOTE: Graphic content / Military emergency service members remove the body of a dead Ukrainian serviceman in the area of a research institute, part of Ukraine's National Academy of Science, after a strike, in northwestern Kyiv, on March 22, 2022. - Russians reinforce their positions around the capital which has not yet been fully surrounded on the 27th day of the assault. (Photo by Aris Messinis / AFP)

Krieg in der Ukraine: Folgen nun auch bei den Rückversicherern angekommen

- © AFP

Noch im April gab sich der große Rückversicherer Munich Re bezüglich der möglichen Krigesfolgen für das Geschäft gelassen. Man sehe keine essentiellen Bedrohungen durch den Ukraine-Krieg erklärte Vorstandschef Joachim Wenning anläßlich der Hauptversammlung. Nun scheint sich das Blatt zu wenden. Bei der Hannover Rück führten laut Unternehmensangaben Naturkatastrophen und die Folgen des Ukraine-Krieg zu einem deutlichen Gewinnrückgang von 14 Prozent.

Im ersten Quartal 2022 fiel der Nettogewinn allerdings auf 264 Millionen Euro nach 306 Millionen Euro im Vorjahresquartal. Analysten hatten laut Datenanbieter Bloomberg im Schnitt mit nur 215 Millionen Euro gerechnet. Die Eigenkapitalrendite sank von 11,1 Prozent auf 9,3 Prozent.

Jean-Jacques Henchoz, Vorstandsvorsitzender der Hannover Rück, sagte: „Während das Leid, das Russland im Krieg gegen die Ukraine ausgelöst hat, uns alle bestürzt, lassen sich die wirtschaftlichen Folgen aus heutiger Sicht noch nicht konkret beziffern.“

Die Zeichnung neuer Risiken oder die Erneuerung von Verträgen mit Kunden in Russland und Weißrussland habe man bis auf Weiteres pausiert. Für mögliche Belastungen aus dem Krieg habe der Konzern im ersten Quartal eine zusätzliche pauschale Rückstellung in Höhe eines niedrigen dreistelligen Millionenbetrags gebildet.

Pandemie bleibt Gefahr

Neben möglichen Folgen aus dem Ukrainekrieg habe der Konzern in den ersten drei Monaten des Jahres zahlreiche Naturkatastrophen und weitere Pandemiebelastungen in der Personen-Rückversicherung zu verarbeiten gehabt, sagte Henchoz weiter. Die Belastungen aus Großschäden erreichten 336 Millionen Euro und lagen über dem für das erste Quartal veranschlagten Erwartungswert von 284 Millionen Euro. Für die größten Einzelschäden verantwortlich waren die durch schwere Regenfälle verursachten Überflutungen in Australien, das Sturmtief „Ylenia/Zeynep“ in Europa sowie das nach einem Brand gesunkene Frachtschiff „Felicity Ace“.

Die gebuchte Bruttoprämie stieg unterdessen in den ersten drei Monaten des Jahres um 19,5 Prozent auf 9,3 Milliarden Euro. Im Vorjahresquartal hatte die Bruttoprämie noch 7,8 Milliarden Euro betragen.

Rückenwind bekam der Konzern von den Finanzmärkten. Die annualisierte Kapitalanlagerendite lag mit 3,1 Prozent über dem Ziel für das Gesamtjahr von mindestens 2,3 Prozent.

Die Präsentation der Zahlen der beiden anderen großen Rückversicherer, Swiss Re und Munich Re, werden in den nächsten Tagen erwartet.