KI und die Vertrauensfrage : Die Menschliche Seite der KI: Eine neue Ära für Unternehmen
Unternehmen stehen an der Schwelle zu einer neuen Ära. Wie so oft wird diese aber nicht allein durch Technologie selbst, sondern durch die Menschen, die sie nutzen und weiterentwickeln, bestimmt. Nicht Maschinen und Algorithmen bestimmen die Zukunft der KI, sondern die Lernbereitschaft, Anpassungsfähigkeit und unsere Zielsetzung, gemeinsam eine Zukunft zu gestalten, die ebenso menschlich wie intelligent ist.
Damit das gelingt, braucht es vor allem auch die richtige Einstellung – und die Zuversicht, dass KI positiv zum Unternehmenserfolg beitragen kann. Nicht überall in Europa ist diese Rahmenbedingung gegeben. Während gemäß einer aktuellen EY-Umfrage vor allem Schweizer:innen und Italiener:innen positiv gestimmt sind, begegen die Menschen in Österreich, Deutschland und Portugal der KI mit einer gewissen Skepsis.
Um das Potenzial von künstlicher Intelligenz voll auszuschöpfen, müssen Unternehmen Vertrauen schaffen und dem Fähigkeitsaufbau von Mitarbeitenden Priorität einräumen. Dabei ist vor allem der Faktor Jobsicherheit entscheidend: Niemand möchte in wenigen Jahren von einer KI ersetzt werden. Hier sind europäische Arbeitnehmer:innen sehr verunsichert: Insgesamt geben etwas mehr als zwei von drei Befragten an, dass sie erwarten, dass weniger Mitarbeitende benötigt werden, wenn sich KI-Systeme etablieren. Besonders hoch ist der Anteil in Portugal, Spanien, Italien und Belgien, etwas geringer in der Schweiz, Deutschland und den Niederlanden. Österreich bewegt sich im europäischen Mittelfeld – hier gehen 65 Prozent davon aus, dass durch die Nutzung von KI weniger Angestellte benötigt werden.
Wichtig ist in diesem Punkt eine deutliche Differenzierung. Denn dass weniger Stellen benötigt werden könnten, ist nicht zu verwechseln mit Kündigungswellen – im Gegenteil: In Österreich herrscht über alle Branchen und Unternehmensgrößen hinweg ein Fachkräftemangel vor, durch den demografischen Wandel und den damit einhergehenden Pensionierungen wird sich dieser in den nächsten noch deutlich verstärken. KI kann zur Lösung dieses Problems beitragen, Mitarbeitende entlasten und Zeit für strategischere Arbeiten schaffen. KI kann und die menschliche Arbeitskraft also nicht ersetzen, sondern ergänzen.
Vertrauen ist die Grundvoraussetzung, um KI in Unternehmen erfolgreich zu implementieren und Mitarbeitende zu motivieren, sich entsprechende KI-Kompetenzen anzueignen. Die Bewertung der KI-Bereitschaft ist daher entscheidend, um Lücken zu identifizieren und Ressourcen effektiv zuzuweisen. Ganzheitlicher Kompetenzaufbau beinhaltet nicht nur Investitionen in Spitzentechnologien, sondern auch die Pflege einer datengesteuerten Kultur und die Förderung von Talenten mit Fachwissen über KI in all ihren Erscheinungsformen, vom maschinellen Lernen bis hin zu großen Sprachmodellen.
Schulungsprogramme, die auf die spezifischen Bedürfnisse jeder Region, jedes Sektors und jeder Funktion zugeschnitten sind, sind unerlässlich, um die erfolgreiche Integration von KI in den Geschäftsbetrieb sicherzustellen. Die Mitarbeitenden beginnen, die Notwendigkeit zu erkennen, ihren KI-Scharfsinn für ihre Karriere zu verbessern. Fast die Hälfte der Befragten gab an, dass sie sich im Bereich KI weiterbilden – wobei es hier einen deutlichen Unterschied zwischen den Geschlechtern gibt: Männliche Mitarbeitende bilden sich hinsichtlich KI-Kenntnissen eher weiter (49 %) als ihre weiblichen Kolleginnen (40 %).
In vielen Fällen ergreifen die Mitarbeitenden die Initiative und nutzen Selbstlernmöglichkeiten, sei es privat, beruflich oder in einer Kombination aus beidem. Die Weiterbildung im Bereich KI ist in der Schweiz, Italien und Spanien am weitesten verbreitet. Beschäftigte in Deutschland beteiligen sich am seltensten an Weiterbildungsaktivitäten, was auf einen Bedarf hindeutet, die Belegschaft dort für die Bedeutung von KI-Kompetenzen für die Zukunft der Arbeit und ihre Karriereaussichten zu sensibilisieren. In Österreich ist der Anteil etwas höher als in Deutschland, aber im europäischen Vergleich bewegen wir uns hierzulande nur im unteren Durchschnitt.
Fazit
KI kann in den Händen qualifizierter und gut ausgebildeter Mitarbeitender ein mächtiges Werkzeug sein, das massive Produktivitätssteigerungen verspricht. Unternehmen müssen eine aktive Rolle bei der Schulung und Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden übernehmen. Neben anderen Initiativen können strategische Partnerschaften mit akademischen Einrichtungen und Technologieanbieter:innen auch den Wissensaustausch erleichtern und Innovationen beschleunigen. Durch Investitionen in KI-Funktionen können sich Unternehmen heute als führend in einem zunehmend wettbewerbsorientierten Umfeld positionieren.
Die Autorin:
Susanne Zach ist Partnerin bei EY Österreich und leitet das Team für Data & AI. Schon während ihres Studiums kombinierte Susanne Zach die beiden Disziplinen Wirtschaft und Informatik. Sie unterstützt nationale und internationale Unternehmen bei der Identifikation von digitalen Potenzialen, um Geschäftsprozesse zu optimieren und Risiken zu reduzieren.