Robotik : Schmachtl CEO Probst: "Da gehört viel mehr dazu"

Schmachtl-CEO Günther Probst

Schmachtl-CEO Günther Probst: "Der Break-even ist wie geplant eingetreten"

- © WEKA Industrie Medien

Schmachtl, das Linzer Dienstleistungs- und Zulieferunternehmen für die Industrie, hat die Cobot-Revolution ausgerufen. Die Roboterarme dringen in immer mehr Bereiche der Produktion durch und dienen sich als Lösung für den Fachkräftemangel an, der die heimische Industrie lähmt.

INDUSTRIEMAGAZIN:
Herr Probst, Die vergangenen zwei Jahre haben durch die Pandemie zu einer Krisenstimmung in der heimischen Industrie geführt. Gewisse Bereiche, wie etwa die Robotik, haben sich jedoch als klare Krisengewinner entpuppt. Wie war die Entwicklung in Ihrem Unternehmen?

Günther Probst:
Die vergangenen zwei Jahre waren für uns äußerst spannend. Wir haben alle gelernt, dass die Sicherheit, die wir vorher gekannt haben, so nicht mehr gegeben ist. Geschäftlich haben wir am Anfang natürlich überhaupt nicht gewusst, was auf uns zukommen wird. Interessanterweise haben sich die darauffolgenden zwei Jahre als hervorragende Jahre herausgestellt.

Neben Ihrer Tätigkeit als Geschäftsführer verantworten Sie bei Schmachtl auch den Geschäftsbereich Automation. In diesem Bereich gibt es ja einen regelrechten Boom. Seit zwei Jahren kooperieren Sie mit Universal Robotics, wie kommen die Cobots bei den Kunden an?


Probst:
Ich setze mich mit dem Thema Cobots schon seit einigen Jahren auseinander. Nach einem ersten holprigen Start mit verschiedenen Produkten haben wir versucht, erste Erfolge zu landen. Aber so richtig geklappt hat es erst durch die Zusammenarbeit mit Universal Robots, die sicher die stärksten Partner in diesem Segment sind. Da haben sich die zwei richtigen Firmen gefunden. Im ersten Jahr war die Bilanz noch nicht positiv, aber der Break-even ist wie geplant eingetreten. Mittlerweile sind wir in einer deutlichen Ertragszone und bei besten Umsätzen. Wir sind heute einer der größten Distributoren von Universal Robots weltweit, obwohl wir in einem sehr kleinen Land agieren.

Sie versuchen mit Ihren Produkten und Dienstleistungen vermehrt auch KMUs anzusprechen. Wie kommen die Cobots im österreichischen industriellen Mittelstand an?


Probst:
KMUs sind das typische Bild der österreichischen Industrielandschaft und viele unserer Umsätze erzielen wir schon heute mit mittelständischen Betrieben. Insofern war uns der Marktzugang erleichtert. Die große Einsatzbandbreite ist das Wunderbare beim Roboter – das reicht vom kleinsten Betrieb bis hin zu großen Automobilherstellern.

Cobots kommen mittlerweile auch in der Metallverarbeitung zum Einsatz. Wo sehen Sie hier die Vorteile?


Probst:
Gerade bei Prozessen wie Schweißarbeiten kann ein Cobot fantastische Arbeit leisten. Denn im Gegensatz zum Menschen hat er eine optimale reproduzierbare Qualität. Da schaut eine Naht aus wie die andere. Das ist eine eindrucksvolle Sache. Der Cobot kann natürlich nicht alles, er hat eine begrenzte Geschwindigkeit und Reichweite. Entscheidend ist: Wir sehen uns nicht als Verkäufer, sondern als Dienstleister für Automationslösungen. Da gehört viel mehr dazu.

Wir sind in diesen Bereich gegangen, weil unsere Basiskompetenzen schon vorhanden waren. Wir kennen uns zum Beispiel im Safety-Bereich seit Jahren sehr gut aus – wir wissen genau, wie man eine Maschine optimal absichert. Insofern versuchen wir, nicht nur einen Cobot anzubieten, sondern alles drum herum. Wir sehen uns also als Vollsortimenter für die Robotik, denn gerade die Integratoren sind sehr mit der applikativen Seite beschäftigt, wo man gar nicht die Zeit dafür hat, alles zusammenzustellen und zu erproben.

Das große Thema, wenn es um Cobots geht, ist der Fachkräftemangel. Wie sehen Sie da die weitere Entwicklung? Sind Cobots eine Antwort auf die diese Misslage?


Probst:
Der Fachkräftemangel wird bleiben. Daher ist es notwendig, gezielt mit den wenigen verfügbaren Ressourcen auszukommen und die Mitarbeiter von Tätigkeiten, die sie nicht unbedingt machen müssen, zu befreien. Hilfs- und Nebenarbeiten von diesen Fachkräften schrittweise über den Einsatz von Cobots zu ersetzen – das ist das Rezept für die Zukunft. Automatisierung liegt deswegen voll im Trend und ganz besonders die Robotik. Wir sind in Sachen Robotik in Österreich ein Pionier, auch wenn das Thema hierzulande noch nicht so dominierend ist.

Denn da geht es vor allem um den Aspekt der Sicherheit – man muss die Prozesse sehr vorhersehbar und deterministisch ablaufen lassen. Ein Unternehmen beginnt typischerweise mit der Vereinfachung von Prozessen, versucht dann einzelne Bereiche zu automatisieren und entwickelt sich idealerweise organisch weiter. Heute gleich mit einem riesigen Industrie-4.0-Projekt zu starten halte ich in unserer mittelständischen Umgebung für sehr kritisch. Diese Welt ist, so glaube ich, wirklich noch den Großen vorbehalten. Die Big Player sind da schon sehr weit fortgeschritten, aber auch bei den KMUs wird sich das in den kommenden Jahren stark weiterentwickeln.

„Im Regelfall kann man innerhalb weniger Stunden schon in die Serienfertigung gehen.“
Florian Zappe, Technischer Verkäufer Robotics, Abicor Binzel

- © WEKA Industrie Medien

Cobots in der Metallverarbeitung

Schmachtl setzt auch in der Metallverarbeitung auf die Hilfe von Robotern.

Die Cobots können Abläufe wie das Lichtbogen-, WIG-, Laser-, MIG, Ultraschall-, Plasma- und Punktschweißen sowie Lötaufgaben übernehmen. Im Sortiment von Schmachtl finden sich u.a. innovative Lösungen vom Experten für Scheid- und Schweißbrenner Abicor Binzel aus Hessen. Angeboten werden modulare Cobot-Lösungen, mit denen auch kleine Losgrößen einfach und kostengünstig hergestellt werden können. Für anspruchsvollere Anwendungen werden ganze Roboterschweißzellen angeboten.


Laut Florian Zappe liegen die Vorteile der Roboterlösung auf der Hand: „Im Vergleich zu großen Industrierobotern sind unsere Cobots sehr einfach zu bedienen und anzulernen. Im Regelfall kann man innerhalb weniger Stunden schon in die Serienfertigung gehen.“ Laut dem Schmachtl-Robotikexperten Phillip Huber sind die Anwendungsmöglichkeiten für Cobots in der Metallverarbeitung nahezu grenzenlos: „Neben den Schweißarbeiten, können Cobots auch in der Nachbearbeitung bei Polier- oder Schleifarbeiten eingesetzt werden. Wir haben aber auch schon Anwendungen bei dem Entgraten von Bauteilen, die aus CNC-Fräsen kommen.“