Für Christoph Pasching von Brantner Green Solutions aus Krems ist die smarte Mülltonne nur der erste Schritte in der Digitalisierung der Müllwirtschaft. „Wir gehen noch weiter“, unterstreicht Pasching im Podcastgespräch. Er verantwortet als Geschäftsführer die Prozesse von Brantner Digital Solutions - die Digitalisierungstochter des Konzerns. „Wir fahren die Müllautos, sortieren und recyclen den Müll.“ Über 2.500 Mitarbeitende hat das niederösterreichische Unternehmen. Pasching und sein Team wollen über die ganze Wertschöpfungskette die Chancen der Digitalisierung für das Unternehmen nutzen. „Der Abfall von heute, ist die Ressource von morgen und wir können dann noch mehr rausholen“, ist sich der ITler sicher. Die jüngste Entwicklung heißt Hawkeye, Falkenauge, und nutzt ein neuronales Netz für mehr Qualität in der Erdproduktion.
Schulnote für den Biomüll
„Unser Falkenauge schaut im Schüttbereich des Müllwagens genau auf den Biomüll und erkennt Störfstoffe wie Plastik, Blechdoesen, Bauschutt oder Barbiepuppen.“ Am Lkw haben die Entwickler ein Smartphone mit Kamera installiert. „Mit dem 3D-Drucker haben wir ein Schutzgehäuse produziert“, berichtet Pasching. Die Kamera macht Bilder von der Schüttung und ein neuronales Netz erkennt heute 32 verschiedene Störstoffe – im Rechenzentrum. „Wir können mittlerweile sogar unterscheiden, ob eine Katzenfutter- oder Limodose im Biomüll ist.“ Das System gibt jeder Schüttung abhängig vom Grad der Verunreinigung eine Schulnote. „Der Werker kann nicht eingreifen und soll es auch nicht. Das würde zu Verzögerungen führen.“ Das System berechnet im Laufe der Schicht eine Gesamtnote für den Inhalt des Müllfahrzeuges und entscheidet dann, ob der Müll direkt ins Kompostierwerk fahren darf (Note 1) oder zur Verbrennungsanlage muss (Note 5). „Der Lkw wird dann live umgeroutet.“
Fuhren im Bereich 2 bis 4 werden nachbearbeitet beispielsweise durch Rüttelsiebe. „Die Bewertung ist nicht immer leicht“, erklärt Pasching. Die Anwendung muss auch den Grad der Verunreinigung berücksichtigen. „Sind es 10 PET-Flaschen oder eine Autobatterie. Das macht einen großen Unterschied.“