Klimaschutz Akademie : Glacier-CEO Tschas: „Mit Nachhaltigkeit bist du kein Held mehr“

Andreas Tschas, CEO Glacier Carbon Reduction GmbH

Andreas Tschas, CEO Glacier Academy, lehrt Unternehmen Klimaschutz

- © Glacier Carbon Reduction GmbH

„Das Interesse ist enorm“, sagt Co-Founder und CEO von Glacier, Andreas Tschas, „denn Klimaschutz weit vorne auf die Agenda zu stellen, ist mittlerweile eine wirtschaftliche Notwendigkeit“. Mit Glacier gründete Tschas ein neues Start-up in Österreich, das Unternehmen dabei helfen will, Klimaschutz in der Unternehmens-DNA zu verankern, um dadurch den eigenen CO₂-Fußabdruck zu schmälern und die Wende zur Nachhaltigkeit voranzutreiben.

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Die nächste Transformation

EU-Taxonomie, Employer Branding und der War for Talents – keiner entkommt der Reduktion des CO₂-Fußabdrucks. Wem jetzt die Transformationsmüdigkeit der Digitalisierung in die Beine schießt und wer ein weiteres mühsames Vorhaben fürchtet, das unter Nachdruck, technischen Vorgaben und endlosen Mindset-Transformation-Seminaren durchgeboxt werden muss, bis es flutscht, der irrt. Denn der Rückenwind ist phänomenal.

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Andreas Tschas spricht mit der oekostrom AG über die Notwendigkeit von Nachhaltigkeit für Betriebe.

Klimaschutz braucht Kompetenzen

„Wir haben uns davor mit der Digitalisierung und Transformationsprozessen beschäftigt“, sagt der ehemalige Pioneers Gründer und vormalige Chef der Digitalisierungsagentur des Bundes. Da trafen wir auf Reaktanzen und Unverständnis, gerade bei den Mitarbeiter*innen. Doch wenn es um Klimaneutralität geht, ist das Mindset ganz anders. Die Frage nach der Notwendigkeit wird nicht gestellt. Das Interesse der einzelnen Personen am Klimaschutz ist gigantisch", sagt Andreas Tschas.

"Vor zehn Jahren haben sich 2 von 100 Mitarbeitern für das Klima interessiert. Heute reden wir mit Unternehmen, bei denen es bis zu 50 % der Belegschaft wichtig ist, dass sich etwas ändert und die auch aktiv anpacken wollen", so Tschas.

Für 72 % der Millennials ist eines der Top drei Kriterien bei der Auswahl des Arbeitgebers, welche Maßnahmen das Unternehmen im Bereich Nachhaltigkeit setzt. „Mit Nachhaltigkeit bist du heute kein Held mehr“, sagt der Glacier Geschäftsführer, „denn ohne adäquate Maßnahmen wirst du einfach keine guten, motivierten Leute mehr bekommen“.

Zur Umsetzung werden aber Kompetenzen und Bildung gebraucht. Mit diesem Verständnis können Mitarbeiter*innen unternehmensintern zu Klima-Botschaftern werden und so die durchgängige Transformation begleiten und erleichtern.

Bildung gegen Greenwashing

„Unlängst erzählte mir der Sales Manager eines großen Unternehmens stolz von dem Nachhaltigkeitscommitment der Firma“, so Tschas, „dabei stellte sich heraus, dass der Mitarbeiter keine Ahnung hatte, was Scope 3 Emissionen sind“. Der Manager kannte die Klassifizierung von Emissionen nicht. „Solche Aussagen schmälern die Glaubwürdigkeit und klingen nach Greenwashing. Das wollten wir ändern“, so der Glacier CEO.

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Basisinformation, wie die aus dem Greenhouse Gas Protocol (GHG Protocol) stammende Emissionseinteilung von Scope eins bis drei, werden im Glacier-Programm vermittelt. Die Aha-Erlebnisse sind erstaunlich. Bei Scope 1, der direkten Freisetzung klimaschädlicher Gase, wie Emissionen durch den Betrieb von Heizkesseln und Öfen oder denen des Unternehmensfuhrparks, startet oft die Bewusstseinsbildung der Mitarbeiter*innen.

Die Überlegung von Scope zwei, dass eingekaufte Energie, wie z.B. Strom, Wasserdampf, Fernwärme oder -kälte, die zwar außerhalb der eigenen Systemgrenzen erzeugt wird, aber von dem Unternehmen verbraucht werden, sorgt bei vielen Teilnehmer*innen zu Handlungsimpulsen und Kreativität.

Kommt man bei Scope drei an, der Einbeziehung des Ökosystems, der Zulieferer und Kunden, dann beginnt die Evaluierungsphase der Lieferanten nach ganz anderen Kriterien. Unternehmen wie Microsoft beispielsweise haben hier mittlerweile strenge Richtlinien, denn Partnerunternehmen, deren Energiebilanz nicht stimmt, werden bald für den eigenen CO₂-Fußabdruck zu teuer.

Hybrid und vernetzt

Konkret werden derzeit zwei Programme von Glacier als Hybridevents in Unternehmen übertragen. In der Climate Week, die heuer im Oktober zum zweiten Mal stattfindet, sollen möglichst viele Personen begeistert werden. Namhafte Experten wie Markus Wadsak, Andreas Jäger oder Julia Hartmann vermitteln ihre Expertise, ebenso wie der Bundespräsident und die Klimaministerin.

Wichtigster Punkt ist der Act Part, die Anleitung zum Loslegen und Aktionen zu starten. Im Programm wurde ein ganzer Bauchladen an Maßnahmen ausgearbeitet. Von einem Zero-Waste Workshop bis zum vegetarischen Mittagstisch, über hands-on Strategie Sessions gibt es für jede Unternehmensart und Größe anwendbare Vorschläge.

Im letzten Jahr wurden 21.000 Mitarbeiter*innen erreicht, diese Zahl wird heuer um einiges übertroffen. Schwerpunktmäßig bietet die Climate Academy auch einen vier- bis sechswöchigen berufsbegleitenden Aufbaukurs. Interaktive Online-Vorträge von führenden Expert*innen aus Wissenschaft, Wirtschaft & Medien werden von einer Online-Plattform mit On-Demand-Ressourcen begleitet. Die zertifizierten Climate Rangers tauschen sich innerhalb der Community, auch unternehmensübergreifend, fleißig aus.

Wissen als Basis für Enthusiasmus

Der Enthusiasmus ist da, jetzt muss er mit Wissen unterlegt werden. Dann kann echter Impact geschaffen werden, erläutert Tschas seine Pläne, die permanent ausgebaut werden, um der Nachfrage zu entsprechen. In 17 Monaten seit der Gründung zählt Glacier bereits über 130 Unternehmen zu ihren Kunden.

„Diese Transformation kann man nicht mehr aufschieben, das wissen auch die Unternehmen“, meint der Vater zweier Töchter, dem es persönlich darum geht, mitzuhelfen, seine Kinder in einer nachhaltigen Welt aufwachsen zu lassen.

Es wird viel über Klimaschutz gesprochen, aber die wenigsten wissen, warum eigentlich CO₂ in der Atmosphäre ist. Und wie man es dort wieder rausbekommt. Wir können da helfen, ist das Credo von Glacier, denn: „Every job is a climate job“ – so Tschas.

In den kommenden Wochen wird das Kursangebot auf die Anforderungen spezifischer Abteilungen erweitert, den Anfang machen Trainings für HR, Sales und Marketing. Bald startet man auch mit branchenspezifischen Climate Ranger Ausbildungen, die ersten sind kommen für die Bauwirtschaft und die Finanzbranche.

Asfinag bei Glacier
Climate Impact Day bei Asfinag - © Glacier Academy
„Es wird viel über Klimaschutz gesprochen, aber die wenigsten wissen, warum eigentlich CO₂ in der Atmosphäre ist. Und wie man es dort wieder rausbekommt.“
Andreas Tschas, CEO Glacier Academy