500 Stellen betroffen : Protest gegen Bosch-Werksschließungen: Hunderte Beschäftigte zeigen Flagge in Leinfelden-Echterdingen

Bosch-Standort im sächsischen Sebnitz
- © BoschRund 600 Beschäftigte haben sich nach Angaben der Gewerkschaft IG Metall in Leinfelden-Echterdingen versammelt, um gegen die geplanten Werksschließungen von Bosch Power Tools zu protestieren. Die Aktion fand im Rahmen einer Betriebsratssprechstunde am Hauptsitz des Unternehmens nahe Stuttgart statt – ein klares Signal gegen den angekündigten Arbeitsplatzabbau.
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Der Technologiekonzern Bosch hatte zuvor bekannt gegeben, zwei Standorte der Werkzeugsparte Power Tools in Deutschland schließen zu wollen – darunter die Fertigung am Hauptsitz sowie das Werk im sächsischen Sebnitz. Beide sollen spätestens ab dem Jahr 2026 nicht weiter betrieben werden. Insgesamt sind mehr als 500 Arbeitsplätze betroffen.
Die IG Metall sowie der Betriebsrat kritisieren das Vorhaben scharf. „Nicht nur, weil Bosch keinerlei Verantwortung gegenüber Beschäftigten zeige. Der Schritt füge auch der Marke Bosch großen Schaden zu“, so Karin Solda, Betriebsratsvorsitzende von Power Tools am Stammsitz. Sie kündigte entschlossenen Widerstand an: „Man werde um jeden Arbeitsplatz kämpfen.“
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Bosch begründet Werksschließungen mit Wettbewerbsdruck und geringer Nachfrage
Als Hauptgründe für die geplanten Standortschließungen nennt Bosch gestiegenen Wettbewerbs- und Kostendruck sowie eine rückläufige Nachfrage. Die Produktionsauslastung sei deutlich gesunken, was durch bestehende Sparprogramme nicht mehr aufgefangen werden könne. In den betroffenen Werken werden unter anderem Bohr- und Schlaghämmer sowie Winkelschleifer produziert. Diese Fertigung soll künftig in kostengünstigere Standorte wie beispielsweise Ungarn verlagert werden.
Im sächsischen Sebnitz sind demnach derzeit rund 280 Menschen beschäftigt. Eine anderweitige Ausrichtung des Standorts sei wirtschaftlich nicht tragfähig. Bosch prüft, das Werk zu verkaufen. In Leinfelden sind etwa 230 Beschäftige betroffen.
Bosch Power Tools produziert eine breite Palette an Elektrowerkzeugen, Gartengeräten, Messtechnik und Zubehör. Im Jahr 2024 erzielte die Bosch-Tochter einen Umsatz von 5,1 Milliarden Euro. Von den weltweit rund 18.700 Beschäftigten arbeiten etwa 3.000 in Deutschland – ein Großteil davon am Hauptsitz in Leinfelden-Echterdingen. Weitere Produktionsstandorte befinden sich unter anderem in Ravensburg und Murrhardt.
Bereits zur Jahresmitte 2024 hatte sich Power Tools mit dem Betriebsrat auf einen umfangreichen Stellenabbau im Zentral-, Entwicklungs- und Verwaltungsbereich verständigt: 480 Stellen sollen dabei wegfallen. Konzernchef Stefan Hartung schließt weitere Sparmaßnahmen im gesamten Bosch-Konzern nicht aus – insgesamt könnten Tausende Arbeitsplätze betroffen sein.
Bereichsvorstand Donato betont schwierige Entscheidung
Im Zuge der angekündigten Werksschließungen bei Bosch Power Tools hat Bereichsvorstand Thomas Donato die Beweggründe des Unternehmens erläutert. Demnach reichen die bereits eingeleiteten Kosten- und Effizienzprogramme nicht mehr aus, um den steigenden Kostendruck zu kompensieren und die langfristige Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen. „Die bereits laufenden Kosten- und Effizienzprogramme reichen nicht aus, um den Kostendruck abzufedern und unsere Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu stärken“, so Donato.
Ein zentrales Problem sei die deutlich gesunkene Auslastung der betroffenen Produktionsstandorte, verursacht durch eine rückläufige Nachfrage. Um wirtschaftlich zukunftsfähig zu bleiben, sei es notwendig, die historisch gewachsenen Strukturen im Unternehmen anzupassen und künftig auf weniger, dafür effizientere Standorte zu setzen. „Diese Entscheidung fällt uns sehr schwer“, erklärte Donato weiter. „Sie müsse leider dennoch getroffen werden, um die Zukunftsfähigkeit von Bosch Power Tools nachhaltig zu sichern.“
Ziel sei es laut Donato, die geplanten Maßnahmen so sozialverträglich wie möglich umzusetzen. Sowohl die Belegschaft als auch die Betriebsräte seien bereits über die geplanten Schritte informiert worden. In Kürze sollen Gespräche mit den Arbeitnehmervertretungen stattfinden, um den weiteren Verlauf abzustimmen.
